Wafia - Promised Land (Nettwerk)
Wafia ist eine arabische, queere Künstlerin, was an sich schon bemerkenswert ist, werden non-binäre Menschen in der arabischen Welt ja nicht sonderlich geschätzt. So ein Alleinstellungsmerkmal macht aber noch keinen Sommer, Wafia bringt ihre Gefühls- und Erlebniswelt in ihre Texte mit ein, die sie auf ein watteweiches Bett aus modernem RnB, Pop und ein wenig Elektronik-Firlefanz bettet. Wer Frank Ocean, Joy oder Jhene Aiko ganz famos findet, hat auch hier einen neuen Darling an der Angel.
Mick Strauss – In The Dark (Air Rytmo)
Mick Strauss bringt zwei EPs auf Vinyl zusammen: „In The Dark“ (2024) und „Southern Wave Night Birds“ (2023). Eigentlich spielt Arthur B. Gillette, so sein richtiger Name, ja bei der Amerikanisch-Französischen Kapelle, Moriarty, nur die haben gerade eine kreative Pause eingelegt. Als Solist unterwegs, lässt er sich bei diesen Folk-getränkten Liedern gerne von Sängerin und Violinisten Jennifer E. Hutt (u.a. Will Oldham) und Sängerin und Cellistin Maëva Le Berre begleiten. Er selbst übt sich an Gitarre, Klavier, Violine, Cello, Kontrabass, Schlagzeug und natürlich dem Gesang. Lieblich-verschrobener DIY-Folk zwischen Jonathan Richman und Paul Roland.
Florence Besch – Gathering Hearts (Unique Records)
Die Welt der in Düsseldorf lebenden Luxemburgerin ist von Themen wie Liebe und dem Alleinsein geprägt. Die Musik dazu bezeichnet sie selbt als „Dream Grunge“. Mit dem „Dream“ meint sie wohl ihre etwas verträumte, sanft-süßliche Stimme. Mit „Grunge“ wird darauf angespielt, dass die Gitarren auch mal etwas vorlaut und harsch-verstimmt klingen dürfen. Aber hallo, alles halb so schlimm! Dazu muss man wirklich nicht eine neue Genre-Schublade aufmachen. Diese Lieder sind eher im Shoegaze und Dream-Pop verankert, auch wenn es mal ein bisschen lauter dabei zugeht.
Morea – Year By Year (Backseat)
Der deutsch-amerikanische Singer/Songwriterin aus Berlin wurde die Musik quasi mit in die Wiege gelegt, wuchs sie doch in einem Musikerhaushalt auf, wo man schon früh Klavier, Gitarre und auch den Bass zu bedienen lernte. Diese Kunstfertigkeiten sind sicherlich nützlich, e ist aber diese angenehme, weiche, warme und doch eindringliche Stimme, der man seine Aufmerksamkeit schenkt. Sicherlich trägt der lockere, leicht im Jazz gefärbte Pop-Sound ebenso zum stimmigen, ja durchaus faszinierenden Klangbild und Gesamteindruck bei. Die Schwere der Texte stehen hier in krassem Kontrast, erhöhen aber noch die Spannung. Für Liebhaber von Norah Jones, Feist oder auch Joni Mitchell ein Muss.
White Denim – 12 (Rough Trade)
James Petralli entwickelt sich zu einem richtigen Tausendsassa. Vorbei sind die frühen Punk- und Indie-Rock-Einflüsse, Petralli schöpft aus dem großen Pop-Kosmos und wirkt dabei wie ein verspielter Teddybär, ein Zauberkünstler wie Wayne Coyne von den Flaming Lips, der sich auch vor lauter Ideen gar nicht mehr einkriegen kann. Vocoder-Stimmen, Kirmes und Kinderzimmer-Melodien, Southern-Rock und Blues, Seventies-Soul und Funk, Jazz und Boogie, Pop und Schlager, Chöre und Bläser, GastsängerInnen und das Saxophon, es ist ein bunter Gemischtwarenladen, der hier offeriert wird und ja, es gibt bei diesen zwölf Songs auch mal einen Durchhänger, aber der hängt dann immer noch auf recht hohem Niveau. Platte Numero 12 soll wohl als Opus Magnum des quirligen Texaners in die Geschichte eingehen. „Leave a little light on when you go“ heißt es so schön. Machen wir!
Lucinda Williams - Lucinda Williams Sings The Beatles From Abbey Road (Thirty Tigers)
Was für ein Fest (nach dem Fest)! In Folge sieben ihrer „Lu’s Jukebox-Reihe“ (zuvor wurden schon die Rolling Stones, Bob Dylan oder Tom Petty gehuldigt) nimmt sich die Roots-Rock & Blues-Ikone aus Louisiana die Fab Four vor. Und das macht sie stilsicher in den legendären Londoner Abbey Road Studios. Dabei gelingt es, das ikonische Liedgut in die Sprache des Country & Blues zu übersetzen ohne es komplett zu verändern. Neben Klassikern wie “Can't Buy Me Love”, “With A Little Help From My Friends” oder “Let It Be” covert Williams und ihre famose Kapelle auch eigene Lieblingstitel wie “I'm So Tired”, “I've Got A Feeling” und natürlich den Naheliegendsten, “Yer Blues”. Grandios!
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.