Am Mittwochmorgen haben rund 290 Einsatzkräfte mehrere Wohnungen und Häuser im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz durchsucht – unter anderem in Holzheim sowie in Rocksdorf bei Mühlhausen und Darshofen bei Parsberg. Die Razzien richteten sich gegen sechs Männer im Alter zwischen 34 und 59 Jahren. Hinweisen zufolge hatten diese sogenannte "Sabotagehandlungen an kritischer Infrastruktur" geplant, teilte das Polizeipräsidium Oberpfalz zunächst mit. Am Abend wurde der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dann konkreter: Die Gruppe habe es den Erkenntnissen zufolge auf „große Stromleitungen“ abgesehen.
Die Durchsuchungsaktion bezeichnete Herrmann als Erfolg: „Unseren Ermittlern ist ein empfindlicher Schlag gegen eine Gruppierung mit rücksichtslosen und verfassungsfeindlichen Absichten gelungen“, sagte er. Einige der Männer waren demnach im legalen Besitz von Schusswaffen, es gab aber auch Anhaltspunkte für illegale Waffen. Ob eine terroristische Organisation mit im Spiel ist, war zunächst unklar. Die Verdächtigen sollen den Erkenntnissen nach „Prepper“-Verhaltensmuster zeigen. Der Begriff „Prepper“ leitet sich vom englischen „to be prepared“ ab, was so viel wie „vorbereitet sein“ bedeutet. „Prepper“ bereiten sich auf Katastrophenszenarien bis hin zum Weltuntergang vor.
Bei dem Einsatz handelte es sich der ersten Meldung zufolge um „polizeiliche Gefahrenabwehr“. Weil bereits vorher bekannt war, dass einige der Verdächtigen im Besitz von Schusswaffen sind, waren auch Polizei-Spezialeinheiten beteiligt. Die Auswertung der ebenfalls sichergestellten Laptops und Smartphones werde mehrere Wochen, hieß es von der Polizei.
Innenminister Herrman sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Unseren Ermittlern ist ein empfindlicher Schlag gegen eine Gruppierung mit rücksichtslosen und verfassungsfeindlichen Absichten gelungen." Die Polizei nehme Hinweise auf geplante Sabotageakte stets sehr ernst. Ebenfalls sehr wichtig sei die konsequente Entwaffnung: "Jeder Verdachtsfall wird geprüft und alle rechtlichen Möglichkeiten werden ausgeschöpft." Herrmann zufolge haben bayerische Waffenbehörden 2021 insgesamt 189 erlaubnispflichtige Waffen wegen Verdacht auf Extremismus eingezogen, davon 125 bei Rechtsextremisten und 48 bei Reichsbürgern.
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