Neumatic Parlo – Play It As It Lays (Unique Rec)
Joan Didions Roman, „Spiel dein Spiel“ bildet die Grundlage für diese Songs über urbane Zukunftsangst sowie zunehmende Vereinsamung im großstädtischen Raum der Düsseldorf Krawall-Recken. Wobei: inmitten dieses rifflastigen Garagen-Gepolters gibt es auch fast zärtliche Momente („My Wishful Figments“), und einiges, was man unter Hardcore-Shoegaze subsumieren könnte. Ansonsten dominieren harte, trashige Hall-Gitarren, empathische Gesangsausbrüche zu treibenden, peitschenden Rhythmen. Urgewaltig und dunkel wie die Swans, aber auch Dry Cleaning oder The Murder Capital haben hier ihre Spuren hinterlassen.
Trentemøller – Dreamweaver (In My Room)
Der Däne hat sich die Sängerin Disa aus Island, die seit der Memoria-Tour mit dabei ist an die Seite geholt. Die fügt sich mit ihrem ätherischen Feen-Gesang nahtlos in das luzide Geflecht aus Dark-, Dream-Pop, Wave und Shoegaze ein. Neben der Betonung elektronischer Elemente klingt diese Platte aber recht organisch, was schon gleich das Eröffnungsstück, „A Different Light“ mit quietschenden Nylonsaiten unterstreicht. Thematisiert werden Themen wie Vergänglichkeit, Verlust, Sehnsucht und das Bedürfnis nach persönlicher Veränderung.
Lariza – Luminance (Unit Rec)
Die Sängerin Lena-Larissa Senge der Kölner Combo wurde schon mal mit dem Deutscher Jazzpreis 2023 ausgezeichnet. Ihre Mitstreiter an Saxophon, Gitarre, Schlagzeug und Bass sind aber auch enorm kreative Gesellen, die ihr Handwerk aus dem Effeff beherrschen. Und auch nur solches Können macht erst diese irgendwie frei improvisiert wirkende (ist sie natürlich nicht), ineinander verzahnte, blind aufeinander vertrauende Musik möglich. Senge improvisiert gekonnt wie einst Flora Purim und moduliert unwirklich klingende Töne. Akustisches Instrumentarium geht eine Symbiose mit elektronischen Experimentierlust ein, das Ergebnis ist ein bestechender wie ungewöhnlicher und am Ende sogar eingängiger Mix der unbegrenzten Möglichkeiten
Giant Crow – In The Cut (Kontor)
Das Hamburger Quartett zählt eine feste Violinistin in ihren Reihen. Die verleiht den Kompositionen zwischen Alt. Country, Dark Folk und Neo-Psychedelia ihre lyrische (und etwas versöhnliche) Note. Weiteres Markenzeichen ist das Banjo und der dynamisch-differenzierte, empathische Gesang von Nikolas Kuhl. Ansonsten klingt das Album ein wenig nach den frühen, eher düsteren Bad Seeds-Eskapaden, nach 16 Horsepower oder Wovenhand.
Kelly Finnigan - A Lover Was Born (Cargo)
Eigentlich steht der Mann ja den Monophonics vor, auf seiner zweiten Solo-Platte bleibt er sich treu und zelebriert mit viel Inbrunst und Emphase seinen Mix aus Rhythm & Blues, Soul und einer Brise Funk. Üppige Gospel- und Background-Chöre begleiten diesen Sound und natürlich darf auch die warm wummernde Orgel nicht fehlen. Manchmal gibt es Bläser als Beigabe, ein andermal darf auch die Gitarre ein kleines, feines Solo beisteuern. Über allem aber thront diese so unglaublich smoothe, so ganz nicht weiße Stimme die er sich irgendwie von Issak Hayes geklaut haben muss.
Trust Fund – Has It Been A While (Tapete)
Setzt die sanfte Stimme von Ellis Jones, dem Singer/Songwriter hinter Trust Fund ein, begleiten dann auch noch Streicher die behutsam gezupften Lieder, fühlt man sich sofort wohl -und an Nick Drake erinnert. Eine nicht minder bezaubernde Celia MacDougall gesellt sich bei einigen Duetten hinzu und fertig ist ein kleiner. Feiner Folk-Preziosen-Laden, der gerade durch seine scheinbare Unscheinbarkeit überzeugt.
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