Insgesamt melden sich die Menschen, die in der Oberpfalz arbeiten, im Schnitt 17, 7 Tage im Jahr krank. Damit liegt der Regierungsbezirk knapp über dem bayernweiten Wert von 16,5 Krankheitstagen pro 365 Tagen. Dabei ist eine Berufsgruppe besonders betroffen. Mit rund 26 Krankheitstagen im Jahr bilden Personen, die als Brief- oder Paketzusteller arbeiten, die unangefochtene Spitze. Das geht aus den Zahlen hervor, die der Landesverband der Betriebskrankenkassen (BKK)für das Jahr 2018 veröffentlicht hat.
Das überrascht Alexander Gröbner, Geschäftsführer der Verdi in der Oberpfalz, wenig. Ihm zufolge hat in den vergangen Jahren sowohl der psychische als auch der körperliche Stress auf Menschen in Paketzusteller-Jobs zugenommen.
Der Grund: Weil Kunden immer häufiger online bestellten, habe sich das Pensum der Paketzusteller enorm vergrößert. "Wir reden hier von einer großen Belastungssituation. Die Kollegen stehen permanent unter Zeitdruck und müssen trotzdem ihr Fahrzeug im Verkehr sicher bedienen", sagt Gröbner.
Immer häufiger krank
Nicht nur in der Zustellerbranche nehmen die Krankheitstage zu. Auch gewerbeübergreifend steigt der Wert: Im Vergleich zu 2017 sind Beschäftigte im Schnitt einen halben Tag pro Jahr länger krank. Auch das ist für Gröbner keine Überraschung. Die derzeitige Arbeitswelt, auch in der Region, sei von einem Phänomen geprägt, das er "Arbeitsverdichtung" nennt. "Wenn ich eine Maschine ständig auf voller Leistung laufen lasse, dann geht sie irgendwann kaputt", sagt er. Ebenso gehe es Menschen, die ständig an ihrer Belastungsgrenze arbeiten müssen. "Wenn die Mehrarbeit soweit zunimmt, dass sie für die Angestellten nicht mehr zu bewältigen ist, dann muss der Arbeitgeber handeln und mehr Personal zu Verfügung stellen."
Im Gegensatz zu den Paketzustellern sind der BKK zufolge Menschen, die in den Bereichen Informationstechnik (9,6 Tage) oder in Verlagen (10,1 Tage) arbeiten sowie freiberufliche Wissenschaftler und technische Dienstleister (10,4 Tage) am wenigsten häufig krank.
Zusammenhang zwischen Alter der Arbeitnehmer und Anzahl der Fehltage bayernweit
Innerhalb der Oberpfalz gibt es zwischen den einzelnen Regionen große Unterschiede. Spitzenreiter ist die Stadt Weiden. Hier bleiben die Arbeitnehmer im Schnitt ganze 21, 5 Tage pro Jahr krank zu Hause. Im Kreis Neustadt/WN sind es immerhin fast 20 Arbeitstage. Am wenigsten fehlen hingegen die Menschen, die in der Stadt Regensburg arbeiten. Nur rund 15 Tage im Jahr melden sie sich krank. In der Stadt Amberg bleiben die Menschen rund 19,5 Tage zu Hause, im Kreis Amberg-Sulzbach dagegen fallen die Arbeitnehmer im Schnitt nur 17, 5 Tage im Jahr aus. Wer in Tirschenreuth oder Schwandorf arbeitet, kann im Schnitt rund 19 Tage im Jahr nicht zur Arbeit kommen.
Im bayernweiten Vergleich schneidet die Oberpfalz (17,7 Tage) mäßig ab. Während die Unter- und Oberfranke mit 19,1 und 19 Tagen im Jahr noch häufiger als der Oberpfälzer aus Krankheitsgründen fehlt, schneidet der Rest des Freistaats teils deutlich besser ab. Nur 14, 6 Tage pro Jahr können die in Oberbayern Beschäftigten nicht zur Arbeit kommen. Dahinter rangieren Schwaben (16,7 Tage), Mittelfranken (16,8 Tage) und Niederbayern (17,15 Tage).
Psyche und Skelett
Laut BKK geht rund ein Viertel aller Ausfälle auf Muskel-Skelett-Erkrankungen zurück. Davon waren 2018 200 625 Menschen in Bayern betroffen, wobei Männer fast doppelt so häufig wie Frauen erkrankt sind.
Ein Sechstel der Fehltage sei zudem psychischen Problemen geschuldet. Diese sind dem BKK zufolge langwierig: Rund 36 Tage fehlt ein Arbeitnehmer nach einer entsprechenden Diagnose. Davon waren 2018 28 917 Männer und 36 399 Frauen in Bayern betroffen.
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