Ein größeres Geburtstagsgeschenk hätte man ihm wohl nicht machen können: Kurz vor seinem 80., den Diet Sayler am 15. Dezember feiert, präsentiert das Neue Museum in Nürnberg bis 20. Februar 2020 eine pointierte Werkauswahl aus den vergangenen 50 Jahren. Der Künstler, der 2018 mit dem Großen Kulturpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet wurde, zeigt sich zur Eröffnung bescheiden: "Ich bin nicht mehr in einem Alter, in dem ich zeigen muss, was ich alles kann."
Geboren wurde Diet Sayler 1939 in Timişoara, dem Zentrum des Banats. Ende der 1960er Jahre herrschte in Rumänien vorübergehend kulturelles Tauwetter. Damals trat der junge Künstler mit anderen Neoavantgarde-Künstlern erstmals öffentlich in Erscheinung. Seine Kunst war damals noch explizit konstruktivistisch.
1972 kehrte der Künstler dem autoritären Staat Ceaușescus den Rücken und emigrierte nach Deutschland. An der hiesigen Akademie der Bildenden Künste lehrte er von 1992 bis 2005 als Professor. Mit seiner Ausstellungsreihe „konkret“ stellte Sayler von 1980 bis 1990 die verschiedenen Spielarten der konkreten und konstruktiven Kunst vor und machte Nürnberg zu einer heimlichen Hauptstadt dieser Strömungen.
Diet Sayler darf selbst einer der wichtigsten konkreten Künstler Europas genannt werden. Unabhängigkeit von allen künstlerischen und intellektuellen Moden zeichnet den Künstler bis heute aus. Da er unter einer Diktatur zu leiden hatte, ist für Diet Sayler Kunst ohne Freiheit undenkbar. Und dies im gesellschaftlichen wie im künstlerischen Sinne. Der Künstler zählt deshalb zu den unorthodoxen Vertretern der konkreten Zunft.
Acht Arbeiten, die zwischen 1995 und 2009 entstanden, sind in den beiden Räumen des Neuen Museums zu bewundern. Sie zeigen die Entwicklung eines eigenen Formenvokabulars, die geometrischen "Basisformen" und das Zufallsprinzip als strukturiendes Element seiner "Wurfbilder". Warum die Ausstellung den fast philosophischen Titel "Der Zufall lügt nicht" trägt? Zufall bedeutet ihm eine "Versicherung gegenüber der Lüge, wie sie jede Verabsolutierung eines Systems mit sich bringt", erklärt Sayler.
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