Oberpfalz
30.01.2025 - 14:01 Uhr

Frisch gepresst: Musiktipps von Hubert Schober

Es gibt in Österreich ein Leben/Musik jenseits von Ambros & Co. Lebendes Beispiel ist die charmante Singer/Songwriterin Avec.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Anna B Savage - You & I Are Earth (City Slang)

Anna B Savage - You & I Are Earth (City Slang) Bild: City Slang
Anna B Savage - You & I Are Earth (City Slang)

Die in Irland lebende Singer-Songwriterin mit der reinen, klaren, hohen Stimme wuchs wohl in einem musikalischen Umfeld auf und hat die Klassik schon mit der Muttermilch eingesogen. So sind diese tief in der Natur und dem Mystizismus verankerten Texte auf einem weichen, aus Streichern und Bläsern gewebten Teppich eingebettet, der um das bekannte Folk-Instrumentarium erweitert wird. Die Crème de la Crème der irischen Musiker-Gilde hat sich hier unter der Regie von Produzent John ‚Spud‘ Murphy (Lankum, Black Midi) eingefunden, um diese sanften Kammer-Folk-Oden adäquat umzusetzen.

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Michael Moravek – Night Songs (The Orchard)

Michael Moravek – Night Songs (The Orchard) Bild: The Orchard
Michael Moravek – Night Songs (The Orchard)

Ein bisschen sieht der Mann ja aus wie Ludwig Hirsch, und auch seine Lieder, zwischen Traum und Aufwachen erdacht, haben die Poesie des österreichischen Barden. Moravek ist wohl der feinsinnigste Americana-Künstler aus Deutschland und setzt seine Songs mit der Band „The Electric Traveling Show“ um, die sich auch Viola, Mandoline und Mundharmonika zu eigen machen. Seine sanfte Erzählstimme versucht erst gar nicht, das deutsche Idiom zu leugnen, klingt darum aber auch sehr ehrlich und authentisch und passt hervorragend zu diesen minimalistischen, akustischen Arrangements, denen man die Direktheit im Aufnahmeprozess anhört.

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Sarah Klang - Beautiful Woman (Nettwerk)

Sarah Klang - Beautiful Woman (Nettwerk) Bild: Nettwerk
Sarah Klang - Beautiful Woman (Nettwerk)

Sarah Klangs neuestes Album ist eine umfassende Erkundung der Weiblichkeit – von der Kindheit bis zur Mutterschaft, über die Teenagerjahre, Beziehungen und darüber hinaus. Klang, die bisher zwei schwedische Grammy-Auszeichnungen gewonnen hat, taucht in diesem neuen Album tief in ihr eigenes Leben ein, um zu ergründen, was es heute bedeutet, eine Frau zu sein. Sie beleuchtet den Druck, dem Frauen ausgesetzt sind, sich bestimmten Idealen von Weiblichkeit anzupassen, und den Stress, in einer Welt voller Body-Shaming in sozialen Medien und des männlichen Blicks aufzuwachsen. Es ist auch ein Album des Widerstands und der Solidarität, in dem Klang sich die Einheit der Frauen vorstellt, um Jahrhunderte des Patriarchats und der Frauenfeindlichkeit zu überwinden. Die Mischung aus Singer/Songwriter- & Yacht-Pop ist nicht affektheischend, sie ist vielmehr den ganz Großen des Pop, wie z.B. Elton John oder Robbie Williams geschuldet, wobei Produzent Eric D. Johnson (bekannt von den Fruit Bats, Bonny Light Horseman und The Shins) eine feine Americana-Note mit dazu gesetzt hat, so dass einige dieser Lieder auch an Fleetwood Mac erinnern. Zeitlos schön.

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Black Flower – Kinetic (Sdban Rec)

Black Flower – Kinetic (Sdban Rec) Bild: Sdban Rec
Black Flower – Kinetic (Sdban Rec)

Mit ihrem neuen Album tauchen Black Flower in die transformative Kraft von Rhythmus und Bewegung ein. Jeder Groove, jeder Rhythmus und jeder Puls kanalisiert rohe Energie und wirkt als Störfaktor, der die Transformation vorantreibt. Wenn der Geist festgefahren ist – in Mustern erstarrt, in seinen Ansichten starr, von Hindernissen überwältigt – erinnert das Album daran, dass die Bewegung des Körpers die Kraft sein kann, diese Grenzen zu sprengen. Sich zu bewegen bedeutet, sich anzupassen, sich weiterzuentwickeln und sich zu verwandeln.

Das Album verkörpert die Philosophie, sich dem Wandel anzupassen, anstatt sich ihm zu widersetzen, und bietet eine mutige, dynamische Aussage über das Loslösen von den Beschränkungen des Lebens. Es ist ein Aufruf, durch das Chaos des Lebens zu tanzen und die Kraft der Bewegung als Werkzeug zur Befreiung zu nutzen. Das Album demonstriert die charakteristische Mischung aus Ethio-Jazz, orientalischen Einflüssen, Dub und Afrobeat wie man es von Black Flower her kennt. Als Gast, die mit dem Montreux Jazz Talent Award ausgezeichnete Künstlerin Meskerem Mees.

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The Vices - Before It Might Be Gone (Bertus)

The Vices - Before It Might Be Gone (Bertus) Bild: Bertus
The Vices - Before It Might Be Gone (Bertus)

Denkt man an niederländische Pop-Musik, denkt man zunächst an die Minimalismus-Künstler von The Nits. Simon Bleeker, Mathijs Louwsma, Jonathan Kruizengaund und Floris van Luijtelaar haben damit recht wenig am Hut, verbinden vielmehr Britpop mit Indie-Rock, einer Brise Psychedelic, Blues und Surf Rock. Das ist bedeutend appetitlicher und klingt deutlich sämiger als das Cover Artwork aussieht. Dazu werden für Mid-Zwanziger schon recht existentielle Probleme bis hin zur Sinnsuche verhandelt. Die Jungs machen sich mächtig viel Gedanken und betten diese in ebenso interessante Arrangements -wo wir doch wieder bei den Nits angelangt wären.

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Avec – Avec (Jim Bob Rec)

Avec – Avec (Jim Bob Rec) Bild: Jim Bob Rec
Avec – Avec (Jim Bob Rec)

Mit „Avec“ präsentiert die österreichische Singer-Songwriterin ein selbstbetiteltes Album, das die bittersüßen und zärtlichen Momente des Lebens nahtlos miteinander verbindet. Diese Sammlung verkörpert ihre charakteristische Mischung aus sanften Melodien, introspektiven Texten und cinematischen Klanglandschaften. Roh und intim taucht das Album in die Komplexität menschlicher Beziehungen und persönlicher Introspektion ein und lädt die Hörer:innen in eine Welt ein, in der Verletzlichkeit auf Widerstandsfähigkeit trifft und Herzschmerz mit Hoffnung tanzt. Das Mutmacher-Album überzeugt aber auch durch seine musikalische Bescheidenheit, die immer wieder durch Opulenz gebrochen wird und daher um so spannender klingt. Man weiß jetzt nicht so genau, wo man diese interessante Stimme verorten soll, jedenfalls klingt sie nicht nach Österreich.

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