Regensburg. Der seit Jahren gärende Streit ist eskaliert: Vor kurzem trafen sich das Studentenwerk Niederbayern-Oberpfalz und die Theatergruppe "ueTheater" vor Gericht wieder. Konfliktpunkt ist der Name des Theatersaals an der Uni Regensburg. Beide Seiten stimmten einem Vergleich zu, doch die Auseinandersetzung geht wohl weiter.
Die Gruppe "ueTheater" lädt zu seinen Vorstellungen stets ins "Elly Maldaque Theater" ein - in Erinnerung an die Volksschullehrerin Elly Maldaque, die 1930 eines der ersten Regensburger Opfer des beginnenden nationalsozialistischen Terrors war. Das Studentenwerk, das das Theater fördert, verlangt allerdings von den dort auftretenden Gruppen, den Namen "Theater an der Uni" und ein vorgegebenes Logo zu verwenden.
Zu wenig einprägsam
Dass der Theatersaal - immerhin der drittgrößte in Regensburg - einen einheitlichen Namen hat, befürwortet grundsätzlich auch Kurt Raster, Sprecher des "ueTheaters". Er hält die Namen "Theater an der Uni" oder "Studententheater", wie es über dem Eingang geschrieben steht, aber für zu wenig einprägsam. Seit Jahren kämpft er dafür, den Theatersaal im Studentenhaus umzubenennen.
Er sammelt Unterschriften, bringt in einer "Kunstaktion" ein selbstgebasteltes neues Namensschild an - und lädt seit 2011 zu Stücken des "ueTheaters" nur mehr ins "Elly Maldaque Theater" ein. Gerlinde Frammelsberger, Geschäftsführerin des Studentenwerks Niederbayern-Oberpfalz, begrüßt ein Gedenken an Maldaque, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. Dafür gebe es aber geeignetere Orte in der Stadt, etwa die Schule, an der Maldaque unterrichtete. Das Theater an der Uni, das erst 1968 gebaut wurde, biete hingegen keinen Anknüpfungspunkt. Bei einer demokratischen Abstimmung aller dort auftretenden Theatergruppen habe sich außerdem die überwältigende Mehrheit gegen eine Umbenennung in "Elly Maldaque Theater" ausgesprochen .
Zum Gegenschlag
Das "ueTheater" lässt sich davon nicht beeindrucken und nutzt weiterhin seinen favorisierten Namen. 2016 holt das Studentenwerk dann zum Gegenschlag aus: Es führt die Regelung ein, dass eine kommerzielle Miete anfällt, wenn Theatergruppen das Logo "Theater an der Uni" nicht verwenden. Statt ein paar 100 Euro Gebühren fallen damit mehrere 1000 Euro pro Stück an. Für das "ueTheater", das für Studenten einen Eintrittspreis von 3,60 Euro verlangt, seien solche Summen unmöglich aufzubringen, erklärt Raster gegenüber unserer Zeitung. Die Vorgabe komme einem Auftrittsverbot gleich. Das "ueTheater" leistet trotz der neuen Regelung nur die für studentische Ensembles üblichen Gebühren - und wurde in Person von Kurt Raster vom Studentenwerk verklagt.
Vor dem Landgericht Regensburg ging es nun um rund 17 200 Euro, die das Studentenwerk für mehrere Auftritte des "ueTheaters" verlangt hatte. Am Ende einigen sich beide Seiten auf einen Vergleich: Demnach verwendet Raster künftig das vorgegebene Logo, das Studentenwerk verzichtet dafür auf die Geldforderung. Raster muss zwar die Kosten des Rechtsstreits übernehmen, geht dank Prozesskostenhilfe nach eigenen Angaben "mit null Euro raus".
Frammelsberger betont, es sei wichtig, dass es gesellschaftskritische Theatergruppen wie das "ueTheater" gibt. Die Gruppe sei äußerst engagiert und greife aktuelle Debatten auf. "Wir haben den Vergleich geschlossen, damit sie nicht in den Ruin getrieben wird."
Eine neue Runde
Weniger versöhnlich äußert sich Raster zum Prozessausgang. Der Theaterregisseur, der von 1993 bis 2005 selbst für die Kulturabteilung des Studentenwerks in der Theatertechnik arbeitete, plant beim Verwaltungsgericht eine sogenannte Normenkontrollklage einzureichen. Für ihn bestehen Zweifel, ob das Studentenwerk überhaupt bestimmen darf, welchen Namen die Theatergruppen verwenden müssen. 2010 habe ihm das Studentenwerk schriftlich mitgeteilt, dass es "für die Benennung eines Gebäudes oder einer Einrichtung der Universität nicht zuständig ist". Nun will es aber seine Namensvorstellungen durchsetzen. "Hier widersprechen sich zwei Verwaltungsakte", findet Raster. Das Theater ums Theater scheint in eine neue Runde zu gehen.
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