Oberpfalz
13.02.2025 - 10:49 Uhr

Frisch gepresst: Musiktipps von Hubert Schober

Hübsch durchgeknallte Musik von Squid trifft auf Bodenständiges von den Veils und David Gray.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Eliën – Roam (The Orchard)

Eliën – Roam (The Orchard) Bild: Orchard
Eliën – Roam (The Orchard)

Die niederländische Künstlerin ist schwer zu fassen. Ist sie ein Kind von Laurie Anderson oder eher eines von Björk? Ist sie nun mit Feist, Joana Newsome oder doch eher London Grammer verwandt? Als mehrsprachiges Third-Culture-Kid hatte die Sängerin und Songwriterin während ihrer Kindheit immer Kontakt zu unterschiedlichen Kulturen, Ländern und musikalischen Einflüssen. Diese bündelt sie in 14 ruhig dahinplätschernden Songs zwischen Kammer-Folk, Ambient, Neo-Klassik in lockerer Independent-DIY-Attitüde. Dabei klingen die Synthesizer und Computer-Loops als wären sie aus Fleisch und Blut geschnitzt, das gesamte Album, obgleich eher elektrisch aufgebaut klingt unglaublich organisch, warm, naturverbunden und weich. Verhandelt werden Geschichten von Einsamkeit, vom sich Wiederfinden, von neuen Verbindungen und von der Sehnsucht auf ein Leben in Freiheit. Stimmig.

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Squid – Cowards (Warp)

Squid – Cowards (Warp) Bild: Warp
Squid – Cowards (Warp)

Louis Borlase, Arthur Leadbetter, Laurie Nankivell, Anton Pearson und Ollie Judge sind Squid. Und sie sind sicherlich ziemlich durchgeknallte Kunst- oder Musikstudenten, denn wer sonst sollte solch eine Musik erfinden? Irgendwo zwischen Post-Punk, Post-Rock, Psychedelia, Avantgarde, Jazz und Indie-Rock sind diese Melodien angesiedelt, „Building 650“ klingt sogar etwas orientalisch, so wie The Fall in Istanbul. Das Album selbst handelt vom Bösen. Neun Geschichten, deren Protagonisten sich mit Sekten, Charisma und Apathie auseinandersetzen. Reale und imaginäre Charaktere, die in den dunklen Ozean zwischen Recht und Unrecht waten. Und so klingen diese Melodien auch nicht wirklich fröhlich, eine dystopische Grundstimmung zieht sich wie ein roter Faden hindurch, da kann Gastsängerin Rosa Brook auf „Blood On The Boulders“ noch so lieblich zirpen. Weitere Unterstützung kam von der dänischen experimentellen Songschreiberin Clarissa Connelly, dem Komponisten, Pianist und Sänger Tony Njoku, dem Perkussionszauberer Zands Duggan und dem Ruisi Quartett an Violine, Viola und Cello. Produziert haben die mit dem Mercury-Preis ausgezeichneten Marta Salogni und Grace Banks. Als zusätzlicher Produzent fungiert ihr langjähriger Freund und Mitarbeiter Dan Carey, der bereits die ersten beiden Alben der Band aufgenommen hat. Das Album wurde dann in Seattle von John McEntire (Tortoise) abgemischt.

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The Veils – Asphodels (Bertus)

The Veils – Asphodels (Bertus) Bild: Bertus
The Veils – Asphodels (Bertus)

Finn Andrews und seine Veils haben dieses siebte Album in nur fünf Tagen live im Studio aufgenommen. Hört man diesen zarten Folk-Preziosen nicht an, man denkt vielmehr, hier wäre in viel Kleinarbeit ein großes Werk entstanden. Die Zusammenarbeit zwischen Andrews und der Streicherarrangeurin Victoria Kelly ist ein zentraler Aspekt des Albums, und wie schon beim Vorgängeralbum „...And Out Of The Void Came Love“ spielt Kelly eine große Rolle dabei, die Songs zum Leben zu erwecken. Der Name des Albums leitet sich übrigens von der altgriechischen Blume der Unterwelt ab, und textlich schöpft Andrews mehr aus den großen Dichtern als aus der Quelle traditioneller Rock-'n'-Roll-Songwriter. Oft reicht ein Klavier und die Stimme, dann gesellen sich die Streicher hinzu und es wird nur noch schön. Wer Andrew Bird oder die Decemberists schätzt, ist bei diesen Neuseeländern bestens aufgehoben.

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David Gray - Dear Life (Cargo)

David Gray - Dear Life (Cargo) Bild: Cargo
David Gray - Dear Life (Cargo)

Irgendwie hat man überhaupt nicht auf dem Schirm, dass der Singer/Songwriter schon seit Ende der Neunziger unter uns weilt und das hier schon sein 13 (!) Album ist. Irgendwann kam ein gewisser Ed Sheeran dazwischen und hat den Mann ein wenig ins Abseits gestellt. Aber eben auch nur ein wenig. Das neue Album berichtet über emotionale Krisen und deren Bewältigung, über Sterblichkeit und Glauben, Realität und Illusion, Liebe und Herzschmerz, Magie, Wissenschaft, Verlust und Akzeptanz. Es ist voller Sehnsucht und Hoffnung, aber es gibt auch einen Unterton von Dunkelheit, eine Spannung zwischen den konkurrierenden Kräften von Hoffnung und Verzweiflung: eine Kavalkade von Emotionen in seiner bisher lyrisch fokussiertesten Sammlung. Produzenten Ben de Vries hat diese zarten Folk-Pop-Lieder mit reichen orchestralen Streicher-, Bläser- und Holzbläserarrangements ausgestattet, so dass sie zugleich minimalistisch und opulent klingen können.

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Rikas - Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet (Nettwerk)

Rikas - Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet (Nettwerk) Bild: Nettwerk
Rikas - Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet (Nettwerk)

Der Stuttgarter Vierer hat sein neues Album in L.A. aber auch den Hansa-Studios in Berlin (ihrem derzeitigen Wohnort) aufgenommen. Überraschend dabei ist diese, für eine noch sehr junge Kapelle, coole Lässigkeit und Abgeklärtheit im Songwriting. Vielleicht kommt den Jungs auch zugute, dass alle Lieder schreiben können und zudem Multiinstrumentalisten sind. Das so erzeugte Klangbild umfasst Zutaten aus R&B, Pop, Soul, Lounge-Jazz und Funk und destilliert dieses sämige Gebräu zu einer Art modernem Yacht-Pop amerikanischer Prägung. Dieser Soundtrack passt zu "Miami Vice" und fühlt sich in der Schublade am wohlsten ganz nah bei Steely Dan.

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Jewls – We`ve Invented Speed (Jewls)

Jewls – We`ve Invented Speed (Jewls) Bild: Jewls
Jewls – We`ve Invented Speed (Jewls)

Die Kölner Künstlerin wird gerne mit Kollegen wie Caroline Polachek oder The Last Dinner Party verglichen. Ihre aktuelle EP lädt dazu ein, sich den Widrigkeiten des Lebens und der Liebe zu stellen und dabei seinen eigenen aufrechten Gang zu finden. Treibende, markante Basslinien, klingelnde Gitarrenläufe und flächige Synthis ebnen den Weg, dazu singt Jewls emphatisch ihre Lieder zwischen Romantizismus und elektronischer Nüchternheit. Im März 2024 wurde Jewls übrigens als „Gema Next Künstlerin“ ausgezeichnet – ein Zeichen dafür, dass ihre Stimme und ihr Sound an Bedeutung gewinnen.

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