Nürnberg
16.10.2019 - 14:59 Uhr

Der Zufall lügt nicht

Das Neue Museum Nürnberg ehrt den Künstler Diet Sayler mit einer kleinen, aber feinen Ausstellung. Präsentiert werden Werke aus den vergangenen 50 Jahren.

Diet Saylers Werk "Agora" entstand 2009. Es gehört zu den so genannten "Wurfbildern", in dessen tiefrote Flächen zwei hellblaue Basisformen hineinragen. Bild: Diet Sayler
Diet Saylers Werk "Agora" entstand 2009. Es gehört zu den so genannten "Wurfbildern", in dessen tiefrote Flächen zwei hellblaue Basisformen hineinragen.

Ein größeres Geburtstagsgeschenk hätte man ihm wohl nicht machen können: Kurz vor seinem 80., den Diet Sayler am 15. Dezember feiert, präsentiert das Neue Museum in Nürnberg bis 20. Februar 2020 eine pointierte Werkauswahl aus den vergangenen 50 Jahren. Der Künstler, der 2018 mit dem Großen Kulturpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet wurde, zeigt sich zur Eröffnung bescheiden: "Ich bin nicht mehr in einem Alter, in dem ich zeigen muss, was ich alles kann."

Geboren wurde Diet Sayler 1939 in Timişoara, dem Zentrum des Banats. Ende der 1960er Jahre herrschte in Rumänien vorübergehend kulturelles Tauwetter. Damals trat der junge Künst­ler mit anderen Neoavantgarde-Künstlern erstmals öffentlich in Er­schei­nung. Seine Kunst war damals noch explizit konstruk­ti­vis­tisch.

1972 kehrte der Künstler dem auto­ri­tä­ren Staat Ceau­șes­cus den Rücken und emi­grierte nach Deutschland. An der hiesigen Akade­mie der Bildenden Künste lehrte er von 1992 bis 2005 als Professor. Mit seiner Ausstellungsreihe „konkret“ stellte Sayler von 1980 bis 1990 die verschie­denen Spielarten der konkreten und kon­struk­­tiven Kunst vor und machte Nürnberg zu einer heim­li­chen Haup­tstadt dieser Strö­mun­gen.

Diet Sayler darf selbst einer der wich­tigs­ten konkreten Künstler Europas ge­nannt werden. Unabhängigkeit von al­len künstlerischen und intellektuellen Moden zeichnet den Künstler bis heute aus. Da er unter einer Diktatur zu lei­den hatte, ist für Diet Sayler Kunst ohne Freiheit undenkbar. Und dies im gesellschaftlichen wie im künst­leri­schen Sinne. Der Künstler zählt des­halb zu den unorthodoxen Vertre­tern der konkreten Zunft.

Acht Arbeiten, die zwischen 1995 und 2009 entstanden, sind in den beiden Räumen des Neuen Museums zu bewundern. Sie zeigen die Entwicklung eines eigenen Formenvokabulars, die geometrischen "Basisformen" und das Zufallsprinzip als strukturiendes Element seiner "Wurfbilder". Warum die Ausstellung den fast philosophischen Titel "Der Zufall lügt nicht" trägt? Zufall bedeu­tet ihm eine "Versicherung gegen­über der Lüge, wie sie jede Verabsolutierung eines Systems mit sich bringt", erklärt Sayler.

 
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