Nürnberg
02.05.2019 - 14:33 Uhr

Superhelden des Mittelalters

Rund 50 Exponate des 13. bis 15. Jahrhunderts veranschaulichen bei der Ausstellung im GNM Nürnberg die spätmittelalterliche Vorstellung vom sicheren Weg ins Paradies.

Maria mit Krone, um 1470/80, Meister der Sterzinger Altarflügel, Ulm, Malerei auf Tannenholz: Auf der prächtigen Altartafel sitzt Christus als nacktes, unschuldiges Kind auf dem Schoß seiner Mutter. In der Hand hält er einen Apfel als Verweis auf den Sündenfall, den er mit seinem Tod sühnen wird. Repro: gük
Maria mit Krone, um 1470/80, Meister der Sterzinger Altarflügel, Ulm, Malerei auf Tannenholz: Auf der prächtigen Altartafel sitzt Christus als nacktes, unschuldiges Kind auf dem Schoß seiner Mutter. In der Hand hält er einen Apfel als Verweis auf den Sündenfall, den er mit seinem Tod sühnen wird.

Märtyrer oder Heilige - Menschen sind fasziniert von mutigen Helden. Geschichten über willensstarke Visionäre und entschiedene Kämpfer für die gute Sache begeistern. Sie motivieren dazu, es ihnen gleich zu tun. Solche Helden werden zum Vorbild für die eigene Lebensführung und geben Hoffnung in schwerer Zeit. Dabei ist gleich, ob es sich um eine historische oder um eine erfundene Figur handelt.

Rund 50 Exponate des 13. bis 15. Jahrhunderts, Highlights der haus-eigenen Skulpturen-und Gemäldesammlung, sind in der Ausstellung "Helden, Märtyrer, Heilige" bis 4. Oktober im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (GNM) zu sehen. Die Schau stellt die spätmittelalterliche Vorstellung von einem vorbildlichen Leben und damit vom sicheren Weg ins Paradies dar. „Seit der Aufklärung war Religion bei uns meist Privatsache. Doch heute hat sie wieder Konjunktur", sagt Generaldirektor Ulrich Großmann. Die Palette reiche vom gemeinschaftlichen Engagement bis zur skrupellosen Machtausübung.

Am Anfang der Ausstellung steht die Rosenkranztafel aus der Werkstatt des Veit Stoß, die exemplarisch ins Thema einführt: Das großformatige Bildfeld erzählt in mehreren Szenen das christliche Heilsgeschehen von der Schöpfung bis zum Jüngsten Gericht. Aus Sicht des Spätmittelalters bildet diese Relieffolge die „Heldenreise der Menschheit“ ab. Sie begann mit dem Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies, in das die Menschen zurückkehren wollen. Der Kreis soll sich wieder schließen.

Zu den bedeutendsten Werken zählt die Figurengruppe „Raphael und Tobias“ von Veit Stoß. Noch etwas unsicher mit tänzerischer Beinhaltung hat der junge Tobias den Arm des Schutzengels Raphael ergriffen, der ihm zuversichtlich lächelnd den Weg weist. Doch er gibt sich nicht als Schutzengel zu erkennen. So weiß sein Schützling nichts von dessen besonderer Fürsorge – eine Geschichte wie im Hollywood-Film. Am Ende des Lebens und am Ende der Ausstellung wartet Christus der als Weltenrichter. Am Tag des Jüngsten Gerichts gibt es eben nur zwei Optionen: Himmel oder Hölle.

Der letzte Ausstellungsraum steht für das Paradies und ewige Himmelreich. Wie sieht es aus? Niemand weiß es, aber viele machen sich dennoch ein Bild. Im Germanischen Nationalmuseum ist das Paradies ein hell erleuchteter Raum, in dem kein Exponat hängt. Stattdessen hören Besucher über Lautsprecher unterschiedliche Paradiesvorstellungen. Sie stammen von Kindern und Erwachsenen, von Laien und Gläubigen, von Christen und Vertretern anderer Religionen. Auch diese Äußerungen zeigen: Die Faszination an Heldengeschichten ist ungebrochen.

 
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