Oberpfalz
28.02.2025 - 11:57 Uhr

Frisch gepresst: Musiktipps von Hubert Schober

Einmal mehr haben die Frauen in dieser Ausgabe die Oberhand, ganz vorzüglich geriet bei Sunny War nicht nur das Artwork, auch die Musik fesselt.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Sunny War – Armageddon In A Summer Dress (Bertus)

Sunny War – Armageddon In A Summer Dress (Bertus) Bild: Bertus
Sunny War – Armageddon In A Summer Dress (Bertus)

Sydney Ward aka Sunny War sieht sich in einer Generation mit Woody Guthrie, Pete Seeger oder Robert Johnson, also mit Freaks, Beatniks und Protestsängern, den Urahnen der späteren Punks wenn man so will. Darum hat Ihre Mischung aus Singersongwriter-Stuff, Indie/Alternative, Blues, Roots und Gospel auch diese ganz gewisse, in der Tiefe lauernde Energie -aber auch einen ganz gewissen Humor oder besser Sicht auf die Welt (den auch der Titel Ihres achten Albums unterstreicht). "Armageddon In A Summer Dress" verhandelt Themen wie Erinnerung, Verlust und die Geister vergangener Persönlichkeiten, denn Ward zog in das 100 Jahre alte Haus ihres verstorbenen Vaters in Tennessee und da soll es auch ein wenig gespukt haben. Zusammen mit ihrem absoluten Hero, Steve Ignorant von Crass entstand "Walking Contradiction", ansonsten spielt die Künstlerin fast alle Instrumente selbst und ist ihr eigener Produzent. Vergleiche mit Joan Armatrading sind nicht von der Hand zu weisen, getourt hat sie aber mit Künstlern wie Mitski, Bonnie Raitt oder Iron & Wine.

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Ider - Late to the World (Nettwerk)

Ider - Late to the World (Nettwerk) Bild: Nettwerk
Ider - Late to the World (Nettwerk)

Sind Lily Somerville und Megan Markwick die Larkin Poe des Pop? Zumindest sind es auch zwei Singer/Songwriter und Künstlerinnen, deren zweistimmiger Gesang markant und charakteristisch für ihren Sound ist. Mit Roots-Music hat diese Mischung aus Electro, modernem RnB, Pop und ein wenig Indie-Rock und verhuschten Folk-Texturen aber nichts am Hut. Aufgenommen wurde der unbedingt tanzbare Mix in einer zum Studio umgebauten Kirche im walisischen Küstenort Barry von Produzent Dann Hume (bekannt durch Arbeiten mit Laura Mvula, The Temper Trap und Tkay Maidza).

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Heather Nova - Breath and Air (Bertus)

Heather Nova - Breath and Air (Bertus) Bild: Bertus
Heather Nova - Breath and Air (Bertus)

Als vor 30 Jahren „Oyster“ herauskam, war die Singer/Songwriterin aus Bermuda Everybodys Darling. Diese sanfte, fast gehauchte Stimme in Verbund mit Rock-Gitarren und ihren naturverbundenen Texten war einfach zu schön und in dieser Kombi auch ein Novum. Jetzt, 13 Alben später hat ihre Stimme noch nichts an Strahlkraft eingebüßt, die E-Gitarre ersetzt jetzt allerdings ein Cello, denn die Nova ist ruhiger, gelassener geworden, ist mit sich selbst im reinen und behandelt wie einst die Dualität der Natur und des Lebens. Zwei Dinge können gleichzeitig wahr sein - dies hat Nova mit zunehmendem Alter für sich erkannt. Diese Dualität zu akzeptieren und auszubalancieren, führt für sie zu einem tieferen Verständnis von Beziehungen bzw. Zusammenhängen. "Wir können kein Licht ohne Dunkelheit haben, wir können keine Freude ohne Schmerz haben. Das sind einfache Dinge, aber ich muss mich ständig daran erinnern", so die Musikerin.

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Mon Rovia - Act 4: Atonement (Nettwerk)

Mon Rovia - Act 4: Atonement (Nettwerk) Bild: Nettwerk
Mon Rovia - Act 4: Atonement (Nettwerk)

Mon Rovia stammt aus Liberia, wurde in einen Bürgerkrieg hineingeboren, ist dem Leben eines Kindersoldaten entflohen und wurde durch Missionare gerettet. Eine traurige Story mit einem Happy End. Das finden wohl auch viele Tik Tok-Nutzer, folgen dem sanften Barden doch Abermillionen. Könnte aber auch sein, dass eine zurückhaltende, sanft fließende, minimalistische, aber auch mal mit Streichern angereicherte Folk-Musik das Erfolgsrezept ist. Irgendwo zwischen Ed Sheeran und Jack Johnson sind diese schlichten Folk-Songs angesiedelt.

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Sharon Van Etten & The Attachment Theory - Sharon Van Etten & The Attachment Theory (Cargo)

Sharon Van Etten & The Attachment Theory - Sharon Van Etten & The Attachment Theory (Cargo) Bild: Cargo
Sharon Van Etten & The Attachment Theory - Sharon Van Etten & The Attachment Theory (Cargo)

Mit "Sharon Van Etten & The Attachment Theory" präsentiert Sharon Van Etten eine aufregende neue Dimension ihres Sounds und Songwritings. Zum ersten Mal wurde das Album in völliger Zusammenarbeit mit ihrer Band - Jorge Balbi (Schlagzeug, Maschinen), Devra Hoff (Bass, Gesang) und Teeny Lieberson (Synthesizer, Klavier, Gitarre, Gesang) - geschrieben und aufgenommen, was Van Etten genau die Freiheit gab, die sich aus dem Loslassen ergeben hat. Die Themen sind zeitlos, klassisch Sharon, aber die Klänge sind neu, sehr technoid und scharf wie Glas. Diese neue Herangehensweise begann während der Proben in der Wüste für eine bevorstehende Tournee, als Van Etten ihre Band in den kreativen Prozess einbezog: "Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich die Band gefragt, ob wir einfach jammen können. Worte, die nie aus meinem Mund kamen - niemals! Aber ich liebte alle Sounds, die wir bekamen. Ich war neugierig - was würde passieren?" Offenbar Magie. "In einer Stunde schrieben wir zwei Songs, aus denen schließlich "I Can't Imagine" und "Southern Life" wurden." Das Album wurde im ehemaligen Studio der Eurythmics, The Church, aufgenommen, das perfekt zu der mystischen Mischung aus Elektronik und analogen Texturen der Band passt. Die Produzentin Marta Salogni (Björk, Bon Iver, Animal Collective, Mica Levi) war sowohl als Bindeglied als auch als Produzentin unverzichtbar, da sie "die Synthesizer liebte und einen Sinn für Abenteuer hatte" und es verstand, "die Dunkelheit und die einzigartigen Klänge zu umarmen, die wir während des Schreibprozesses entwickelt hatten", so Van Etten.

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Franz Ferdinand – The Human Fear (Domino)

Franz Ferdinand – The Human Fear (Domino) Bild: Domino
Franz Ferdinand – The Human Fear (Domino)

Alex Kapranos hat seine Band teilweise neu besetzt und bringt nach sieben Jahren wieder ein Album heraus. Darin behandelt er neben der Liebe auch alle Arten von Ängsten, aber keine Sorge: „The Human Fear“ hat zwar etwas mehr Synthesizer und weniger Gitarren, ist aber weiterhin komplett tanzbarer Indie. Da werden sich die wiedervereinten Kollegen von Oasis schon warm anziehen müssen, um hier mithalten zu können. Wobei, vom „Wonderwall“-Größenwahn waren diese geschmackssicheren und etwas schrulligen Schotten ja schon immer weit entfernt, da pflegte man lieber das Tête-à-Tête mit den Sparks (FFS).

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