90 Sekunden nach dem letzten Ton gab es am Freitagabend bereits die erste stehende Ovation. 90 Sekunden später folgte die Zugabe. Und auch danach hielt es die Nürnberger in der Meistersingerhalle nicht mehr auf den Stühlen. Nach fünf Jahren fällt es eben nicht leicht, von Joana Mallwitz Abschied zu nehmen. So wurde ihr letztes Philharmonische Konzert im ausverkauften Konzertsaal zu einem tief emotionalen und berauschendem Fest.
Als sie vor fünf Jahren als Generalmusikdirektorin am Staatstheater Nürnberg startete, ernannte man sie noch in der ersten Saison zur „Dirigentin des Jahres“. Und man spürte es an diesem Abend bei jeder Note: Sie ist nicht nur mit dem Orchester eng zusammengewachsen, sondern hat auch die Herzen ihrer Zuschauer gewonnen. Besonders ihre Expeditionskonzerte, bei denen Joana Mallwitz als Musik-Erzählerin auf Augenhöhe die unterschiedlichsten Werke von allen Seiten beleuchtete, fanden großen Anklang.
Auch Gustav Mahlers vierte Sinfonie, die sie für ihren Abschiedsabend wählte, brachte sie mit gewohnter Sicherheit zum Glänzen. Sofort breiteten sich Wellen des Wohlklangs aus, die, differenziert und mit markantem Tempo dirigiert, für Gänsehaut-Atmosphäre sorgten. Nach der Pause wurden dann „Herzensstücke“ der jungen Dirigentin serviert, darunter die Ouvertüre zu Prokofjews „Krieg und Frieden“ sowie der zweite Satz aus Schuberts „Unvollendeten“. „Diese Komposition hat mich schon als Teenager umgehauen“, verriet die 37-jährige Mallwitz.
Eine „wirkliche Premiere“, so nannte es jedenfalls Kultur-Referentin Julia Lehner, gab es dann bei der Feier im Anschluss. Staatsintendant Jens-Daniel Herzog lobte die „ansteckende Begeisterung“ von Joana Mallwitz, indem er ehrerbietend vor ihr niederkniete. Bevor die Dirigentin mit der Saison 2023/2024 die künstlerische Leitung am Konzerthaus Berlin übernimmt, kann man sie übrigens noch einmal am 30. Juli um 20 Uhr beim Klassik-Open-Air erleben. Das Motto passt: „Feste Feiern“!













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