Neunburg vorm Wald
01.07.2018 - 14:14 Uhr

Neuinszenierung mit Dynamik und Spannung

Premiere der Neunburger Burgfestspiele: Ausgewogene Präsentation des "Hussenkriegs"

An der Dürnitz, dem Neunburger Schloss, mit Pfalzgraf Johann (Michael Hellmuth) und der Pfalzgräfin Beatrix (Silke Biegerl) konzentriert sich das Geschehen um die hussitische Abwehr durch Ritter, Bürger und Bauern. Georg Lang
An der Dürnitz, dem Neunburger Schloss, mit Pfalzgraf Johann (Michael Hellmuth) und der Pfalzgräfin Beatrix (Silke Biegerl) konzentriert sich das Geschehen um die hussitische Abwehr durch Ritter, Bürger und Bauern.

Ritter, Bürger und Bauern kämpften 1433 gegen die in die Oberpfalz einfallenden Hussiten an. Die Neunburger Burgfestspiele bringen seit 36 Jahren diesen Konflikt in unterschiedlichen Inszenierungen im Burghof auf die Bühne. Regisseur Cornelius Gohlke, der heuer erstmals in Neunburg aktiv ist, kehrt wieder stärker zum Ursprungstext des Autors Peter Klewitz zurück. "Vom Hussenkrieg ein Gesang" lautete der einstige Arbeitstitel, dem Gohlke mit der Präsentation des überlieferten historischen Lieds von Ott Ostmann Rechnung trägt. Georg Schmid verkörpert den Sänger, der mit seinen drei Auftritten das Geschehen kommentiert.

Eine ähnliche Funktion haben die sechs Personen, die zwar in die Handlung integriert sind, aber andererseits immer wieder als Erzähler heraustreten und dem Zuschauer Hintergründe und Zusammenhänge vermitteln. Äußerlich ist das Stück in 16 Szenen gegliedert, die aber in rascher und stringenter Form vermittelt werden, so dass der Zuschauer Spannung und Dynamik erlebt. Langeweile kommt zu keinem Zeitpunkt auf. Dabei transportiert das Stück von Haus aus schwere Kost, wenn der Religionskonflikt zwischen den böhmischen Hussiten und den Katholiken in der angrenzenden Oberpfalz thematisiert wird. Dort fallen die böhmischen Krieger immer wieder ein, um Proviant zu besorgen. Unter den Hussiten befindet sich auch der junge Ritter aus dem oberpfälzischen Geschlecht der Zenger. Dieser hat sich einst für die hussitische Idee begeistert und trifft jetzt bei der kriegerischen Auseinandersetzung auf seinen alten Vater - ein dramatischer Höhepunkt im gesamten Spiel.

Auf eine ausgewogene Präsentation der hussitischen Sache und der katholischen Ansicht wird großer Wert gelegt. Fanatiker und Besonnene gibt es in beiden Lagern und dabei reift die Erkenntnis: "Der Krieg macht aus jedem Menschen ein Ungeheuer!" Trotz der inhaltlichen Straffung kommen Gefühle und Stimmungen nicht zu kurz. Der Erfolg der Inszenierung leitet sich nicht nur aus den dramaturgischen Einfallsreichtum des Regisseurs ab, sondern auch aus dem hochmotivierten Einsatz des mehr als 140-köpfigen Ensembles, dessen Spieler mit Begeisterung vor der Kulisse der Neunburger Stadtpfarrkirche agierten und das Premierenpublikum am Samstag zu Beifallsstürmen animierten.

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