Oberpfalz
08.09.2024 - 14:11 Uhr

Frisch gepresst: Musiktipps von Hubert Schober

Bio-Bauern aus Schweden have more fun, Singer/Songwriter aus Massachusetts schreiben die noch besseren Melodien.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Amanda Bergman - Your Hand Forever Checking On My Fever (Redeye)

Amanda Bergman - Your Hand Forever Checking On My Fever (Redeye) Bild: Redeye
Amanda Bergman - Your Hand Forever Checking On My Fever (Redeye)

Die Schwedin ist vieles: Bio-Bäuerin, Label-Chefin, Umweltaktivistin, inzwischen zweifache Mutter und natürlich auch Singer/Songwriterin. Da kann es dann schon mal acht Jahre vom Debüt zum zweiten Album dauern. Das Warten hat sich gelohnt, lässt die Protagonistin die letzten Jahre (inklusive dem Tod Ihres Vaters und einiger psychischer Problem) mit einfühlsamer, großer, variabler Stimme Revue passieren. Die Instrumentierung ist vorwiegend akustisch, der Klang sehr transparent und differenziert, die Melodien tasten sich ganz sachte und virtuos an das Ohr heran und tänzelnd zärtlich wie traumwandlerisch, entfachen eine Art sanften Folk-Rausch mit kammermusikalischen wie souligen Momenten – und in „Poor Symmetry“ erweist sie Joni Mitchell ihre Reminiszenz.

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Tim Bowness – Powder Dry (KScope)

Tim Bowness – Powder Dry (KScope) Bild: KScope
Tim Bowness – Powder Dry (KScope)

Mit Steve Wilson betreibt der Sänger seit vielen Jahren das Projekt No-Man, zu seinen Solo-Alben wurden immer Gäste wie Peter Hammill, Roger Eno, Hugh Hopper, Phil Manzanera, David Rhodes oder Andy Partridge eingeladen. „Powder Dry“ kommt ganz ohne aus, lediglich old buddy Wilson sorgte für die Abmischung. Tim Bowness pur tobt sich zwischen Art-Rock, Post-Punk, Industrial, Electro-Pop aus und ja, irgendwann klingt das Ganze auch, als würden The Cure oder The The eine Singer/Songwriter-Platte aufnehmen.

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Society Of The Silver Cross – Festival Of Invocations (Virgin)

Society Of The Silver Cross – Festival Of Invocations (Virgin) Bild: Virgin
Society Of The Silver Cross – Festival Of Invocations (Virgin)

Das Ehepaar Reineke aus Seattle hat sich einen mystischen Bandnamen gegeben. Eine Gemeinschaft wollen sie sein, das hört sich nach spirituell-esoterischem Geschwurbel an. An Instrumenten halten Exoten wie die Shahi Baaja (eine Art indischer Zither), ein Swarmatron (ein analoger Synthie, der die Geräusche eines Bienenschwarms imitiert, Trent Rezor oder John Cale griffen darauf schon zurück) oder das Therevox (ebenfalls ein spezieller Synthi) Einzug, um eine Soundlanschaft zwischen den Swans, Alien Sex Fiend, Fields Of The Nephilim und Joy Division zu entwickeln. Gothic-Dark-Wave-Folk-Rock sozusagen. Naja.

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Kitty Liv - Easy Tiger (Sunday Best Rec)

Kitty Liv Bild: Sunday Best Rec
Kitty Liv

Besser bekannt als ein Drittel der erfolgreichen und gefeierten Familienband Kitty, Daisy and Lewis, hat Kitty Liv über mehrere Jahre hinweg ihre Ideen entwickelt und an Songs gearbeitet, die für sie eine völlig neue Richtung markieren. Als Songwriterin, Produzentin und Multiinstrumentalistin lässt Kitty ihre Einflüsse von Erykah Badu und D'Angelo bis hin zu Al Green und der Blues-Legende Howlin' Wolf einfließen, um eine Reihe persönlicher Songs zu produzieren, die die ursprünglichen Tiefen von Soul, Gospel, Blues und Rock and Roll heraufbeschwören, um dann auch mal ein wenig jazzy, ein wenig funky, ein wenig folky, ein wenig nach sophisticated Pop zu klingen. Dieser Tiger ist wirklich ein leicht zu zähmender, bleibt aber trotz alledem eine nicht ganz ungefährliche Raubkatze. Zeitlos.

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Luke Temple and The Cascading Moms - Certain Limitations (Cargo)

Luke Temple and The Cascading Moms - Certain Limitations (Cargo) Bild: Cargo
Luke Temple and The Cascading Moms - Certain Limitations (Cargo)

Was man unter kaskadierenden Müttern zu verstehen hat, darf jeder selbst herausfinden, es handelt sich dabei eh um zwei Mannsbilder, sollte das hilfreich sein. So schräg wie kryptisch der Bandname, so seltsam auch diese Lieder des Singer/Songwriters aus Salem. Das heißt nicht, dass Temple keine bezaubernden Melodien schreiben kann, sie klingen halt oft ein wenig neben der Spur -und prägen sich daher auch umso intensiver ein. Voraussetzung: ein offenes Ohr. „I Will Not Kill“ bringt eine Art Totoise`schen Art- & Post-Rock ins Temple-Universum mit ein, „It´s All About Timing” schimmert jazzig im Mittelteil, ist aber eigentlich ein repetitives Groove-Monster, „Sandy`s Dead“ verbindet feinsten Postcard-Pop mit Velvet Underground, „Second Half“ wiederum hätte auch den Herren Fagen & Becker gefallen, „Softly“ könnte man fast der Canterbury Scene um Caravan zuordnen, „I Can Dream“ hat einen lockeren Westcoast-Groove. Ein vielseitiges Album eines kreativen Querdenkers.

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Beings - There Is A Garden (Cargo)

Beings - There Is A Garden (Cargo) Bild: Cargo
Beings - There Is A Garden (Cargo)

Manch einer spricht von einer neuen Super Group, wenn sich MusikerInnen wie Zoh Amba (Saxophon, Gitarre, Gesang), Steve Gunn (Gitarren), Shahzad Ismaily (Bass, Synthesizer) und Jim White (Schlagzeug) zusammentun. Zoh Amba kommt klar vom reinen Jazz, ihr wird eine Nähe zum Spiel von Albert Ayler nachgesagt. Gunn ist eigentlich ein gestandener Singer/Songwriter, spielte aber schon mit dem Minimalisten und Avantgardisten La Monte Young zusammen. Shahzad Ismaily findet man im Umfeld von Laurie Anderson, Marc Ribot, John Zorn, aber auch Bonnie Prince Billy und Jim White, ja der spielt bei den australischen Dirty Three. Eine besondere Magie und Chemie mag diese Truppe vereint haben, denn nur in wenigen Tagen entstanden diese freien Skizzen und Improvisationen.

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