Oberpfalz
10.01.2025 - 16:33 Uhr

Frisch gepresst: Musiktipps von Hubert Schober

Das Jahr ist noch blutjung, aber schon erscheinen Alben, die es in die Jahresbestenlisten schaffen könnten. Jeremie Albino und Josh Tillman heißen die Aspiranten.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

The Coward Brothers - The Coward Brothers (Bertus)

The Coward Brothers - The Coward Brothers (Bertus) Bild: Bertus
The Coward Brothers - The Coward Brothers (Bertus)

Es gibt die Allman Brothers, die Averett Brothers, die Gallagher Brothers, aber halt, die hießen ja Oasis. Von den Coward Brothers hatten wir bislang nichts gehört. Liegt vielleicht daran, dass es selbige überhaupt nicht gibt und sich Elvis Costello und der altehrwürdige T-Bone Bunett dahinter verbergen. Die erzählen "The True Story of The Coward Brothers", so in etwa wie es auch die absolut empfehlenswerte Serie „Fargo“ tut. Es handelt sich dabei um ein/e Musical-Comedy-Hörbuch /-spielserie unter der Regie von Christopher Guest, geschrieben von Elvis Costello, der neben T Bone Burnett die Hauptrolle spielt. Die Story wird als Hörbuch und eben auch als CD erscheinen.

Die wirkliche musikalische Partnerschaft der Coward Brothers, wurde von Smiley Snipson initiiert, der Henry Coward 1956 entdeckte und ihn für eine Tournee im Vereinigten Königreich unter Vertrag nahm. Der Hitsingle der Brüder, „My Baby Just Squeals (You Heel)“, folgten weniger erfolgreiche Platten und ein umstrittener Song zum Thema Kalter Krieg. Um ihren schwindenden Ruhm zu bewahren, inszenierte Snipson ihren vermeintlichen Tod bei einem Flugzeugabsturz, aber in Wirklichkeit versteckten sie sich auf einer Karibikinsel, nahmen heimlich Musik auf und schickten sie an Snipson. Als ihnen das Geld ausging, kehrten sie nach Miami zurück und behaupteten sensationell, berühmte Songs geschrieben zu haben, was zu einer kurzen Tätigkeit als Songschreiber für Bill Bogguss führte. Später nahmen sie die Aufnahmen wieder auf, aber ihre Partnerschaft zerbrach schließlich und führte zu einer jahrelangen Entfremdung. Ihre Musik, von frühen Rock'n'Roll-Hits bis hin zu späteren, eher introspektiven Liedern, ist auf diesem Album zusammengefasst -wahrscheinlich jedenfalls.

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Steve Hackett - Live Magic at Trading Boundaries (Sony)

Steve Hackett - Live Magic at Trading Boundaries (Sony) Bild: Sony
Steve Hackett - Live Magic at Trading Boundaries (Sony)

Der Genesis-Gitarrero veröffentlicht ja gerne Live-Platten, diese Aufnahmen stammen aus den Trading Boundaries, in Sussex, UK. Und einmal mehr muss man konstatieren, dass der Mann das mit dem Singen besser lassen sollte. Auf Genesis-Titel wird fast komplett verzichtet, oder diese wie bei „Suppers Ready“ mit knapp zwei Minuten lediglich angedeutet. Mit dabei sind Bruder John Hackett an der Flöte, Roger King an den Tasten, Rob Townsend an Flöte und Saxophon und Amanda Lehmann an der Gitarre und dem Gesang. Dieser Mitschnitt wird wohl vor allem Gitarren-Connaisseure begeistern, die sich am filigranen Spiel des Meisters berauschen können.

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Father John Misty – Mahashmashana (Sub Pop)

Father John Misty – Mahashmashana (Sub Pop) Bild: Sub Pop
Father John Misty – Mahashmashana (Sub Pop)

Josh Tillman aka Father John Misty war mal bei den Fleet Foxes, aber das muss man inzwischen nicht mehr erwähnen um auf die famosen Alben das Mannes aufmerksam zu machen. Dieses Mal hat er sich den nicht minder begnadeten Jonathan Wilson als Produzenten geholt, was natürlich wie die Faust aufs Auge dieser opulenten Traumtänzereien passt. Das Sanskrit-Wort "Mahashmashana" bedeutet übrigens "großer Krematoriumsplatz" und steht symbolisch für Vergänglichkeit oder spirituelle Transformation. Letztere erleben wir gleich im mit Bläsern und Streichern vollgestopften, fast zehnminütigen, gleichlautenden Opener, der einem orgastischen Feuerwerk gleicht. „She Cleans Up“, geht dann voll ab, die Gitarren etwas funkig, Peter Gabriel würde das auch gefallen. In sich selbst ruht die auf dem Piano akzentuierte Betrachtung „Josh Tillman and The Accidental Dose“ „Mental Health“ erfährt eine Annäherung an Scott Walker. "Screamland" holt BJ Burton und Alan Sparhawk ins Boot und klingt natürlich dann auch ein wenig nach Low. „Being You“ schwelgt nochmals in Streichern, „I Guess Time Makes Fools of Us All” hat den (Bläser-)Funk und „Summer’s Gone“ sagt leise Servus -mit besten Grüßen an Herrn Wainwright.

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Peter Perrett – The Cleansing (Domino)

Peter Perrett – The Cleansing (Domino) Bild: Domino
Peter Perrett – The Cleansing (Domino)

Kennt noch jemand die gar nicht mal üblen The Only Ones aus den späten 70ern? Die spielten während des Sonnenuntergangs des Punk drei leckere Post-Punk/Hardcore-Wave-Alben ein. Peter Perrett war der Sänger mit der kaputten, waidwunden Stimme. Die versagte dann viele Jahre lang, das Heroin schmeckte halt all zu gut. Seit ein paar Jahren ist er zurück aus der Gruft und vertont sein hartes Leben -natürlich im Sound von Gestern. Giftige Gitarren, nölende Gitarren, treibende Bässe und ein schepperndes Schlagzeug. Iggy Pop hätte seine Freude daran! Freude hatten auch ein paar Freunde, denn Johnny Marr und Carlos O’Connell (Fontaines D.C.) spielen Gitarre, Bobby Gillespie (Primal Scream) singt im Background. Und wenn der Mann Balladen wie „Solitary Confinement“ anstimmt, brennt der Heartland-Rock eines Tom Petty.

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Jeremie Albino - Our Time In The Sun (Universal)

Jeremie Albino - Our Time In The Sun Bild: Universal
Jeremie Albino - Our Time In The Sun

Aber Hallo! Der Singer/Songwriter aus Kanada erzählt nicht nur grundehrliche Geschichten über sich und die Welt, er hat das Herz am rechten Fleck und eine großartige emotional packend phrasierende eindrucks- und ausdrucksvolle Stimme für die manch einer töten würde. Das fand wohl auch Dan Auerbach von den Black Keys, der dieses feine Debüt in Nashville mit einigen Session-Cracks -z.B. Pat McLaughlin (siehe Johnny Cash, John Prine, Bonne Raitt, Bonny Prince Billy, etc)- produzierte. Albino zieht seine Inspirationen aus altem Rhythm & Blues, Folk der 70er, Blues, Roots-Rock aber auch Stax-Soul. Dabei erreicht er in der Stimme nicht ganz die Intensität eines Nathaniel Rateliff, aber im Ganzen ist er schon verdammt nah am Kollegen dran.

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Our Girl - The Good Kind (Rough Trade)

Our Girl - The Good Kind (Rough Trade) Bild: Rough Trade
Our Girl - The Good Kind (Rough Trade)

Das Trio -zwei Frauen, ein Mann- stammt aus dem Königreich, klingt aber eher nach amerikanischem Indie-Rock. Die Gitarren sind schwer, die Melodien süß, halt so wie bei den Nirvanas dieser Welt. Verhandelt werden Themen wie Sexualität, Beziehungen, Gemeinschaft und Krankheit, die in mal wuchtigen, mal verträumten Songs ungesetzt werden. Die Produzenten, Alt-Rock-Legende John Parish (PJ Harvey, Sparklehorse), Fern Ford (The Big Moon, Prima Queen) und Sängerin/Gitarristin Soph Nathan selbst haben hier ein glückliches Händchen bewiesen, Dream-Pop, Slow-Core, Shoegaze und Indie-Rock mit wechselnden Gewichtungen ineinander fließen zu lassen.

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