Winfried Kretschmann mag mit seiner Frau über seine Zukunftspläne geredet haben. Aber ohne seiner Gattin zu nahe treten zu wollen: Ausschlaggebend für seine Entscheidung, bei der Landtagswahl 2021 noch einmal für das Amt des Ministerpräsidenten anzutreten, war wohl eher eine taktische Überlegung.
Denn außer Kretschmann gibt es im Ländle nur einen weiteren Grünen, der die Chance hätte, die Partei als stärkste Kraft an der Regierung zu halten: Cem Özdemir. Und der will zurück in die erste Reihe der Partei, als Fraktionschef im Bundestag. Da gehört er auch hin, will er eine Chance haben, der nächsten Bundesregierung anzugehören, die nach aktuellem Stand der Umfragen durchaus schwarz-grün sein könnte. Er scheidet also im Moment als Kretschmann-Nachfolger aus. Und so bleibt dem 71-jährigen Polit-Veteranen nichts anderes übrig, als selbst noch einmal in den Ring zu steigen. Sollte er bei der Wahl 2021 Erfolg haben und seinen Sessel in der Stuttgarter Villa Reitzenstein behalten, könnte er das Ruder nach einer kurzen Schamfrist ja immer noch an Özdemir übergeben - falls der in Berlin vielleicht doch nicht den gewünschten Erfolg hat.
Wie schön wäre es, wenn Spitzenpolitiker einfach mal zugäben, dass es ihnen um mehr geht als ihren zweifellos vorhandenen Idealismus, nämlich auch um den Machterhalt.
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