Karl Heinz Malzer wird das Konzert am Sonntag, 4. November (16 Uhr, Einlass 15.30 Uhr), in der Stadtpfarrkirche dirigieren. Unter seiner Leitung singen Hofer Symphoniker, Chöre „Mixtura Cantorum“ sowie der Jugendchor des Fränkischen Sängerbundes weltliche (Sinfonien op. XV und op. 1/2) und geistliche Musik (Litanei, Requiem g-Moll) von Franz Gleißner. Im Gespräch mit der Kulturredaktion spricht der Dirigent über das Konzert.
ONETZ: In den Sinfonien in B-Dur und Es-Dur beleuchtet Gleißner die „Dur-Sonnenseite“. Wo stehen die Werke in Hinblick auf seine Zeitgenossen Haydn oder Mozart?
Karl Heinz Malzer: Lipowski schreibt 1811 im „Baierischen Musiklexikon“: Die Sinfonia ist ein Werk „das neben einem Haydn und Mozart stehen kann“. Auch in der Leipziger Allgemeinen Musikzeitung vom 5. Juni 1799 ist zu lesen: eine „fließende, solide, schöne und geschmackvolle Sinfonie“.
ONETZ: Die Noten der Sinfonien oder des Requiems kann man nicht in einer Notenbuchhandlung kaufen. Was musste passieren, bis die Noten in Händen der Musiker lagen?
Karl Heinz Malzer: Ich habe sie nach Handschriften der Staatsbibliothek München mit einem Notenschreib-Programm in moderne Notation umgesetzt. Es gab nur Einzelstimmen, dabei ein bezifferter Generalbass, dessen Akkorde ich erst ableiten musste. Das Programm ermöglichte es dann, eine heute gebräuchliche Partitur mit allen Stimmen im Überblick anzufertigen.
ONETZ: Zeigt die Litanei „Virgo prudentissima“ nach Mozarts „Idomeneo“, dass Gleißner die Werke des Kollegen gut kannte?
Karl Heinz Malzer: Als Student ist Gleißner wahrscheinlich 1781 Mozart begegnet – also in dem Jahr, in dem Idomeneo von Mozart in München uraufgeführt wurde. Die Ausstrahlung des 25-jährigen Mozart hat den 20-jährigen Gleißner tief beeindruckt. Später in Offenbach konnte er den Nachlass der Witwe Mozarts durchgehen und ordnen, daraus entstand das „Gleißner-Verzeichnis“, der Vorläufer des bekannten „Köchel-Verzeichnisses“. Bei dem Duett aus den „Lauretanischen Litaneien“ hat Gleißner den weltlichen Text bei Mozart durch einen geistlichen ersetzt, eine damals übliche „Kontrafaktur“.
ONETZ: Da legt Gleißner ein Requiem vor, mit Orchester, Chor und Solisten, ganz wie die namhaften Kollegen. Welche Wirkung dürfen wir von dem Opus erwarten?
Karl Heinz Malzer: Die Noten des Requiems sind eine Abschrift von 1818, dem Todesjahr Gleißners. Meine Vermutung ist, dass er das Requiem 1778 für die Exequien des Kurfürsten Max Joseph verfertigte, also mit 17 oder 18 Jahren. Gleißner verwendet keine Holzbläser, nur Streicher, Orgel, Pauke und – kaum zu glauben – vier Hörner und drei Posaunen, außerdem Sopran-, Bass-Solo und Chor. Ich empfinde es als kraftvolles Werk mit empfindsam-gefühlsbetontem Ausdruck in der dunklen Tonart g-Moll.
ONETZ: Wie weit sind Ihre musikwissenschaftlichen Forschungen über den Militär- und Hofmusiker, Komponisten und Lithographen fortgeschritten?
Karl Heinz Malzer: Mein Buch „Franz Gleißner und seine Zeit“ mit knapp 400 Seiten ist abgeschlossen und soll im Dezember veröffentlicht werden. Ich hoffe sehr, dass er und seine Musik damit noch stärker in die Öffentlichkeit getragen werden. Gern zitiere ich den Musikwissenschaftler Robert Münster: „Gleißner war ein vielseitig begabter und einfallsreicher Komponist, dessen Bedeutung noch immer unterschätzt wird.“
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.