Dieser Raum ist keine Kathedrale. Das Gewölbe drückt auf den schmalen Grundriss. Aber die Zuhörer sind zahlreich erschienen, und würdig sind auch die Orgelklänge, die ertönen, als "Pater Paetz" den Gang entlang schreitet. Und zu sagen hat der Mann in der lange Soutane dafür umso mehr.
Genügend Redebedarf
"Liebe Gemeinde", nachdem der redselige Pater im Schmidt-Haus in Nabburg einmal so angesetzt hatte, war er kaum mehr zu bremsen. Die Kirche, die Politiker, die Autohersteller, Greta Thunberg: Redebedarf gab es genug. Und wem angesichts des Heraufbeschwörens einer allgemeinen Verfettung von Mensch und Auto, einer Verdummung durch Lehrermangel und unfähige Politiker nicht längst die drohende Apokalypse schwante, dem formulierte es Pater Paetz klar und deutlich: "Fürchtet euch!"
So lautet auch das aktuelle Programm des Münchner Kabarettisten. Am vergangenen Samstag verwandelte er in Nabburg die Bühne des Schmidt-Hauses in eine temporäre Kanzel. Den Priester zu geben, das ist ein Markenzeichen von Holger Paetz. Die Fastenzeit kommt ihm da gerade gelegen.
Und ebenso der politische Aschermittwoch in Passau. Aus eben diesem hat sich der Pater für seine "Bußpredigt" nämlich ganz schön bedient. Und das fast schon zu aktuell. Zwar klangen die Zitate des Schagabtauschs der Parteien, die Holger Paetz in Nabburg genüsslich deklamierte, nicht immer schmeichelhaft für den Zitierten (Markus Söder: "Es ist zulässig, die CSU zu kritisieren, wenn auch unnötig"). Allerdings bremst hier die erklärte Ambition der Politiker zum Witz den tatsächlichen Komikfaktor für ein Kabarett etwas aus.
Scharfer Beobachter
Dabei kann es Holger Paetz selber viel besser. Zum Beispiel wenn es um Vegetarier und Fleischesser geht - durchaus auch ein der Fastenzeit angemessenes Thema. "Mancher pappt sich einen Fischaufkleber auf die Windschutzscheibe und fährt dann wie die Sau", so die Erkenntnis des scharfen Beobachters von Kirche und Gesellschaft.
Autos und Autofahren sind ohnehin ein weiteres Lieblingsthema des Kabarettisten. "Zu was hab ich den rechten Fuß? Um durchzutreten, wenn ich muss!", legte er den Kfz-Besitzern dieses unseres Landes, wo Tempolimit als inhuman gehandelt wird, in den Mund. Bissig kann er sein, dieser Schelm im Priestergewand. "Wer eine Soutane trägt, kann sich darunter jeden Kontrollverlust erlauben", äußerte er sich unter Bezugnahme auf Karl Lagerfeld, der der erklärten Ansicht war: "Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren."
Schade nur, dass der Pater zurückrudert, wenn es um politisch korrekte Themen geht. Armut in Deutschland? Da wird Paetz plötzlich ernst, und zwar richtig. Fürs Publikum kam die Umstellung von Lachmodus auf Teilnahme etwas plötzlich. Insgesamt aber waren die geistreichen Spitzen des Pater Paetz in der Überzahl. Kein Wunder. "Der Stoff geht mir nie aus, die katholische Kirche ist verlässlich", beschrieb der Kabarettist seine ergiebigste Quelle. Zum Wettern gibt es also stets genug. Amen.













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