Mit einem Schlag auf den Gong verwandelt sich Franziska Wanninger in die Angst-Expertin Melissa Schneeberger. Sie ist die Leiterin des Seminars "furchtlos glücklich", das am Samstagabend im Nabburger Schmidt-Haus gastiert. Ihr indianischer Name bedeute "lauter Esel", erklärt sie, kurze Zeit später preist sie die "Seminar-Lebenstüten" an. Darin: ein Wutball, ein "vielseitig einsetzbarerer Strick", ein Puzzle der Schwiegermutter in tausend Teilen.
Wanninger spricht, spielt, singt und zupft dazu an ihrer Gitarre, dabei erschafft sie eine ganz eigene Welt. Sie kann nicht nur ganz wunderbar Dialekte und Ticks nachmachen und wechselt sekundenschnell von Hans, dem Alkoholiker, zur schüchternen Sabine - sie hat auch ein Gespür für komische Figuren. Sie skizziert ihre Charaktere so realistisch, dass man als Zuhörer fast meint, man könnte sie irgendwoher kennen. Lieb gewinnt man sie, die Spinnerin und den Grantler, die sie gekonnt darstellt.
Aufschnitt im Gesicht
Da gibt es zum Beispiel "Lady Gaga", die ruppige Putzfrau mit osteuropäischem Akzent oder Marsissa, die You-Tuberin, die ihren Followern darlegt, wie sich das anfühlt, jeden Morgen müde zu sein. Die quietschige "Sagro-Tante" Krischta, die unverkennbar schwäbisch erzählt, wie sie alles und jeden mit Tüchern desinfiziert, bevor sie sich zu näherem Kontakt hinreißen lässt. Oder Herbert, das Münchener Ur-Gestein, der sich beim Fahren mit der U-Bahn furchtbar ekelt, weil sich sein Gegenüber schon morgens "ein halbes Pfund Aufschnitt ins Gsicht haut".
Als genaue Beobachterin erweist sie sich, die Wanninger, die "den Leuten aufs Maul und ins Herz schaut", wie es im Pressetext zu lesen ist. Sie spielt mit Klischees und befasst sich leichtfüßig mit dem großen Thema Angst. Mal tiefsinnig, mal oberflächlich, mal laut und schräg oder ganz leise. Ganz unironisch zum Beispiel singt sie ein Lied darüber, zu was man fähig ist, wenn man die Angst überwindet. Die Zuhörer im Schmidt-Haus hängen an ihren Lippen. Elegant fädelt sie den roten Faden durch ihr Soloprogramm. Aber kein Wunder: Schließlich sagt sie von sich selbst, dass reden ihre größte Stärke ist. Aufgewachsen ist sie auf einem Einödhof im oberbayerischen Altötting. Sie studierte Lehramt (Deutsch und Englisch), bevor sie in Amerika ihr Talent zum Schreiben entdeckte. 2011 brachte sie ihr erstes Programm auf die Bühne.
Happy End mit dem Arzt
Mit einem erneuten Gongschlag gibt die Kabarettistin dem Publikum nun einen Einblick in das Seelenleben der Franziska Wanninger: Denn auch sie selbst habe Angst. Angst vor zu wenig Zuschauern und Angst vor dem Publikum: "Das ist nicht wie im Fernsehen: Ich sehe Sie ja auch", gibt sie zu bedenken. Doch eigentlich sind all das nur Ausflüchte, denn ihr größtes Problem ist die Angst vor der Liebe - weswegen sie sich auch zu diesem Seminar angemeldet habe. Zwar findet sie, dass ihr Zahnarzt, "der Andi", eigentlich der perfekte Mann ist, trotzdem hört sie immer wieder Stimmen, die ihr weismachen wollen, dass sie ihn nicht brauche oder er sie eh nur mit der Sprechstundenhilfe betrüge. Als der Zahnarzt schließlich auch auf dem Seminar auftaucht, stellt sich schnell heraus, was Wanninger von ihm möchte. Nämlich: "Haus, Auto, Kinder, Weber-Grill".
Nach einigen amüsanten Turbulenzen bekommt Wanninger ihr Happy-End und die Zuschauerin in der ersten Reihe, die für ihre kleinen Improvisationen herhalten musste, einen ihrer Wutbälle geschenkt. Der sei übrigens nicht aus dem Ikea-Kinderland geklaut, merkt sie an. Und habe diverse Vorteile: "Er ist immer da, wenn man ihn braucht, und er gibt immer nach. Er spült zwar nicht ab, aber das tut ein Mann ja auch nicht."
Am 30. März (20 Uhr) spielt Franziska Wanninger ihr Programm "furchtlos glücklich" im Oberpfälzer Künstlerhaus.
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