YATWA – Parallel Lines II (LasVegas Rec)
Der Song, “Easier” startet mit der Zeile “You’re called a worthless piece of shit”. Starker Tobak, den die Wiener Rocker hier verbreiten, es geht aber auch einen Ticken versöhnlicher auf ihrem zweiten Longplayer zur Sache. Von Hoffnung bis hin zu introspektiver Melancholie künden diese Lieder, und das Soundgewand dafür ist wahrlich vielschichtig gewebt. War das Debüt noch stürmisch und energetisch hakenschlagend, ist jetzt eine gewisse wohltuende Ruhe, ja fast Abgeklärtheit eingezogen. Ein entspannt dahinplätscherndes Lullaby wie „Fiebertraum“ (ansonsten wird übrigens in Englisch gesungen) wäre einst nicht möglich gewesen und auch die New-Wave-Verliebtheit im schon erwähnten „Easier“ ist neu. Ansonsten pendelt man zwischen Garagen- und Indie-Rock, evoziert Vergleiche mit den Arctic Monkeys, Smashing Pumpkins oder den Strokes.
Bibi Club - Feu De Garde (Cargo)
Das frankokanadische Duo Adèle Trottier-Rivard und Nicolas Basque singt auch auf seinem zweiten Logplayer fast ausschließlich in französischer Sprache. Die Texte sind von der Natur inspiriert, schließlich war Adele jahrelang begeisterte Pfadfinderin (!). Es pluckert viel und stoisch auf diesem zwischen Shoegaze, Bedroom-Pop und New Wave angesiedelten Album. Stereolab kommen einem nicht nur wegen der stimmlichen Affinität zu Lætitia Sadier in den Sinn, auf dem einzigen englischsprachigen Titel und Highlight, „You Can Wear A Jacket Or A Shirt“, drängen sich Martha & The Muffins auf, ansonsten hört man viel Suizide und auch ein wenig Talking Heads und ja sogar, The Notwist.
Stefano Di Battista - La Dolce Vita (Warner)
Der italienische Saxophonist Stefano Di Battista hat sich mit Matteo Cutello an der Trompete, Fred Nardin am Klavier, Andrea Sorrentino am Bass und André Ceccarelli am Schlagzeug eine hervorragende Band an seine Seite geholt um einen Teil des reichen und wunderbaren italienischen Repertoires aus den „Dolce Vita“-Jahren und danach zu erforschen und es einem globalen Publikum von heute zugänglich zu machen. "Diese Kompositionen verkörpern die italienische Kultur und das Können unserer großen Komponisten und schöpfen sowohl aus dem zweifellos goldenen Zeitalter Italiens als auch aus dem Erbe jener Jahre, das bis heute in uns weiterlebt“. Er meint damit unvergessene Lieder wie etwa Nino Rotas Titelsong, Paolo Contes „Via con me“, Nicola Piovanis legendäres „La vita è bella“ (aus dem gleichnamigen Film „Das Leben ist schön“), „Volare“ von Domenico Modugno und Franco Migliacci oder Ennio Morricones „La Califfa“.
The Reds, Pinks And Purples - Unwishing Well (Cargo)
Glenn Donaldson aus San Francisco mit seinem sechsten Album in sechs Jahren und ja, es klingt in etwa wie die Platten zuvor. Der Mann vertont seine Alltagsbeschreibungen und -Geschichten in leicht melancholisch-verträumten Grundton, verziert seine Arrangements auch mal mit einer Melodica, setzt aber immer auf ein schön analoges Setting mit viel akustischer Instrumentierung. Eine Singer/Songwriter-Platte par excellence, die die ganz großen Themen ausspart und eher bescheiden um die Ecke kommt. Das klingt alles sehr nach den Go-Betweens, ein wenig auch nach den Mountain Goats oder Belle & Sebastian.
Asha Jefferies - Ego Ride (Nettwerk)
Die Singer/Songwriterin aus Brisbane verarbeitet ihre Liebesbeziehungen und ein wenig Weltschmerz mehr auf diesem Album. Ob es sich dabei um queere Beziehungen gehandelt hat, ist nicht so ganz auszumachen. Jedenfalls singt die „Brand New Bitch“ (Songtitel) „keep my shit together“, was ja auch für einen Neuanfang steht. Und das macht sie recht charmant und mit großer Euphorie, mit gedoppelter Stimme oder auch mal ganz folky und intim. Eine Billie Eilish ist sie (noch) nicht, auch wenn hier ebenfalls Indie-Rock und -Pop mit einem Hauch Folk Hand in Hand gehen.
The Third Sound - Most Perfect Solitude (Fuzz Club Rec)
Der Berliner Vierer um den isländischen Musiker und Autor Hákon Aðalsteinsson (auch aktiv beim The Brian Jonestown Massacre, The Golden Hour und anderen) liebt den dark side of the moon. Freude kommt hier eher nicht auf. Moll und Melancholie dominieren diese psychedelisch verhallten Indie-Rock-Songs die es sich irgendwo zwischen These Immortal Souls, Madrugada und wird es doch mal ein wenig „lustig“ (d.h. jemand hat die Jalousien einen Spalt weit geöffnet), The Cure bequem gemacht haben. Ein Fuzz-getränkter, meditativer Mahlstrom an Musik.
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