Wade Bowen – Flyin (Thirty Tigers)
Man muss bei dem Country-Barden aus Texas einfach mal ein paar Zeilen zitieren. „You're already flying. Heaven's on the horizon. Sun through the windshield is shining. Painting everything gold. Life is all bout timing. Love is wild and blinding. Every road is winding. So let the good times roll” heißt es da im Titelsong und genau diese Art von Wohlfühlsongs hat es en masse auf diesem Album, das von traditionellem Honky Tonk-Country über Blues-Ausflüge bis zum Country-Rock der Eagles reicht. Bowen ist der gute Kerl (ist er wirklich, denn der Mann engagiert sich massiv für seine Community als fleißiger Spendensammler), der Kumpel von nebenan, mit dem man einen Heben oder eben im Auto durch die Wastelands cruisen kann.
Snowy White – Unfinished Business (Soulfood)
75 Lenze zählt Terence Charles White inzwischen, geschätzte zwei Duzend Solo-Alben hat er seit den 80ern veröffentlicht, spielte und stand vor allem mit Pink Floyd und Thin Lizzy, aber auch mit seinem alten Freund Peter Green oder Chris Rea auf der Bühne oder im Studio. White prägte den typisch englischen Blues-Stil, der immer wieder Richtung Rock aber auch mal Richtung Jazz schielt, dabei komplett laid back und relaxt rüberkommt. Es kommt nicht von ungefähr, dass Mark Knopfler bei White genau hingehört hat. „Unfinished Business” reiht sich nahtlos in das Gesamtwerk ein, die Stimme vielleicht ein wenig in die Jahre gekommen, die Gitarren-Licks noch ein wenig zurückhaltender. Snowy White muss sich und seinem treuen Publikum nichts mehr beweisen und so spielt er sein Ding völlig unaufgeregt und für die Ewigkeit.
Liz Lawrence – Peanuts (Chrysalis)
Die Britin, irrte schon durch den Label-Wald und machte dabei nicht gerade die besten Erfahrungen. Angekommen bei Chrysalis durfte sie mit Ali Chant, der Perfume Genius, Yard Act und Aldous Harding produziert hat zusammenarbeiten. Die zu lösende Aufgabe hieß, ein Album zu machen, dass „wie Cate Le Bon und Primal Scream oder Beck und Gorillaz klingt“. Das haben die ehemalige Background-Sängerin des Bombay Bicycle Club und Ihr Buddy ganz gut hinbekommen, denn in der Tat kann man in den elf Tracks immer wieder Duftnoten besagter Kollegen entdecken. Zu Texten über Alltagsbefindlichkeiten, die britische Politik oder Naturerlebnisse musiziert die queere Künstlerin höchst interessant wie differenziert: „Of Plants And Animals“ besticht durch eine markante Basslinie und einen an Kate Bush erinnernden, tänzelnden Gesang, „And Overcoming Despair“ verbindet analoge Handclaps mit einem digitalen Gepolter und mahnt an Dalbello, „That´s Life“ hat einen hübschen Off-Beat, durch „No Worries If Not“ zieht ein stoischer Devo-Rhythmus. Es gibt auf dieser Platte viel zu entdecken!
Jenobi – Irregularity (pop-up)
Die in Hamburg lebende schwedische Musikern Jenny Apelmo Mattson aka Jenobi begreift sich als streitbare Feministin und möchte gerne autark sein. Diese Einstellung gibt die Themen ihres zweiten Albums vor, das konsequenterweise im Heimstudio vorwiegend von ihr selbst eingespielt wurde. Von skandinavischer Kühle oder Distanz ist in ihrem elektronisch unterfütterten (Art-)Pop wenig zu spüren, man hört eher lateinamerikanische Rhythmen heraus. Die gelernte Bassistin erinnert dadurch an Kolleginnen wie Rosalia oder Noga Erez, ja ein Song wie „Queen Of The Night“ hätte sogar gut auf ein Calexico-Album gepasst. Eine interessante Neuentdeckung!
The Avett Brothers - The Avett Brothers (Thirty Tigers)
Die Gebrüder arbeiten einmal mehr mit Rick Rubin zusammen und so kann man davon ausgehen, dass es sich einmal mehr um eine makellose Produktion handelt. Tut es. Auf ganz sanften Pfoten, mit schon fast sakralem Chorgesang beginnt diese Scheibe um dann im Folgenden „Love Of A Girl“ völlig Folk- oder Country-frei als Rock`n`Roll-Knaller zu explodieren, der den Violent Femmes zu Ehren gereicht hätte. So etwas gab es bis dato noch nicht im Oeuvre der Kapelle. „Cheap Coffee“ brennt dann ein atmosphärisch dichtes Feuerwerk ab, für das man die Band so liebt. „2020 Regret“ und „We Are Loved“ stoßen in die gleiche Kerbe, sind noch ergreifender, aber auch ruhiger und hätten einem James Taylor gefallen, „Same Broken Bones“ kommt dann gleich noch spartanischer als fast reiner Vocal-Act daher bevor sich am Ende doch noch die Band einmischt. Eine altersmilde Zustandsbeschreibung des Lebens ist hier geglückt.
Jack McBannon – Tennessee (Cargo)
Würde man einem Thorsten Willer aus Wuppertal ein Album mit dem Titel „Tennessee“ abnehmen? Wohl eher nicht, da passt der Künstlername Jack McBannon doch viel besser. Und es kommt noch besser: Der Mann hatte tatsächlich den Mut und meldete sich bei Johnny Cashs Sohn, John Carter Cash und der war so begeistert, dass er den Westfahlen einlud, in seinem Studio in Nashville mit ihm als Produzent sein neues Album aufzunehmen. Hört man diese Americana-Songs und kraftstrotzenden Blues-Rocker, wundert das dann allerdings überhaupt nicht mehr und hört man erst diese raue, gegerbte, mit viel Patina versehene Stimme zwischen Bruce Springsteen, Eddie Vedder, James Hetfield und Tom Petty hätte wahrscheinlich sogar Rick Rubin angebissen und dem Künstler unter die Arme gegriffen. Aber das kann sich der Singer/Songwriter ja für sein nächstes Album aufheben.
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