Oberpfalz
02.01.2025 - 16:50 Uhr

Frisch gepresst: Musiktipps von Hubert Schober

Gleich zum Jahresanfang mal eines der besten Live-Alben ever von The National, mit Razorlight oder mit Amethyst Kiah spirituellen Blues hören? Das Jahr fängt jedenfalls schon mal gut an!

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Ebo Taylor, Adrian Younge & Ali Shaheed Muhammad - Ebo Taylor (Jazz Is Dead)

Ebo Taylor, Adrian Younge & Ali Shaheed Muhammad - Ebo Taylor (Jazz Is Dead) Bild: Jazz Is Dead
Ebo Taylor, Adrian Younge & Ali Shaheed Muhammad - Ebo Taylor (Jazz Is Dead)

Das muss man sich mal vorstellen: Im Alter von 88 Jahren reiste der ghanaische Highlife- und Afrobeat-Pionier Ebo Taylor zum ersten Mal in die USA, um bei der inzwischen kultigen "Jazz Is Dead"-Konzertreihe aufzutreten, die landesweit ausverkaufte Hallen bescherte. Während dieser Zeit nahm Ebo zusammen mit den "Jazz Is Dead"-Produzenten Adrian Younge und Ali Shaheed Muhammad dieses psychedelische Afrobeat-Album auf. Und trotz des hohen Alters das Hauptprotagonisten glüht diese Scheibe regelrecht. Funky Gitarren, fetzige Bläsersätze, Soul-getränkte Background-Chöre und polyrhythmisches Perkussion-Geflecht laden zum Tanz auf dem Groove-Vulkan.

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Sofie Royer - Young Girl Forever (Stones Throw Records)

Sofie Royer - Young Girl Forever (Stones Throw Records) Bild: Stones Throw Records
Sofie Royer - Young Girl Forever (Stones Throw Records)

Die Tochter iranisch-österreichischer Eltern ist eine Kosmopolitin. Ihre Musik steht dem in nichts nach. Nach einem recht folkigen Chanson-Debüt folgte ein Werk mit Anlehnungen an Oper, Operette und Vaudeville. Und jetzt verramscht die ausgebildete Violinistin (das Instrument spielt inzwischen eine sehr untergeordnete Rolle) Post-Wave mit Pop und Disco, der deutsch gesungene Titel, „Nichts Neues Im Westen“ klingt gar nach Neuer Deutscher Welle. Die Coverversion von „Sage Comme Une Image“, einem Lied des portugiesisch-belgischen Popstars Lio aus dem Jahr 1982, wird in Französisch gesungen, der Rest in Englisch. Ob man diese Songs all zu ernst nehmen muss? Unterhaltsam sind sie allemal.

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Amethyst Kiah - Still + Bright (Universal)

Amethyst Kiah - Still + Bright (Universal) Bild: Universal
Amethyst Kiah - Still + Bright (Universal)

Amythyst Kiah ist eigentlich Mitglied von Our Native Daughters - einer Supergruppe, die ausschließlich aus farbigen Frauen besteht und deren Song "Black Myself" (geschrieben von Kiah) für den Grammy Award in der Kategorie Best American Roots Song nominiert wurde. Dies hier ist ihre zweite Solo-Platte. Darauf arbeitet sie erstmals mit so unterschiedlichen Co-Autoren wie Punk-Legende Tim Armstrong, Sadler Vaden (Gitarrist/Sänger von Jason Isbells 400 Unit) und Sean McConnell zusammen. Das von Mystizismen und Fantasien durchzogene, recht spirituelle aber zugleich politische Album bedient im Americana-Kosmos eine recht breite Palette, die vom Bluegrass- und Folk-Fingerpicking über knackigen Roots-Rock bis zu Blues und Gospel reicht. Produziert wurde von Butch Walker (Taylor Swift, Green Day, Weezer), aufgenommen in seinem Studio in Nashville, atmosphärisch dicht ist es geworden.

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The National – Rome (Beggars)

The National – Rome (Beggars) Bild: Beggars
The National – Rome (Beggars)

Nach zehn durchwegs fantastischen Alben dachten sich die Dessner Brüder, Bryan Devendorf, Scott Devendorf und Sänger Matt Berninger es sei an der Zeit, mal einen Querschnitt Ihrer seit 25 Jahren währenden Karriere als Live-Album zu präsentieren. Aufgenommen in dem architektonisch beeindruckenden und nach dem berühmten italienischen Filmkomponisten benannten Veranstaltungsort Parco Della Musica Ennio Morricone, zeigt diese Doppel-LP schillernde Versionen großer Songs wie “Bloodbuzz Ohio“, “Don't Swallow the Cap“, “I Need My Girl“, “The System Only Dreams in Total Darkness“, “England“ und “Fake Empire“ – so wie Live-Interpretationen neuerer Tracks wie “Eucalyptus“, “New Order T-Shirt“, “Tropic Morning News“ und “Smoke Detector“. Ob alt, ob neu, die Spielfreude, diese Euphorie, diese ekstatische Lust am großen Moment ist in jeder Note zu spüren. „Rome“ reiht sich damit in die Riege der ganz großen Live-Alben der Rock-Geschichte ein.

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Madison Cunningham & Andrew Bird - Cunningham/Bird (Universal)

Madison Cunningham & Andrew Bird - Cunningham/Bird (Universal) Bild: Universal
Madison Cunningham & Andrew Bird - Cunningham/Bird (Universal)

Bevor Stevie Nicks und Lindsey Buckingham in Fleetwood Mac aufgingen (und sich dann auch im Rosenkrieg, „Rumors“ benannt trennten) spielten sie 1973 ein gleichnamiges Album ein, das – by the way – inzwischen zu Höchstpreisen gehandelt wird. Geiger und Sänger Andrew Bird und Sängerin/Gitarristin Madison Cunningham sind Fans. Mit einem frischen, modernen Twist verschmelzen sie ihren unverwechselbaren Folk- und Indie-Sound und schaffen so eine überzeugende Hommage an das Original. Birds filigrane Geigenarbeit und Cunninghams gefühlvoller Gesang verwandeln die zeitlosen Melodien in eine Art Kammermusik und bieten sowohl eine Anspielung auf die Vergangenheit als auch ein lebendiges, zeitgenössisches Flair.

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Razorlight - Planet Nowhere (V2)

Razorlight - Planet Nowhere (V2) Bild: V2
Razorlight - Planet Nowhere (V2)

Johnny Borrell, Frontmann von Razorlight hat die alte Besetzung aus den frühen 2000ern reaktiviert um zwar „back to the roots“, ab er doch auch „into the future“ ein neues Album einzuspielen. Das Rezept von Razorlight-Songs ist ja recht simpel: eine treibende Bassline, treibende Drums und eine möglichst humorvolle Geschichte. Dazu noch typische Indie-Gitarren und natürlich der markante Gesang von Borrell. Zunächst hakte es dann doch wohl trotz der überschaubaren Vorgaben. Meister-Produzent Youth (The Verve, James) knackte den gordischen Knoten und so gibt es jede Menge fluffiger Indie-Rock-Songs die auch Pop können. Songs wie "Taylor Swift = US Soft Propaganda" klingen nicht nur witzig, sie haben auch knackige Gitarren-Licks, oder sind wie "Dirty Luck" richtig cool oder funkig wie "F.O.B.F.", Geht voll in Ordnung, dieses fünfte Werk.

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