Adrian Younge - Adrian Younge presents Linear Labs: São Paulo (Linear Labs)
Man kennt den Mann natürlich schon durch seine hervorragenden „Jazz Is Dead“ Reihe, die er zusammen mit Ali Shaheed Muhammad kuratiert. Der mit einem Emmy Award ausgezeichnete Komponist, Multiinstrumentalist und Produzent aus Los Angeles ist bekannt für seinen analogen Sound und wurde von Künstlern wie Jay-Z, Kendrick Lamar, Common, DJ Premier und unzähligen anderen gesampelt. Er hat für Größen wie Roy Ayers, Cee Lo, Rakim, Tony Allen, Ebo Taylor, Marcos Valle, Céu, Dom Salvador, Azymuth, Wu Tang Clan und viele andere produziert. Hier stellt er Kollaborationen mit der Hip-Hop-Legende Snoop Dogg, der brasilianischen Schauspielerin und Sängerin Samantha Schmütz, der Sängerin Liraz aus dem Nahen Osten, der in London lebende Jazzsängerin ALA.NI, dem afro-futuristischen Soulsänger Bilal und mit Chanteusse Lætitia Sadier von Stereolab vor. Die Ergebnisse reichen von psychedelischem Neo-Soul über Funk und Jazz bis zur Weltmusik, vereinendes Merkmal ist die hohe Qualität.
Salomea – Good Life (Believe)
Die in Köln lebende deutsch-US-amerikanische Sängerin und Songschreiberin Rebekka Salomea hat mit Yannis Anft (Keyboard/Synthies), Oliver Lutz (Bass) und Leif Berger (Schlagzeug) ihr zweites Album eingespielt. Die Symbiose aus Jazz, R&B, Hip-Hop, Neo-Soul, Pop und elektronischer Musik hält locker internationalen Standard und braucht sich hinter der Konkurrenz nicht zu verstecken. Es ist ein Manifest der Hoffnung, des Widerstands, der Liebe und Dankbarkeit. Eine komplexe Soundwelt, eine umwerfend druckvolle Produktion mit Vocals auf höchstem Niveau. Ähnlichkeiten zu Mirna Bogdanovic, Lun + The Science Fiction oder Lucia Cadotsch sind nicht von der Hand zu weisen.
Cats & Dinosaurs – Sabotage (The Orchard)
Wie die Leningrad Cowboys stammt auch diese (Big) Band aus Skandinavien, nämlich Göteborg. Und ähnlich schräg-lustig und nostalgisch wie die Haartollenträger kommt auch deren Sound daher, nur dass dieser sich aus Vintage-Jazz und Swing speist, gedanklich aber eine gehörige Portion Punk inhaliert hat. Songs wie „Neoliberalism Is Dead“ oder „Heteronormativity“ machen klar, wohin diese kapitalismuskritische Reise geht. Dass man politische Inhalte in smarte, ja in den Balladen herzzerreißend schöne Klänge packen kann, beweist diese knackige Scheibe.
Famous - Party Album (Untiteld Rec)
Jack Merrett, Famous' Sänger, Texter, Haupt-Songwriter ist auch das einzige konstante Mitglied dieser Kapelle aus London, die der aktuell gefeierten South-Londoner Brixton Windmill-Szene neben Black Country, New Road und Black Midi zugeschrieben wird. Electronic, Industrial, Post-Punk & -Wave verbindet die Band zu monotonen, sich auftürmenden, repetitiven Klanglandschaften die immer wieder gebrochen oder durch schräg-aggressive Gitarren-Attacken konterkuriert werden. Merrett sprech-singt dazu seine dunklen Texte. Ein „Party Album“ klingt gemeinhin nach exakt dem Gegenteil.
Porridge Radio - Clouds In The Sky They Will Always Be There For Me (Cargo)
Porridge Radio ist vor allem das Vehikel von Sängerin und Songwriterin Dana Margolin, es ist aber auch eine Band. Margolin verarbeitet auf dem vierten Album eine Trennung und einen Fast-Burnout. Dementsprechend unlustig und aggressiv geht es auch zur Sache. Und selbst wenn ein „Sleeptalker“ zunächst als Streicher-verzierte Ballade daherkommt, explodiert auch dieses Stück am Ende. Laut & Leise, die Dynamik sind bestimmende Elemente dieser sich aus Indie-Rock und ein wenig Folk speisender Musik. Dana Margolins Gesang ist emphatisch bis zum zerreißen und spiegelt die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen wieder. Sie weint, Sie barmt, Sie faucht aber auch und schreit wie ein verwundetes Tier. „Clouds In The Sky They Will Always Be There For Me”, einen passenderen Titel hätte man für dieses intensive Hörerlebnis nicht finden können.
Saturndaze – Facades (Recordjet)
Eine gewisse Rilana Wronowski aus Hamburg nervte einst in jungen Jahren (sie ist auch jetzt noch jung!) den Papa, ein Jazz-Festival in England zu besuchen. Dort traf man auf Supertramp-Saxophonist John Helliwell, der verwundert wie angetan von der Begeisterung eines Teenies für seine Musik war. Man freundete sich an und -Wunder, Wunder- Helliwell steuert auf dem Debüt von Saturndaze zwei Sax-Soli bei. „Facades“ wurde darum nicht zu einer halben Supertramp-Scheibe, aber auch einige Arrangements oder Klavierakkorde lassen Rückschlüsse zu den 70er-Pop-Helden ziehen, ohne deren Opulenz zu erreichen. Es gelingt aber schon mit dem Debüt ein schönes Stück melodieverliebten Vintage-Pops mit Texten über die eigene Selbstfindung.
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