Velocity Girl - UltraCopacetic (Copacetic Remixed and Expanded) (Cargo)
Die Kapelle aus Washington DC gehörte zu den Vorreitern des Indie-Pop der 90er Jahre und verband die Hooks des Britpop mit den flockigen Gitarren des Shoegaze. Diese aktualisierte Ausgabe des Albums enthält einen neuen, von der Band genehmigten Mix sowie ein ganzes Album mit Bonustracks, die Singles, Outtakes und die Peel Session der Band von 1993 enthalten. Die gesamte Musik wurde von Golden Mastering frisch gemastert, und das Paket enthält ausführliche Linernotes der Band. Einst war die Band nämlich überhaupt nicht zufrieden mit den Aufnahmen, was vielleicht daran gelegen hatte, dass man ausgerechnet in den Easley Studios in Memphis - einst Heimat der Bar-Kays und anderer klassischer Soul-Bands – aufnahm. Song für Song entstanden jetzt die neuen Abmischungen genauso, wie die Band sie sich vorgestellt hatte. Der hohe und für diese Art von Musik extrem exotische Gesang von Sarah (die am College Operngesang studiert hat und fast ein wenig wie Renaissance-Sängerin Annie Haslam klingt ), die schrille Leadgitarre, die saftigen, verwaschenen Rhythmusgitarren und das klare, stampfende Schlagzeug. Die Popsongs sind viel poppiger. Die Klangexplosionen sind kraftvoller, und die Platte ist ein zusammenhängendes Dokument, das von Song zu Song fließt.
Chuck Johnson - Sun Glories (Cargo)
Pedal-Steel-Gitarre einmal ganz anders. Man kennt das Instrument vorwiegend aus dem Country- und auch ein wenig aus dem Blues-Segment, Der Produzent, Musiker und Komponist aus Oakland setzt es aber in einem ganz anderen, befremdlichen wie berauschend-exotischem Kontext ein. Im Zusammenspiel mit Synthesizern, Orgeln, Streichern, weiteren Gitarren und Schlagzeug kreiert er schon fast ambiente Klanglandschaften zwischen Post-Rock und deutschen Electronic-Pionieren wie Tangerin Dream oder Klaus Schulze.
Tomin - Flores para Verene / Cantos para Caramina (International Anthem)
Auf der stimmungsvollen Sammlung von Jazz-Haikus setzt Tomin, der in New York aufgewachsene Multiinstrumentalist, Komponist, Arrangeur und Bioinformatiker, eine Reihe von Klarinetten, Trompeten und Sinuswellen ein, um seiner verstorbenen Großmutter, seiner älteren Schwester und den Jazz-Altmeistern (Duke Ellington, Charles Mingus, Roland Kirk, etc), die ihn inspiriert haben, zu huldigen. Die diminutiven Interpretationen von Jazz-Größen und seine Eigenkompositionen verweben die düsteren Stimmungen und modalen Skizzen zu einer Art Zeitlosigkeit, die den Hörer leise in Tomins Klangwelt einlädt. Diese 24 zarten Miniaturen – viele sind nicht länger als zwei Minuten wurden zwischen 2020 und 2021 aufgenommen und erzählen die Geschichte einer transformativen Periode in Tomins Leben. Tomin reflektiert über Liebe, Veränderung und den Lauf der Zeit. Sein feines Spiel und seine gekonnten Arrangements machen das Album zu einer Würdigung der Schönheit der kleinen Dinge.
Axel Itzenberg & The Exiles – Same (Domino)
Auch wenn man den Singer/Songwriter vom Namen her nach Deutschland oder die Schweiz verorten würde, stammt er doch aus L.A. Dort hat er erstmals eine richtige Band um sich geschart, die recht vielköpfig daher kommt: Neben Buddy und Multiinstrumentalist Greg Hartunian kommen Schlagzeuger Jay Rudolph (Weyes Blood), der Keyboarder Tyler Cash (Devendra Banhart), Bassisten Max Whipple (Sparks), Pedal-Steel-Gitarristen Connor Gallaher (Lana Del Rey), Saxophonist Colin Kupka, Gitarristen Dashiell Le Francis und die Sängerinnen Marina Allen, Juliana Giraffe, Gracie Jackson und Colby Nathan sowie diverse Streicher zum Einsatz. So vielschichtig sich das bereits anhört, so kaleidoskopisch und Genre-übergreifend ist auch die ganze Platte ausgefallen, die nach eigenen Worten von den kopflastigen Gedanken des Philosophen Alan Watts, den vielschichtigen Erzählungen von King Crimson und den fantasievollen Visionen der Fleet Foxes inspiriert ist. Wer sich vorstellen kann, dass Alan Parson zusammen mit Kevin Ayers ein Country-Folk aufgenommen hat ist wahrscheinlich ziemlich durch den Wind, kommt diesen Melodien aber zumindest nahe.
American Aquarium - The Fear Of Standing Still (Thirty Tigers)
Die zweite Zusammenarbeit mit Brandi Carlile- und Tanya Tucker-Produzent Shooter Jennings bringt erneut staubigen Rock`n`Roll mit starkem Country-Akzent auf die Bühne. Frontmann BJ Barham aber auch seine Kapelle weisen starke Ähnlichkeiten zu Kollegen wie The Gaslight Anthem und somit auch Bruce Springsteen auf. Barhams philosophiert über persönliche und soziokulturelle Themen- z.B. die Komplexität der Südstaaten-Identität, die Überschneidung von Generationentraumata, den Abbau von Reproduktionsrechten, das Erwachsenwerden und Älterwerden. Mit dabei Gitarrist Shane Boeker, Pedal-Steel-Gitarrist Neil Jones, Keyboarder Rhett Huffman, Schlagzeuger Ryan Van Fleet und Bassist Alden Hedges.
Bremer/McCoy – Kosmos (Luaka Bop)
Bremer/McCoy wurden 2012 von zwei ehemaligen Schulkameraden gegründet, zunächst ging es um Dub, damit hat das Duo inzwischen überhaupt nichts mehr am Hut. Ihre frei fließenden Instrumentals gehen eher Richtung Ambient, Jazz oder modernen Klassik. Diverse Synthesizer, das akustische Klavier, aber auch Gitarren prägen das Bild, eine Querflöte schwebt hindurch und setzt beruhigende Akzente. Der Sound ist luftig und akzentuiert, freischweben. Man sollte diese Musik auf einer Blumenwiese und nicht in geschlossenen Räumen hören, man könnte sich sonst beim Hinwegschweben den Kopf verletzen
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