Mitunter werden die Schauspieler im Nürnberger Staatstheater zu Akrobaten. Für die "Komödie mit Banküberfall" wurde eigens ein Fassaden-Kletterer engagiert, um den Protagonisten die Höhenangst zu nehmen. Was tut man nicht alles, um das Büro des Bankdirektors aus der Vogelperspektive zu bewundern? Bewundernswert sind auch die zahlreichen anderen Ideen, mit denen das englische Kultstück in Nürnberg in Szene gesetzt wird. Eine deutschsprachige Erstaufführung, die wohl schnell zum Publikums-Renner emporklettern dürfte.
Eigentlich geht es in dem zweistündigen "turbulenten Unfug à la Monty Python" ja um den Raub eines Diamanten. Doch der Plot wird rasch zur Nebensache. Da stolpert man munter ins Fettnäpfchen, poltert kräftig gegen Türen, schlägt erbarmungslos auf Köpfe ein, verteilt wahllos Klebe-Bärte, zieht ständig irgendwelche Hosen an und aus oder knallt zwischendurch gnadenlos ein Opfer ab - und das in einem atemberaubenden Tempo.
Hollywood-Seitenhiebe gibt es natürlich auch. Wenn sich Nicolas Frederick Djuren aus acht Metern Höhe abseilt, um den begehrten Klunker zu ergattern, denkt man zu Recht an "Mission: Impossible". Möwen, die regelmäßig durchs Fenster krähen, erinnern an Hitchcocks "Vögel".
Christian Brey, der unter anderem bei Werken von und mit Harald Schmidt Regie führte und ab 2009 zum Team der Late-Night-Show zählte, ist ein Meister witziger Knalleffekte. Und die Schauspieler lassen sich mit schonungsloser Spielfreude auf das Spaß-Gewitter ein. Da punktet Maximilian Pulst als kesser Taschendieb und gewiefter Wärter. Lea Salfeld gibt die verführerische Schönheit, die genau darauf achtet, was "auf dem Strich", äh "unter dem Strich" an Geld übrig bleibt. Pius Maria Cüppers poltert als Bankdirektor Breimann über die Bühne. Und Adeline Schebesch eröffnet für einen Bankräuber erst einmal ein Konto, um später einen schmachtenden Polizisten mit Handschellen in Zaum zu halten. Es ist fantastisch, wie stimmig und akkurat hier miteinander agiert wird.
Großes Lob gilt der Bühnentechnik (Anette Hachmann) und dem Licht-Design (Kai Luczak) - wann sieht man schon ein untertauchendes Auto ohne Wasser? Tolle Requisiten wie das auf- und zuklappende Bett sind einfach zum Hinlegen. Erfrischende Cha-Cha-Cha-Rhythmen und Elvis-Hits (grandios-cool: Thomas Esser) lassen die 50er-Jahre aufleben.
Kein Zweifel: Diese Komödie ist ein irres Vergnügen in Slapstick-Manier, das die Zuschauer bis zuletzt in den Bann zieht. Selten hat man bei einem Banküberfall so viel gelacht. Vor allem, weil am Ende gar die Toten wieder aufstehen - um die "Premierenfeier nicht zu verpassen".
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