Ohne Zweifel ist das Phänomen der Passionsspiele im allgemeinen Bewusstsein zuallererst mit den weltweit bekannten Oberammergauer Passionsspielen verankert. Durchaus mit einigem Recht: Gerade der kontinuierlichen Aufführungstradition seit 1634 kann sich keine andere Gemeinde rühmen - und sie beschert dem Passionsspielort eine beherrschende Stellung. Und doch steht Oberammergau nicht alleine. Allein im barocken Altbayern gab es etliche Spielorte. Dann ein gravierender Einschnitt: die staatlichen und kirchlichen Verbote der Aufklärungszeit. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts konnte die Tradition vielerorts wieder aufgenommen werden.
Auch die Oberpfalz präsentiert sich inzwischen als eine lebendige Spiellandschaft, mit einem regen und regelmäßigen Spielbetrieb: So zum Beispiel in Kemnath (zuletzt 2018) oder Tirschenreuth (2020). Träger sind oft örtliche Laienspielgruppen, bisweilen unter professioneller Regie - wie etwa in Neumarkt.
"Lebende Bilder"
Dort reicht die Spieltradition der "Passion" zurück in die Zeit der Gegenreformation und katholischen Erneuerung (17. Jahrhundert). Im Zuge der Aufklärung kam das religiöse Theater gegen Ende des 18. Jahrhunderts zum Erliegen, erlebte aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die örtliche Kolpingfamilie einen Neubeginn. Zunächst "Lebende Bilder" mit gesanglicher Begleitung, bald in dramatisch-szenischer Weise.
Überwältigender Zuspruch
Mit einer literarischen Neuschöpfung, einem in Blankversen verfassten Text "nach Oberammergauer Vorbild" aus der Feder des Katecheten German Mayr, wurde 1922 eine neue, bis in die Gegenwart reichende Tradition begründet. Seit 1989 bringen die Laienspieler die Botschaft vom Geheimnis des Kreuzes in einem Zehn-Jahres-Rhythmus auf die Bühne. Stets erfahren die Passionsaufführungen einen überwältigenden Zuspruch. Denn die engagierte Laienspielschar - inzwischen über 500 Mitwirkende auf und hinter der Bühne - versteht es eindringlich, das lokale christliche Erbe in volksnaher Form zu bewahren, zu pflegen und sinnlich zu vergegenwärtigen.
Internationaler Austausch
Mittlerweile haben sich die Neumarkter einen Platz in der Passionsspiellandschaft erobert. Sie sind Mitglied der "Europassion", der über 90 Passionsspielorte aus 15 Ländern Europas angehören. Unter der Regie von Michael Ritz, bekannt durch die Knorr-von-Rosenroth-Festspiele in Sulzbach-Rosenberg (2007, 2010, 2015) und die Schweppermann-Spiele in Kastl (2013), erfolgt nun 2019 eine "Neuauflage" der Neumarkter Passionsspiele.
125 Sänger unter der Leitung von Peter Bruckschlögl sorgen für musikalische Gestaltung. Geistlicher Betreuer ist - nunmehr zum vierten Mal seit 1989 - Domkapitular und Stadtpfarrer Norbert Winner. Zweifellos werden auch die Passionsspiele 2019 ihre charismatische Überzeugungskraft entfalten und eine tiefe Begegnung mit der Heilsbotschaft vom Kreuz, mit Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu Christi, ermöglichen.
Wann? 9. März (19 Uhr), 10. März(16 Uhr), 15. März (19 Uhr), 16. März (19 Uhr), 17. März (16 Uhr), 22. März (19 Uhr), 23. März (19 Uhr), 24. März (16 Uhr), 29. März (19 Uhr), 30. März (19 Uhr), 31. März (16 Uhr) sowie 5. April (19 Uhr), 6. April (19 Uhr), 7. April (16 Uhr), 12. April (19 Uhr), 13. April (19 Uhr), 14. April (16 Uhr) und 19. April (18 Uhr).
Wo? Jurahalle, Am Festplatz 1, 92318 Neumarkt
Karten: Telefon: 09181/255-2065; www.passionsspiele-neumarkt.de













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