Ganz harmlos klingt es erst einmal, wenn er so daherplaudert: Über das zu Ende gehende Jahr, über die Fragen, die sich stellen. Passend dazu serviert Jess Jochimsen im Nabburger Schmidt-HausSpekulatius, Domino-Steine und einen Schoko-Nikolaus. "Vier Kerzen für ein Halleluja" heißt das Jahresendzeitprogramm, mit dem der gebürtige Münchner und heute in Freiburg lebende Kabarettist unterwegs ist.
Geschickt verwebt er in seinem Programm die alltäglichen Absonderheiten und Skurrilitäten des Lebens mit deutlichen gesellschaftlichen und politischen Analysen. Jochimsen wünscht sich Horst Seehofer als Biathlon-Beauftragten ("Das können wir am besten: schießen und dann weglaufen") - und vor allem wünscht er ihm Freunde, die ihn vor sich selbst schützen. Der Kabarettist erzählt von seinem Lieblingswitz im deutsch-österreichischen Grenzgebiet bei Freilassing. Ein großes Schild werbe dort nicht nur dafür, dem "Schießgewehr-Verein" beizutreten - "wo anders ist das halt der Schützenverein" - sondern man habe sich auch den Spruch "Schießen lernen, Freunde treffen" ausgesucht. "Aber heuer habe ich das nicht mehr lustig gefunden, wenn es wieder Politiker gibt, die über einen Schießbefehl an den Grenzen schwadronieren", sagt Jochimsen. Man müsse schon fragen, wovor man eigentlich Angst habe, wenn eine Million Flüchtlinge ins Land kommen und dort auf 80 Millionen Bewohner treffe. "Nicht nur die üblichen Verdächtigen sprechen davon, dass wir überflutet werden", beklagt Jochimsen. Wer aber rechnen könne, wisse, dass dies keine Flut sei. Und dass eine Angst weggehe, wenn man etwa zu- oder absperre, bezweifelt er: "Sagt mir einen Horrorfilm, in dem das funktioniert!"
Jochimsen erzählt auf amüsante Art von Kindheitserinnerungen wie "textilen Demütigungen" Wollstrumpfhose und Fäustlingen, vom zerstörten Teddy, der gemeinsam mit Hilfe des Opas standesgemäß beigesetzt wurde, und vom an Weihnachten angefahrenen Reh, von dem man auch an Ostern noch etwas hatte. Ein Höhepunkt des Abends ist die Jochimsen'sche Erinnerung an das Krippenspiel in der 2. Klasse, dem "Kulminationspunkt der bayerischen Erziehung". 40 Personen mussten untergebracht werden - das beliebteste Mädchen der Klasse spielte die Maria, der Josef lispelte, es gab reichlich Engel und noch mehr Hirten - und sogar für die "Heiligen Fünf Könige" war gesorgt. Die Reise von München nach Bethlehem wurde mit dem Zug zurückgelegt. "Und das Jesuskind war eine zu groß geratene Barbiepuppe, der die Haare geschnitten wurden, und die bei Bewegung "Kauf mir was!" von sich gab", erinnert sich Jochimsen. Er selbst habe einen überdimensionierten Esel mit dem prägnanten Test "i-ah" geben dürfen. Viel Applaus für eine gelungene Mischung aus Kabarett und Komik.













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