Oberpfalz
21.11.2024 - 12:15 Uhr

Frisch gepresst: Musiktipps von Hubert Schober

Sind schon groß: Maximo Park. Könnte groß werden: Honeyglaze. Fein aber klein: Yosef Gutman / Peter Broderick

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Maximo Park – Stream Of Life (PIAS)

Maximo Park – Stream Of Life (PIAS) Bild: PIAS
Maximo Park – Stream Of Life (PIAS)

Paul Smith ist ein Optimist in der Midlife-Crisis. Das ist selten und darum auch so erfrischend. Kein Trauerklos-Gesülze, kein dystopisches Gejammere, die Texte sind positiv ausgerichtet, die Musik ist euphorisch. „Your Own Worst Enemy“ wird gezähmt, trotzdem gleich als Opener als flotter Brit-Pop von der Leine gelassen. „The End Can Be As Good As The Start“ ist ein weiteres positives Statement und auch der The-Smith-informierte Power-Pop wird beibehalten und erreicht nicht selten die Stadion-Hymnen-Tauglichkeit. „Armchair View“ hält kurz inne, als – sagen wir mal – akustische Folk-Skizze und ja, das können die Jungs aus Newcastle auch, zu Hause ist die zum Trio geschrumpfte Kapelle aber einfach bei himmelstürmenden Indie-Rockern wie „Dormant 'Til Explosion“ mit der charmanten Vanessa Briscoe Hay als Duett-Partnerin.

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Christo Graham – Music For Horses (Bertus)

Christo Graham – Music For Horses (Bertus) Bild: Bertus
Christo Graham – Music For Horses (Bertus)

Keine Ahnung, ob Pferden diese Musik gefallen würde, gestört sollten sich die Vierbeiner davon nicht fühlen. Der Singer/Songwriter und Multiinstrumentalist (er spielt Akustik- und E-Gitarre, Keyboards, Bass, Schlagzeug, die Musiksäge und Bassblockflöte sowie Cello. Geholfen haben Freunde an den Background-Gesängen, der Mundharmonika und ein paar Instrumenten mehr) hat nämlich eher ein Album für Cowboys geschrieben und da kommen ja auch meist Pferde vor. Es hat bedächtige Folk- & Country-Vignetten und Balladen, die das Lagerfeuer wohl von alleine entzünden könnten, so herzerwärmend kommen diese daher. Eine recht gefühlige Angelegenheit in einem Tempo nahe am Stillstand.

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Gemini Crab – Gen Y Lens (Edel)

Gemini Crab – Gen Y Lens (Edel) Bild: Edel
Gemini Crab – Gen Y Lens (Edel)

Sängerin/Produzentin Malika Tirolien und Keyboarder/Produzenten Caulder Nash sind im Sternzeichen Krebse, daher der Projektname Zwillings-Krabben. Ergänzt wird das Duo um Jean-Michel Frederic. Zu dritt kombinieren Sie eine Vielzahl von Musikstilen wie R&B, Soul und Jazz-Hip-Hop mit ehrlichen Texten aus der Sicht der Generation Y, an die der Titel „Gen Y Lens“ anlehnt. In sieben eingängigen Songs über die Liebe, das Erwachsenwerden und die facettenreichen Realitäten des Millenniums reflektieren sie spielerisch verschiedene Musikepochen von den späten 80ern bis in die Neuzeit.

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Yosef Gutman / Peter Broderick – River Of Eden (Bertus)

Yosef Gutman / Peter Broderick – River Of Eden (Bertus) Bild: Bertus
Yosef Gutman / Peter Broderick – River Of Eden (Bertus)

Yosef Gutman Levitt ist ein in Jerusalem lebender, jüdischer Bassist, den man eher dem Jazz zuordnen würde. Peter Broderick kennt man als Gründungsmitglied der Dänen Elfterklang, aber auch seit langem als Singer/Songwriter und experimentellem, über den Tellerrand schauenden Folk-Künstler. Hier besinnt er sich ganz auf sein Hauptinstrument, die Geige. Mit von der Partie sind noch die Musiker Yonathan Avishai (Klavier), Itay Sher (Nylon-Saiten-Gitarre) und Yoed Nir (Cello). Zusammen gelingt eine sanft fließende, kontemplative Mischung aus Kammer-Folk, Ambient, moderner und Welt-Musik. Wer das Penguin Cafe Orchestra kennt, wird diese Platte lieben.

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Blind Ego – The Hunting Party (Soulfood)

Blind Ego – The Hunting Party (Soulfood) Bild: Soulfood
Blind Ego – The Hunting Party (Soulfood)

Das bereits fünfte Album des RPWL-Gitarristen Kalle Wallner klingt deutlich mehr klaren Rock-Strukturen verpflichtet als der Sound der Mutterband, auch wenn hier Kollege Yogi Lang mit von der Partie ist. Am Gesang ist Kevin Kearns von der Metalcore-Band Cyant zu hören, nur dass er bei dieser Jagdgesellschaft gänzlich auf übles Gekreische verzichtet, sich dafür in die Eine oder Andere emotionale Steillange singt. Bei den ruhigeren Stücken sind dabei sogar Vergleiche zu David Gilmore zulässig.

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Honeyglaze - Real Deal (Fat Possum)

Honeyglaze - Real Deal (Fat Possum) Bild: Fat Possum
Honeyglaze - Real Deal (Fat Possum)

Die drei Londoner sehen noch verdammt jung aus und sind es sicherlich auch. Dazu passt die kindliche Stimme von Texterin, Sängerin und Gitarristin Anouska Sokolow. Ganz erwachsen teilt sie aber gegen toxische Männer aus oder singt über die Einsamkeit und Entfremdung in unserer ach so pluralistischen Welt. Der dazugehörige Indie-Rock klingt noch unfertig, unschlüssig, ist gerne sperrig und auf der Suche nach der richtigen Melodie. Der Charme des Proberaums – alles wurde live im Studio aufgenommen – ist deutlich und als erfrischendes Element zu spüren. Das könnte groß werden.

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