Operation gelungen - Patient lebt. Nach 106 Jahren braucht auch eine Kunsthalle eine Rundum-Erneuerung. Kulturreferentin Julia Lehner nutzte für ihr Grußwort zur Wiedereröffnung sogar medizinische Begriffe, um die umfassende "Operation" in Worte zu fassen. Die notwendige Dachsanierung verglich sie mit einem chirurgischen Eingriff. Für 3,3 Millionen wurde dem denkmalgeschützten Gebäude, das zum Kunst-Kultur-Quartier gehört, ein klimatechnisch topmoderner Körper verliehen.
Nach 20 Monaten Schließzeit passt der Titel der Auftakt-Ausstellung hervorragend: Hier ist "Hidden Beauty", verborgene Schönheit, zu entdecken. Der Titel spielt einerseits auf die Architektur der Nürnberger Kunsthalle an, die quasi in die Stadtmauer eingewoben ist. Andererseits deutet er an, worum es den acht international renommierten Künstlern geht. Sie wollen "Situationen schaffen für physisch erlebbare Erfahrungen und überraschende Wahrnehmungen", erläutert Kunsthallenchefin Ellen Seifermann.
Schillernde Lichtreflexion
Da ist Monica Bonvicinis Videoinstallation "Slamshut" (2016), die den Besucher mit eigenen Erwartungen konfrontiert und mit trockenem Humor in einer realen Erfahrung endet. Auch in den Installationen von Olafur Eliasson und Ann Veronica Janssens geht es um die aktive Einbeziehung von Menschen und ihrer sinnlichen Wahrnehmung. Janssens großformatige Glastafel aus der Werkgruppe der Magic Mirrors (2012-14) erzeugt bei Tageslicht eine verwirrende Vielfalt von schillernden Lichtreflexen und Spiegelungen, die die Erfahrung des realen Raums verändern.
Den Gegenpart dazu bildet Olafur Eliassons kinetische Skulptur Mono scanner (2004), die in einem dunklen Raum die Wände mit einem Lichtstrahl durch die Linse eines Leuchtturm-Scheinwerfers abtastet und so die Aufmerksamkeit auf Details lenkt. Aus Draht und Kommunikationskabeln bestehen die Makramés von Nevin Aladag. Die aus dem Orient stammende Knüpftechnik für Blumenampeln oder Wandbehänge verweist auf die globale Kommunikation und Vernetzung, die unsere Arbeitswelt und Lebenswirklichkeit prägen.
Biologische Kühlsysteme
Die Verbesserung der Energiebilanz und der Klimakontrolle in der Kunsthalle Nürnberg waren Ziele der Sanierung. Für Laure Prouvost dienen sie als Ausgangspunkt für seinen "Showroom", der an einen verwilderten Wintergarten erinnert. Gemeinsam ist der Sammlung von Pflanzen und Gegenständen, dass sie biologische oder technische Kühlsysteme sind oder enthalten. Das könnte auch ein "grüner Faden" für den Neustart der Kunsthalle sein: leichthändig, spielerisch und mit Humor kunstvolle Bögen in die Gegenwart zu spannen.
Service
Die Kunsthalle ist Teil des Kunst-Kultur-Quartiers in Nürnberg und befindet sich in der Lorenzerstraße 32. Das Quartier ist am Dienstag sowie von Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr und am Mittwoch von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Sonderöffnungszeiten gelten an Feiertagen. Die Schau „Hidden Beauty“ geht bis 19. Januar.
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