Neustadt an der Waldnaab
06.02.2020 - 09:34 Uhr

Bewegung im Drama um die Altlasten

Seit Jahrzehnten verschandeln die ehemaligen Bleikristallfabriken im Kreis Neustadt/WN die Ortsbilder und verseuchen mit Giftstoffen den Boden. Nun geht es in der Sanierungsplanung voran – und es kursieren Konzepte für die Folgenutzung.

Die frühere Hofbauer-Fabrik in Altenstadt/WN gehört zu den vieldiskutierten Altlastenflächen in der Nordoberpfalz. Es kursieren mehrere Vorschläge über eine mögliche Folgenutzung nach der Sanierung – doch das dauert. Bild: Gustl Beer
Die frühere Hofbauer-Fabrik in Altenstadt/WN gehört zu den vieldiskutierten Altlastenflächen in der Nordoberpfalz. Es kursieren mehrere Vorschläge über eine mögliche Folgenutzung nach der Sanierung – doch das dauert.

Für das Gelände der früheren Bleikristallfabrik Tritschler in Neustadt liegt inzwischen das Sanierungsgutachten eines Ingenieurbüros vor. Für die verbleibenden Altlastenflächen im Landkreis sei mit "der Vorlage des Schlussberichts zur Sanierungsuntersuchung im Frühjahr 2020 zu rechnen", ließ ein Sprecher aus dem Hause von Minister Thorsten Glauber (FW) wissen.

Doch mit der stückweisen Veröffentlichung der Sanierungsberichte ist das Altlastenproblem lange nicht gelöst: Damit endet lediglich die einer späteren Sanierung vorgeschaltete Untersuchungsphase. Laut Bundesbodenschutzgesetz gilt es, ein mehrstufiges Prozedere einzuhalten, welches den genauen Umgang mit Altlasten vorgibt. Erst auf Basis der Untersuchungen kann dann in den nächsten Monaten die konkrete Sanierungsplanung eingeleitet werden. Befeuert durch die bevorstehende Kommunalwahl im März kursieren inzwischen mehrere Vorschläge für eine mögliche Nachfolgenutzung der Gelände.

Dem FW-Landtagsabgeordneten Tobias Gotthardt schwebt vor, das Landesamt für Finanzen in eine der sanierten Fabriken zu verlagern und nicht, wie vorgesehen, nach Weiden. Diesem Vorschlag erteilt sein CSU-Parlamentskollege Stephan Oetzinger eine Absage: Nach Rücksprache mit der Staatsregierung sei dies "definitiv ausgeschlossen". Oetzinger plädiert stattdessen für einen "runden Tisch" unter Federführung des Umweltministeriums gemeinsam mit dem Landkreis, den betroffenen Kommunen sowie dem Finanzministerium.

In Neustadt hingegen kursiert der Vorschlag des SPD-Bürgermeisterkandidaten Sebastian Dippold, auf den Flächen der Brachen eine Landesgartenschau auszurichten. In nicht abgerissenen Fabrikgebäuden könnten zudem Startups eine Heimat finden, schlägt Dippold vor.

Die IHK-Nordoberpfalz wiederum fordert Geld vom Freistaat: "Um Industriebrachen aufwendig zu rekultivieren braucht es Förderprogramme", sagte Geschäftsführer Florian Rieder im Januar. Damit könne der Flächenverbrauch begrenzt und Gewerbeflächen geschaffen werden. Ob Minister Glauber bei seiner Visite am Freitag tatsächlich ein Millionengeschenk im Gepäck hat, bleibt jedoch fraglich.

 
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