Neustadt an der Waldnaab
05.02.2019 - 18:12 Uhr

Landrat wechselt ins Protestlager

Als wäre der Süd-Ost-Link nicht umstritten genug, seit Montag tut sich mit dem Netzentwicklungsplan 2030 eine neue Front auf. Der Plan schürt Angst, die Trasse könnte breiter werden. Widerstand formiert sich, an der Spitze ein Landrat.

Leerrohre (links) und ein Kabel mit dem, Windparks in der Ostsee angebunden sind. Ähnlich könnten die Kabel aussehen, die bald durch die Oberpfalz führen sollen. Bild: Stefan Sauer/dpa
Leerrohre (links) und ein Kabel mit dem, Windparks in der Ostsee angebunden sind. Ähnlich könnten die Kabel aussehen, die bald durch die Oberpfalz führen sollen.

Der Streit um den Trassenverlauf der Gleichstromleitung Süd-Ost-Link ist nicht im Ansatz gelöst, da schaffen die deutschen Netzbetreiber eine neue Konfliktlinie. Am Montag haben 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW mit ihrem Netzentwicklungsplan 2030 Überlegungen vorgestellt, wie das deutsche Stromnetz mittelfristig ausgebaut werden soll. Diese Überlegungen haben schon am Dienstag Neustadts Landrat Andreas Meier auf den Plan gerufen. In deutlichen Worten droht er mit rechtlicher und fachlicher Prüfung und "notfalls" mit juristischen Schritten.

Was Meier so aufregt, ist ein Satz im Netzentwicklungsplan zum Süd-Ost-Link: "Im Sinne der vorausschauenden Planung sind bereits im Zuge des Projekts DC5 Wolmirstedt - Isar Leerrohre für die zukünftige Erweiterung der HGÜ-Verbindung vorzusehen, sofern im laufenden parlamentarischen Verfahren zum Entwurf eines Gesetzes zur Beschleunigung des Energieleitungsausbaus die Voraussetzungen dafür geschaffen werden."

Zwei verschiedene Sachen

Neustadts Landrat weist nun darauf hin, dass Leerrohre keine Rolle gespielt haben: "Bislang war immer davon die Rede, dass Leerrohre nicht mit verlegt würden", erklärt Meier. Der Landrat macht deutlich, weshalb er so vehement gegen die neue Variante ist: "Die Mitverlegung von Leerrohren und die damit notwendige Verbreiterung der Trasse um 15 Meter konterkariert unsere eindeutigen Forderungen nach einem möglichst schmalen Kabelgraben völlig und unterbindet auch unsere zentrale Forderung einer Verlegung im Schutzstreifen der Autobahn A93."

Tennet-Sprecher Markus Lieberknecht weist darauf hin, dass Meier zwei verschiedene Aspekte vermischt. "Im aktuell laufenden Planungsprozess für den Süd-Ost-Link spielen Leerrohre keine Rolle." Dagegen beinhalte der Netzentwicklungsplan Vorschläge für einen längeren Zeitraum. Die Entscheidung treffen nicht die Netzbetreiber, sondern die Bundesnetzagentur und letztlich der Bundestag. Die Netzagentur wird auch die Kalkulationen der Betreiber nachrechnen. Es sei möglich, dass dann ein ganz anderer Bedarf steht.

Hinter dem Vorschlag der Netzbetreiber stehe die Überlegung, dass es nicht zielführend ist, die Erdverkabelung in einigen Jahren erneut aufzugraben, um neue Kabelstränge zu verlegen. Wenn die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass in Zukunft mehr Übertragungskapazität auf der Trasse nötig wird, dann wären Leerrohre sinnvoll. Der künftige Leitungsbedarf ist vergleichsweise unklar. "Man darf aber sicher sein, dass sich hier durch den beschlossenen Kohleausstieg einiges verändert haben dürfte."

Rechenspiele

Dass, wie Meier schreibt, die Trasse durch die Leerrohre um 15 Meter breiter wird, bestätigt Lieberknecht ausdrücklich nicht. Tatsächlich werde derzeit mit 15 Metern Gesamtbreite kalkuliert. Allerdings laufen aktuell Tests für neue Kabeltechnik, die künftig 525 Kilovolt (kV) übertragen soll, statt der bisher vorgesehenen 320 kV. "Es besteht eine realistische Chance, dass diese Technologie bald eingesetzt werden kann." Wenn es so weit ist, wären nur mehr zwei statt vier Kabelstränge nötig, die Breite der Trassen würde sich auf 7 bis 10 Meter verringern. Würden dann die Leerrohre hinzukommen, wären es wieder 15 Meter.

Lieberknecht weist darauf hin, dass die Breite nichts mit dem konkreten Verlauf der Trasse zu tun habe. Die Hoffnung, dass eine schmälere Trasse vollständig auf einem Streifen entlang der Autobahn verlegt werden könnte, sei unbegründet. "Wir orientieren uns schon jetzt entlang der Autobahn. Aber das wird nur in einigen Abschnitten funktionieren." Die konkrete Breite werde erst im Planfeststellungsverfahren festgelegt - wenn die Trasse schon beschlossen ist. Dies soll noch in diesem Jahr, "im Sommer oder Herbst", für den Abschnitt von Thüringen bis nach Pfreimd erfolgen. Der Abschnitt weiter südlich dürfte dann drei bis vier Monate später an der Reihe sein.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.