14.08.2019 - 16:46 Uhr

In einem neuen Licht

Schnee- und Herbstlandschaften, gemütlich erleuchtete kleine Orte, Ernteszenarien, Menschen im Einklang mit der Natur gemalt in impressionistischer Manier: Das sind die Bilder, die in der Hypo-Kunsthalle Kanada in einem neuen Licht zeigen.

Der kanadische Impressionismus legte die Grundlage für die moderne kanadische Malerei, hier Helen McNicolls „Sonniger September“ (Öl auf Leinwand, 1913). Bild:  © Sammlung Pierre Lassonde/Foto: MNBAQ, Idra Labrie
Der kanadische Impressionismus legte die Grundlage für die moderne kanadische Malerei, hier Helen McNicolls „Sonniger September“ (Öl auf Leinwand, 1913).

München.Größtenteils noch nie öffentlich gezeigt, gibt die Ausstellung in der Landeshauptstadt zum ersten Mal einen Überblick über den kanadischen Impressionismus. 120 Gemälde von 36 Künstlern aus Kanada sind noch bis 17. November zu sehen. Angesichts der Tatsache, dass sich viele Kanadier bei den Pariser Malergrößen ausbilden ließen, stellt sich die Frage, ob es überhaupt einen speziell kanadischen Impressionismus gibt. Genau diese Frage beantworten die Kuratoren mit einem eindeutigen Ja. Der Impressionismus entwickelte sich in Kanada selbstständig weiter und bildete die Grundlage für die kanadische Moderne. Insofern leistet diese Ausstellung einen wichtigen Beitrag zur kanadischen Kultur- und Kunstgeschichte.

Nicht nur Landschaft

Natürlich ist die impressionistische Malmethode und die dahinter stehende Konzeption, nicht nur die Landschaft, sondern auch den Eindruck der Landschaft auf den Menschen zu malen, europäisch geprägt. Unterschiede ergeben sich durch die Motive des kanadischen Alltags, die Ernte von Ahornsaft, die Arbeit im Winter, die weißen Winterlandschaften und durch das besondere Licht bedingt durch die arktische Nähe.

Die Ausstellung beginnt atmosphärisch mit zwei dokumentarischen Filmcollagen vis-a-vis um 1900, Pariser Schick im Kontrast zur kanadischen Holzfällern, Straßenbahnen. Sofort versteht man, warum kanadische Künstler von Paris fasziniert waren und manche sogar in Europa blieben, James Wilson Morrice sogar 35 Jahre lang. Angesagt war zunächst der traditionelle Stil der Barbizon-Maler, dann zunehmend die exotischen Sehnsuchtsorte in Südeuropa mit Venedig als "Tor zum Orient", Nordafrika und den Westindischen Inseln.

Chronologisch zeigt die Ausstellung die Entwicklung der kanadischen Maler nach Themenschwerpunkten in Frankreich, auf ihren Reisen und schließlich in Kanada. Die Räume "Lernen in Frankreich" und "Frankreich-Impression" beweisen, dass Paris "zum Tutor für den neuen Malstil" wurde. Die figürliche Konturierung verliert sich immer mehr im flirrenden Licht. "Auf dem Land" und an "Frankreichs Küsten" fanden französische wie kanadische Maler ihre Motive, die durch Gegenüberstellungen auf sonnengelben und himmelblauen Hintergrund der Ausstellungsräume bestens zur Wirkung kommen.

Neu für die kanadische Kunst ist, dass zum ersten Mal "Jugend und Sonnenlicht", "Frauen in der Freizeit" , auch Akte im Mittelpunkt der Malerei stehen. Den "Neuen Horizonten" in exotischen Ländern folgt die "Rückkehr nach Kanada." Dort hatten es die kanadischen Impressionisten nicht leicht sich gegen die traditionelle Malerei durchzusetzen. Doch von den kanadischen Impressionisten wie Maurice Cullen, James Wilson Morrice und Marc-Aurèle de Foy Suzor-Coté inspiriert schlugen Künstler um 1910 neue Wege ein und schufen in Toronto als "Group of Seven" und in Montreal als "Beaver Hall Group" ein neues Bild von Kanada.

Strahlende Heimat

In faszinierenden Lichtstimmungen mit Fokus auf die weiten Landschaften lassen die Künstler ihre Heimat fern der Metropolen erstrahlen, allen voran A.Y. Jackson, dessen Suche nach den Mustern der Natur in dem Film "The Group of Seven" besonders hervorgehoben wird.

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem National Gallery of Canada, der Fondations de L'Hermitage und dem Musée Fabre und wird nach München in Lausanne, Montpellier und Ottawa zu sehen sein. Täglich geöffnet von 10 - 20 Uhr. www.kunsthalle-muc.de

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.