St. Lundi - The Island (V2)
Archie Langley aka St. Lundi wuchs in Hayling Island, einer kleinen Insel an der englischen Südküste, auf. Von dort holt der jetzt in London ansässige Singer/Songwriter auch seine Inspirationen – Songs über Liebe, Familie und all die Erfahrungen des Lebens. Seine kräftige Stimme erinnert ein wenig an Kollegen wie Chris Martin, Ben Howard oder Damien Rice. Seine Musik hingegen hat diese inzwischen so häufig anzutreffende Euphorie und Hymnenhaftigkeit, dieses Weltumarmende und Glückseligkeit spendende, dass man von den Fleet Foxes bis hin zu Ed Sheeran kennt – und inzwischen einfach ein wenig abgedroschen und beliebig klingt. An sich aber ein tolles Album.
Presence - Tears In Moshpit! (Nettwerk)
Jonathon Martinez ist ein junger Musiker aus Camarillo,CA, der als Presence seine Geister auf musikalischem Weg bezwingen will. Musik ist eine Art Selbsttherapie für ihn und sie scheint zu helfen. Das Herangehen ist dabei sehr unterschiedlich. Da kann es fast schon fies-grungige Gitarren haben, selbige können aber auch akustisch und zart gezupft sein. Es gibt so eine Art Piano-Ballade, es gibt aber auch Power-Pop und Indie-Rock und auch vor Hip-Hop-artigem Gesang oder ein wenig RnB wird nicht halt gemacht. Jede Stimmung, jede Bändigung des Tigers braucht halt sein eigenes Stilmittel – auch wenn dabei Tränen fließen.
Alan Sparhawk - White Roses, My God (Cargo)
Sparhawks musikalische Partnerin und Ehefrau Mimi Parker starb vor ein paar Jahren mit nur 55 Jahren an Krebs. Das war das Ende von Low, dieser grandiosen Slowcore und Post-Rock-Kapelle. Diese weißen Rosen hier sind seiner Frau gewidmet – und klingen überhaupt nicht mehr nach Low. Dafür denkt man ob der vielen Computer und Synthesizer (nur einmal kommt überhaupt eine Gitarre zum Einsatz) und der entsetzlich verfremdeten Vocoder-Stimme sofort an Neil Young`s schlechteste Platte „Trans“. Was beim 80er-Werk des Kanadiers in die Hosen ging, funktioniert bei Sparhawks zwar ein wenig besser, wirklich brauchen tut man es nicht.
School of X - Seventh Heaven (Tambourhinoceros)
Nein, wir haben es hier nicht mit dem Pop-Art-Kollektiv aus den 1960er Jahren zu tun, hinter der School Of X steckt der Kopenhagener Künstler Rasmus Littauer. Der ging jüngst mit einer Band und dem Produzenten Søren Buhl Lassen (Lucky Lo, Brimheim) ins Studio um ein neues Album aufzunehmen. Das erfreut sich – wie sagt man so schön- zehn lebensbejahender Indie-Pop-Songs, die ein wenig zur großen, westwärts gelegenen Insel schielen, aber auf soliden skandinavischen Wurzeln stehen und die sind ja dann doch immer ein wenig zart-melancholisch. Berückendes Beispiel ist das sanfte akustische Lullaby „Angel“ mit Gastsängerin Helena Gao. Sein drittes Album thematisiert, dass das Streben nach absolutem Glück und Perfektion im Leben eine Utopie ist. Aber die Hoffnung, sie zu erreichen, bleibt. Wobei wir im siebten Himmel aus Sicht unseres Protagonisten angekommen wären.
Romie – Partysongs For the Downcast (Safe Haven Records)
Man glaubt es nicht: Paula und Jule sind Multiinstrumentalistinnen und zwei Hessenmädels aus Frankfurt, klingen aber wie eine Inkarnation der Cowboy Junkies, will sagen: absolut undeutsch. Heimeliger, herzwärmender Duett Gesang, sanft-melancholische Melodien zu Kerzenschein werden gerne mit kernigen Gitarrenläufen konterkariert damit es nicht zu gemütlich wird. Das ist Indie-Folk mit Empathie aber auch Schmackes, der keine überseeische Konkurrenz zu scheuen braucht. Würden sich First Aid Kit Lindsey Buckingham als Gitarristen holen, täte dieses Party für die Niedergeschlagenen vielleicht annähernd so gut klingen, die Gäste aber auf alle Fälle in einen Glückszustand versetzen.
Anna Butterss - Mighty Vertebrate (International Anthem)
Die australische Bassistin mit der markanten Kurzhaarfrisur tanzte bis vor kurzem auf vielen Hochzeiten. Indie-Pop-Star Phoebe Bridgers oder Americana-Recke Jason Isbell zählten ebenso zu ihren Kollaborateuren wie die Kraut-rockige Los Angeles-Supergroup SML oder die Jazz-Größen Jeff Parker und Makaya McCraven. Parker revanchiert sich auf diesem Debüt als Gitarrist eines Titels. Die zehn hier versammelten Kompositionen haben einen gemeinsamen Nenner und das ist der Jazz. Ansonsten probiert sich Anna Butterss auch mit Weltmusik, Afro-Pop, Fusion, Post-Rock und Ambient aus. Das blubbert oft schön chillig, mäandert im Zusammenspiel von Synthis und Saxophon, lässt die Zügel aber auch mal locker schleifen wie auf dem flotten „Breadrich“. Ach ja, das tolle Pferde-Cover stammt übrigens von Tortoise-Mitglied John Herndon.
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