Guinevere - To All The Lost Souls (La Tempesta)
Die Italienerin hat sich nach der Frau des König Artus und der Geliebten des Ritters Lancelot in der Artus-Sage benannt. Will sie uns etwas damit sagen? Ist sie Biest und Heldin zugleich? Zumindest musikalisch hält sie sich vorwiegend im Heldinnen-Bereich auf, lässt ihre zarte, hohe Stimme zu vielen Streichern oder dem Flügel zirpen. Es gibt aber auch Stücke wie das einzige auf Italienisch gesungene „Per Andrea, Per Sempre“, das eher düster-dystrophische, avantgardistische Song-Collage ist denn ein Folk(-Pop) Song. Passt aber auch, ist der Song doch ein Schwanengesang auf einen viel zu früh Verstorbenen. Oder auch „I Need A Glass Of Water“, das mit verstörendem Stimmengewirr startet, bis sich dann eine markante Basslinie, Chöre und erneut Streicher eine cineastische Klanglandschaft erschaffen. Oder „A Message“, wo die Künstlerin nur zu Vogelgezwitscher ihre Texte singt. Oder „Rough Skin“, dessen Akustik-Gitarre an Leonhard Cohen geschult ist. Diese gut einstündige Ode an all die verlorenen Seelen wird diese einfangen und sanft zur Ruhe betten.
Later. – Golden Bay (Cookie Rec)
Irgendwie klingen Franzosen immer etwas charmanter. Und auch Later. machen hier keine Ausnahme, der Vierer aus Paris lässt die Synties einfach etwas mehr leuchten, die Basslinien sind geschmeidiger und die Gitarre klingt nach zurückhaltender Nonchalance. Das Album widmet sich tiefgehenden Themen: die Erforschung des Heiligen, die transformative Kraft der Musik und die Liebe als Tor zu einer inneren Welt. Es bietet eine traumhafte Flucht in eine Welt, die von Instinkt, Leidenschaft und Freiheit regiert wird. Mit ihrer Mischung aus Synthi-Pop, Disco und Rock drängen sich natürlich Vergleiche zu den Kollegen von Daft Punk auf.
Would - Get Away (Devil Duck)
Matthias Schwettmann singt sonst bei der Hamburger Indie-Rock-Kapelle Palila. Die scheint ihn nicht auszulasten, denn das ist jetzt schon das zweite Solo-Album innerhalb von nur 12 Monaten. Oder aber, seine Liebe zur Americana kann sein Band-Projekt nicht stillen. Wie auch immer, hier haben wir es mit recht folkigen Rock-Pop-Liedern zu tun, die meist recht gemütlich und entschleunigt daherkommen. So als würden sich Neil Young, Wilco und R.E.M. (zu Michael Stipe führt auch Schwettmann`s rauer Falsett-Gesang) zum Feierabend auf der Farm treffen und ein wenig jammen. Diese zehn Songs sind nicht dazu angetan, dass einem die Kinnlade runterfällt, Respekt haben sie allemal verdient, denn so herrlich undeutsch klingt sonst keiner hierzulande.
The Innocence Mission - Midwinter Swimmers (Bella Union)
Wer im Haus von Joni Mitchell sein Debüt aufnimmt, kann kein Schlechter sein. Die Schulfreunde Karen Peris, Don Peris und Mike Bitts haben genau das vor gut 30 Jahren getan und sind auch auf ihrem 14. Album ihrem Sound mehr oder minder treu geblieben. Sicherlich muss man die niedlich-süße Sopranstimme von Karen Peris mögen, und man sollte auch nicht mit ihren poetisch-verschlungenen Metaphern-Texte hadern. Wem das gefällt, der wird sich auch in diese verspielten Folk-Miniaturen mit viel gezupfter Akustik-Gitarre, Klavier, ein wenig Perkussion und Streicherverzierungen verlieben, die zum Sinnieren und Vor-sich-Hinträumen vor dem Kaminfeuer einladen.
Slowly Slowly - Forgiving Spree (Nettwerk)
In Melbourne und in Los Angeles haben die Australier ihr neues Album zusammen mit den Produzenten, Courtney Ballard (5 Seconds of Summer, Waterparks, Good Charlotte) und Suzy Shinn (Panic! At The Disco, Weezer, Fall Out Boy) aufgenommen. Und in etwa wie eine Mischung aus den hier bereits genannten Kapellen plus The Killers, den Cars und – wir haben es ja mit Australiern zu tun – INXS klingt dieser harmlose Mainstream-Rock voller hymnischer Melodien auch. Tut nicht weh, berührt aber halt auch nicht.
Dom Martin - Buried Alive (Bertus)
Aus Belfast stammen sowohl Gary Moore als auch Rory Gallagher. Es wird wohl am guten (oder übermäßig genossen) Bier liegen, warum diese Stadt jetzt schon wieder ein en Blues-Rock-Hero hervorgebracht hat. Dom Martin kann es mit seinen jungen Jahren schon jetzt mit diesen Titanen aufnehmen, sein viertes, ein Live-Doppel-Album, legt davon eindrücklich Zeugnis ab. Zugegeben, Gallagher und Moore poltern besser, stimmlich klingt der Newcomer markanter und in den ruhigeren, auch auf der Akustischen gezupften Blues-Songs hat er die Nase ein wenig weiter vorne. Fünf Blues Awards in Irland & UK zeugen davon.
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