Trauma Ray – Chameleon (Cargo)
Die Band aus Texas empfängt den Hörer mit einer Wall of Sound. Gleich drei Gitarren machen Lärm und Druck, der durch eine wuchtig agierende Rhythmus-Sektion noch verstärkt wird. Dazu schleppt sich der Gesang durch Höhen und Tiefen dieses Purgatoriums, textlich werden passend dazu die Verwirrungen des Lebens bis hin zu Tod verhandelt. Diese hall- und distortion-getränkte Mischung aus Post-Rock, Slowcore und Shoegaze zieht seine Inspirationen von Kollegen wie And You Will Know Us By the Trail of Death, Slowdive, Distortion bis hin zum Hum. Monolithisch.
Guacáyo – Indigo Sky (Independent)
Vor ein paar Jahren sang die Hamburger Kapelle auf dem Song „Lemonade“: „Gibt dir das Leben Zitronen, mach Limonade draus“. Diese positive, nach vorne schauende Haltung zieht sich auch durch ihr aktuelles Album. Das ist keineswegs oberflächig, Sängerin Sophie Filip knöpft sich den Klimawandel, toxische Beziehungen oder das Hamsterrad des Erfolgs ebenso vor wie die Suche nach einer weltoffenen Gesellschaft. Dazu passt der locker groovende, mit viel Reggae und ein wenig Hip-Hop angereicherte Indie-Pop perfekt und bringt nicht nur ein wenig Sonne und positive Energie in die grauen Wintertage.
Market - Well I Asked You a Question (Cargo)
Der Produzent, Multiinstrumentalist und Singer/Songwriter Nate Mendelsohn spielt auf vielen Hochzeiten, Market ist sein ganz eigenes Vehikel, dass er aber seit gut acht Jahren nicht mehr bestiegen hat. In der langen Zeit scheinen sich eine Unmenge an Ideen angehäuft zu haben, die sich jetzt in seltsamen Liedern Bahn brechen. Indie-Pop, Barock-Folk, Art-Pop, Avantgarde, Spoken Word`s, Field Recordings, Orchester-Pomp, viel passiert hier und viel geht zusammen, was beim ersten Hören gar nicht so zusammen passt. Mendelsohn frickelt und bastelt an diesen Liedern herum und man merkt, er hat sie richtig lieb. Einflüsse reichen von Syd Barrett, Kevin Ayers, den Beatles, Kevin Morby bis zu Falling, Palm und Air. Selten beginnt ein Song, wie er endet, Verwirrungen und Irrungen gehören hier zum Konzept.
Fat Freddy’s Drop – Slo Mo (Indigo)
Wer die vielköpfige Kapelle aus Neuseeland schon einmal live erlebt hat weiß, dass ist ein schwer zu toppendes Großereignis in Sachen Groove & Spielfreude, vergleichbar vielleicht mit Sly & The Family Stone bei deren legendärem Woodstock-Auftritt. Wo wir auch schon bei einer der Inspirationsquellen wären, denn der Funk & Soul spielt auch hier eine gewichtige Rolle, wird aber noch um Reggae, New Orleans-Blues, Afro-Beats, Detroit-Techno und ein wenig elektronisches Gefrickel erweitert, steht im Zentrum dieser ausufernden Jam-Sessions doch DJ Fitchie, der an seinem Sampler Bass, Drums und elektronische Sounds abfeuert. "Get yourself together, come in from the cold, just open up the door you've got the key!" Die Weihnachts-Party kann steigen!
philine - the side-effects of living in a fantasy (Nettwerk)
Die Singer/Songwriterin mit der lieblichen Stimme stammt aus Holland und nimmt einen mit auf eine Reise in Ihre Gedanken und Fantasien. Der Sound dazu ist ungewohnt packend und geradezu rockig -Sheryl Crow und Vanda Sheppard lassen hier grüßen- auch wenn es zart-filigrane, akustische Torch-Balladen wie „Getting Used To“ zu hören gibt. Überzeugen tut die junge Künstlerin in beiden Disziplinen.
Hayden Thorpe – Ness (Domino)
Zugegeben, das Falsett von Thorpe muss man schon mögen, aber da es so lieblich und weich ist, fällt es nicht weiter schwer, viele finden ja Anohni Hegarty auch ganz umwerfend. Wobei wir auch schon bei einem Seelenverwandten dieses wunderbaren wie wundersamen Albums wären. Mark Hollis, Mike Hadreas, Thom Yorke, Owen Pallett, Robert Wyatt, Laurie Anderson und die Broken Bells sind weitere. Die Platte dreht sich um den Ort Orford Ness in Suffolk. Dort wurden eins Kriegswaffen entwickelt, dann wurde es zum Naturschutzgebiet über das wiederum Bestsellerautor Robert Macfarlane ein verzaubertes Buch geschrieben hat. Thorpe rezitiert daraus seine Text, aber das wirklich bezaubernde ist diese feingeistige Musik, dieser experimentelle Art-Pop, der nicht von dieser Welt zu sein scheint. Das Propellor Ensemble trägt maßgeblich mit seinen diversen Holz- und Blechblasinstrumenten zu diesem Wunder bei, die dezent aber umso wirkmächtig eingesetzt werden. Es ist ungemein spannend hier zuzuhören und spannender als jedes Buch zu lesen. Chapeau zum Jahresabschluss!
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