Oberpfalz
21.03.2025 - 10:24 Uhr

Frisch gepresst: Musiktipps von Hubert Schober

Frieder Graef heißt nicht jeder, den Namen sollte man sich jedoch unbedingt merken, steht man auf feine, handgemachte Americana-Lieder.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Miami Horror – We Always Had Tomorrow (Nettwerk)

Miami Horror – We Always Had Tomorrow (Nettwerk) Bild: Nettwerk
Miami Horror – We Always Had Tomorrow (Nettwerk)

Wenn es immer schon morgen ist, dann ist das die Umkehrung von "Täglich grüßt das Murmeltier". Schön ist beides auf Dauer nicht. Angeführt vom australischen Produzenten Benjamin Plant thematisiert das genreübergreifenden Werk Kindheit, Erwachsenwerden und die zyklische Natur des Lebens. Wer sich jetzt noch eine Mischung aus Talk Talk und den Pet Shop Boys vorstellen kann, nähert sich auch musikalisch diesem Crossover-Projekt. „We Always Had Tomorrow“ ist für den anspruchsvollen Dancefloor konzipiert und flicht in die Disco-, Soul- & RnB-Basis geschickt Art-Pop-Elemente mit ein. Kollaborateure wie Telenova, Alice Ivy, Woodes oder RAC machen die Sache bunt.

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C Duncan - It's Only A Love Song (Bella Union)

C Duncan - It's Only A Love Song (Bella Union) Bild: Bella Union
C Duncan - It's Only A Love Song (Bella Union)

Wer hören möchte, wie es klingt, wenn ein Künstler wie Christopher Duncan der am Konservatorium in Glasgow klassische Komposition studiert hatte und aus einem Elternhaus mit zwei ebenfalls klassisch musizierenden Elternteilen stammt, wird über das Ergebnis nicht sonderlich überrascht sein. Ganz nah am Kitsch badet der Maestro in einem Meer aus Streichern (u.a. gespielt von Mama & Papa) und singt Liebeslieder über Liebeslieder. Ein einziges Schwelgen ist das, Burt Bacharach oder die Beach Boys hören sich dagegen wie Proto-Punks an. Wem genannte oder auch Prefab Sprout oder Blue Nile also schon immer zu rockig waren und wer zudem auf Heile Welt-Hollywoodfilme aus den 50ern und 60ern steht kann hier seine Erfüllung finden.

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Arny Margret – I Miss You, I Do (One Little Indian)

Arny Margret – I Miss You, I Do (One Little Indian) Bild: One Little Indian
Arny Margret – I Miss You, I Do (One Little Indian)

Die isländische Singer/Songwriterin hat sich auf den Weg in die USA gemacht um ein wenig das Land der sehr begrenzen Möglichkeiten zu erkunden. Dabei hat sie das Ländliche dem Urbanen vorgezogen, ist durch New York City, North Carolina und Colorado gereist und hat zusammen mit den Produzenten Josh Kaufman (Bob Weir, The National, The War On Drugs), Andrew Berlin (Gregory Alan Isakov, Rise Against) und Brad Cook (Bon Iver, Waxahatchee, Whitney) diese intimen Lieder aufgenommen. Aber auch zuhause entstanden mit ihrem langjährigen isländischen Freund und Kreativpartner Guðm „Kiddi“ Kristinn Jónsson einige Songs, wie z.B. „I Love You“, einer Liebeserklärung an die eigene Mutter. Man hört das Klavier, Banjo, Harmonium, Slide- und Akustik-Gitarre, dazu eine sanfte, unaufgeregte aber emphatische Stimme, die Melodien in Pastelltönen gemalt. Und am Ende wird uns ein „Happy New Year“ gewünscht.

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Frieder Graef – Golden Receiver (Broken Silence)

Frieder Graef – Golden Receiver (Broken Silence) Bild: Broken Silence
Frieder Graef – Golden Receiver (Broken Silence)

Die meisten Menschen werden diesen Namen noch nie bewusst gehört haben, ist Meister Graef doch ein klassischer Sideman. So wie Klaus Voormann bei den Beatles stellte Frieder sein Handwerk bis dato in die Dienste von Smokestack Lightnin', The Green Apple Sea, Boozoo Bajou und unzähligen mehr. Dabei ist der Gitarrist und Sänger aber auch ein ganz veritabler Songschreiber zwischen Alt.Country, Folk und gemäßigtem Rock. Für sein Debüt hat er zahlreiche Kollaborateure aus früheren Tagen eingeladen, mit Peta Devlin (Die Braut Haut Ins Auge, Bela B., Cow) singt er ein herzergreifendes Duett auf dem Opener "Utter Bliss", die nicht minder begabte Julia Jules ist auf dem Vibraphon-verzierten „The World`s Come Undone“ zu hören, das als Reminiszenz an die Tindersticks oder Lambchop betrachtet werden kann. „Golden Receiver“ ist ein atmosphärisch dichtes, kontemplatives und mit Arrangement-Reichtum gesegnetes Americana-Album geworden, das sich hinter der Konkurrenz aus den USA nicht zu verstecken braucht. Chapeau!

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Mary Chapin Carpenter, Julie Fowlis & Karine Polwart - Looking For The Thread (Thirty Tigers)

Mary Chapin Carpenter, Julie Fowlis & Karine Polwart - Looking For The Thread (Thirty Tigers) Bild: Thirty Tigers
Mary Chapin Carpenter, Julie Fowlis & Karine Polwart - Looking For The Thread (Thirty Tigers)

Vor knapp zehn Jahren tat sich k.d. Lang mal mit Neko Case und Laura Veirs zusammen, das Ergebnis klang ziemlich famos. Mary Chapin Carpenter tut es jetzt der Kollegin gleich und lädt sich zwei der abenteuerlichsten und vielseitigsten Künstlerinnen der schottischen Musik, Julie Fowlis und Karine Polwart ein. Die Singer/Songwriterinnen zogen sich zu gemeinsamen Schreib-Sessions in die Highlands zurück, am Ende gelangte aber keines der gemeinsam verfassten Lieder auf das Album. Paritätisch verteilt finden sich so zehn Solo-Kompositionen auf dem Album, wobei alle Sängerinnen darauf zu hören sind. Bei zwei Titeln wurde in schottischem Gälisch gesungen. Es ist ein betuliches Werk das mit hervorragenden Session-Musikern eingespielt wurde und liebevoll von Josh Kaufman (Bob Weir, The National, The Hold Steady) produziert worden.

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Vulture Feathers - It Will Be Like Now (Cargo)

Vulture Feathers - It Will Be Like Now (Cargo) Bild: Cargo
Vulture Feathers - It Will Be Like Now (Cargo)

Colin McCann, Brian Gossman und Eric Fiscus kehren in regelmäßigen Abständen aus den abgelegenen Bergen Nordkaliforniens zurück, um ihre Evo/Involution als Vulture Feathers zu dokumentieren. Früher spielten die Jungs mal bei Kapellen wie Don Martin Three und später bei Wilderness, sollte sich daran noch jemand erinnern. In literarischer Hinsicht ist das Album ein Werk über den Kampf zwischen Mensch und Natur, nur dass Mensch und Natur die geheimen Identitäten eines dritten, unbenannten Wesens sind. Tränen, das Meer und der Tod sind die Hauptfiguren, und der Eingeweihte mag das Gefühl bekommen, dass auch sie zum Absoluten gehören. Das Ganze löst sich schließlich in einer erschreckend schönen Liebesgeschichte auf. Schräg? Ziemlich. Nicht ganz so abgedreht ist der Sound der Kapelle. Das Eröffnungsstück klopft einen stoischen Velvet Underground-Beat über den ein grollender Gesang zu hören ist. Dieses Muster wird gerne beibehalten, nur dass die Gitarren noch giftiger und hinterhältiger ihre Attacken fahren, die Rhythmus-Sektion diese Songs zu monolithischer Größe aufpeitschen.

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