Nürnberg
29.03.2019 - 13:52 Uhr

Dem Spiel Raum geben

Schon Bauhaus-Meister wie Walter Gropius und Johannes Itten erkannten das soziale und gestalterische Potenzial des Spiels. Dies lag auch an der damaligen Zeit, in der es galt, aus den Trümmern der alten Welt Neues zu erschaffen.

Das gerade einmal etwas über zehn Jahre alte und dennoch schon fast legendäre Kaleidoscope-house der Firma Bozart hat die Künstlerin Laurie Simmons konzipiert. Bild: Roman März
Das gerade einmal etwas über zehn Jahre alte und dennoch schon fast legendäre Kaleidoscope-house der Firma Bozart hat die Künstlerin Laurie Simmons konzipiert.
Alma Siedhoff-Buschers "Kleines Schiffbauspiel" trägt die Spuren einer Reformpädagogik, die das Erleben, Handeln und Beobachten des Kindes in den Mittelpunkt stellt. Bild: Roman März
Alma Siedhoff-Buschers "Kleines Schiffbauspiel" trägt die Spuren einer Reformpädagogik, die das Erleben, Handeln und Beobachten des Kindes in den Mittelpunkt stellt.

Die Visionäre machten das Spielerische zur Grundlage ihrer interdisziplinären Kurse. Die 1919 in Johannes Ittens Antrittsvorlesung manifestierte Idee einer Verbindung von Arbeit und Spiel wurde zum Programm. Die Bauhausschule nutzte die menschliche Motivation zum Spielen als Motor für Entwicklung und Gestaltung. Das Neue Museum Nürnberg spürt nun mit der Ausstellung "Bau (Spiel) Haus" bis 16. Juni dieser Tradition nach und verfolgt die Überlieferung des Bauhaus-Erbes über die Gegenwart bis in die Zukunft hinein. Gezeigt werden über 100 Werke aus mehr als 100 Jahren - von historischen Positionen bis hin zu zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten.

Die Exponate sind in neun Ausstellungsbereiche aufgeteilt, die keiner Chronologie folgen und sich nicht als abgeschlossene Einheiten verstehen. So entstehen dialogisch miteinander verknüpfte Sektionen mit fließenden Übergängen. Trotz visueller Analogien treffen disparate Welten aufeinander und eröffnen zahlreiche Fragen nach dem Potenzial und den Dimensionen von Spiel. Gefragt wird nach den Faktoren, die Kreativität und Innovation steigern, nach der Wechselbeziehung zwischen analogen und virtuellen Welten.

Mit der Auswahl an Exponaten stellt die Ausstellung eine interessante und diskutierenswerte These auf: die spielerische Kultur des Bauhaus ist ein maßgeblicher Impulsgeber für viele dieser als Katalysator für Kreativität gepriesenen und weltweit implementierten „Spielzonen“, Kreativräume und experimentellen Methoden. Dessen Devise – das Spiel wird zum Fest, aus dem Fest wird Arbeit, und Arbeit wird zum Spiel – wird von der gegenwärtigen sogenannten Innovationsökonomie aufgegriffen.

Die Epoche des Bauhaus erkannte und nutzte also die Fähigkeiten des „Homo Ludens“ (des spielenden Menschen), im Spiel einerseits individuelle Fähigkeiten wie Handlungsfreiheit und selbstständiges Denken, andererseits auch soziales Verhalten zu entwickeln. Kein Wunder, dass diese Konzepte für Bildung und Produktion und damit letztlich für die Gestaltung menschlichen Miteinanders bis heute unübertroffen sind.

Weitere Infos unter www.nmn.de

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.