Neustadt an der Waldnaab
03.12.2018 - 17:46 Uhr

"Freu dich Erd- und Sternenzelt"

Der weltbekannte Chor ist wahrscheinlich der älteste Knabenchor auf der Welt. Am Sonntag setzen die Regensburger Domspatzen auf Einladung der Kulturfreunde Lobkowitz den Schlusspunkt unter das Neustädter Stadtjubiläum.

Erhebende Chormusik des weltbekannten Chores erklingt zum Abschluss des Stadtjubiläums und begeistert die Besucher in der voll besetzten Stadtpfarrkirche in Neustadt/WN. Bild: Franz Lahm
Erhebende Chormusik des weltbekannten Chores erklingt zum Abschluss des Stadtjubiläums und begeistert die Besucher in der voll besetzten Stadtpfarrkirche in Neustadt/WN.

Mit einem anspruchsvollen Programm stimmt der Chor unter Leitung von Domkapellmeister Roland Büchner in der Stadtpfarrkirche auf die Advents- und Weihnachtszeit ein. Mit "Rorate coeli" ziehen die rund 60 Knaben und jungen Männer in die Kirche ein. "O Heiland reiß die Himmel auf" von Johannes Brahms fordern sie geschlossen und singen das Segnungsgebet "Benedixisti" des venezianischen Komponisten Giovanni Gabrieli. Einen ersten Höhepunkt setzt der Chor dem mit innigem Piano, aufblühend zum voluminösen Forte, gesungenen mehrstimmigen "Ave Maria" von Anton Bruckner. Das achtstimmige "Frohlocke ihr Völker auf Erden" von Felix Mendelssohn Bartholdy überzeugt in vielstimmigen Glanz ebenso.

Sehr gut gelingt das von Christian Ridil komponierte Lied "Ein Kind ist uns geboren" mit beachtenswerter Führung von Bässen und Tenören in der zweiten Strophe. Das im gleichen Jahr (1943) im modernen Stil gehaltene "O magnum mysterium" von Morten Laudridsen enthält Dissonanzen, schwer zu singende Passagen, wie hohe Sopran- und Tenoreinsätze, die der Chor mühelos meistert und sehr intonationsrein in einen wundervoll leisen Schluss führt.

Mächtiger Fortissimo-Schluss

Ähnliches gelingt mit dem rhythmisch anspruchsvollen "Resonet in laudibus" von Chester L. Alwes, hier mit einem mächtigen Fortissimo-Schluss und einem weiteren Höhepunkt, dem "Ave maris stella" im zeitgemäßen hymnisch-englischen Stil. Michael Praetorius' "Es ist ein Ros entsprungen" erklingt zwischendurch mit einer sehr zart vom Halbchor gesungenen zweiten Strophe.

In der Chorpause interpretiert Luka Juric, einer der älteren Domspatzen, "Puer natus", "Vom Himmel hoch" von Bach auf der klangreichen Orgel der Kirche. Einigen Besuchern - in eifriges Murmeln verwickelt - entgeht dieser Kunstgenuss. Die Bach-Choräle "Wie soll ich Dich empfangen" und "Ermuntere dich, mein schwacher Geist" kredenzt der Chor mit hoher Klangkultur.

"Marien Kind" von Joseph Haas, "Christkind" von Peter Cornelius und das meist aufgeführte Werk Max Regers, "Mariä Wiegenlied" - ein weiterer Höhepunkt - , singen die jüngsten Solisten mit herrlich zarten und doch kernigen Stimmen. Büchner trägt mit seiner Begleitung auf dem E-Piano zur Sicherheit seiner Jüngsten bei. Es gibt es Extra-Applaus.

Das schlesische "Transeamus" stimmen die Männerstimmen kräftig an, der Chor verkörpert die zur Krippe Eilenden und den dortigen Jubel, die Männerstimmen runden den Satz von Joseph I. Schnabel ab. In völligem Kontrast erklingt "Glorious Kingdom", das Josph Birkl in Anlehnung an die Spirituals und Gospels komponierte. Es gelingt eine mitreißende Wiedergabe.

Das Lied "Quem pastores laudavere" erklingt in vielen Weihnachtskonzerten. Die Domspatzen singen es in einer von Carl Loewe komponierten Fassung. "Still, still, weil's Kindlein schlafen will" - hier in einem Satz von Rudolf Karl - ist allseits bekannt. In ihrer Interpretation auch der weiteren Lieder steigert sich der Chor zur Höchstleistung, obwohl gerade die einfach gehaltenen Chorsätze schwierig zu singen sind.

Mit "Fröhliche Weihnacht überall" im Satz von Franz Biebl und Carl Thiel's "Freu dich Erd- und Sternenzelt" offenbaren die jungen Menschen optimistische Weihnachtsfreude. Wiederum fällt im letzten Lied der überaus sauber und durchsichtig klingende Halbchor auf.

Dynamische Bandbreite

Sehr innig intoniert der Chor zum Abschluss das "Stille Nacht, heilige Nacht". Die jungen Knabenstimmen eröffnen, die frischen Männerstimmen singen die zweite Strophe zuerst im sanften Piano, danach im kräftigen Forte. In der dritten Strophe beginnt der Gesamtchor absolut behutsam, steigert sich zu beachtlicher Majestät und beendet das Lied in wohlklingender Ruhe.

Büchner führte den Chor äußerst aufmerksam, schnell reagierend mit Mimik und den Augen bei relativ ruhiger Zeichengebung. Er motiviert, stützt und führt ohne große Showeffekte zu emotionalen Höhepunkten. Entsprechend durchsichtig, textverständlich, intonationssicher mit dynamischer Bandbreite und innerer Beteiligung folgen die Sänger. Besonders engagieren sich alle Beteiligten für die sehr anspruchsvollen und schwierigen Kompositionen zeitgenössischer Komponisten. Das hat im Neustädter Konzert auch besonders überzeugt. Stehender, langanhaltender Applaus gilt Büchner und den von ihm liebevoll geführten Sängern. Er belohnt dies mit dem von den Domspatzen wunderbar gesungenen Volkslied "Heilige Nacht".

 
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