Sophia Kennedy - Squeeze Me (City Slang)
Der Drum Computer und Sequenzer ist eine feste Größe auf dem dritten Album der in Berlin und Hamburg lebenden Multiinstrumentalistin aus Baltimore. Hinzu kommen repetitive Klavierakkorde, flirrende Synthesizer-Bässe, seltsam schimmernde Chöre, ein richtiges Schlagzeug und allerlei Firlefanz aus dem Synthesizer. Umarmst du oder zerdrückst du mich? Das ist die zentrale Frage, der Kennedy mit erhabener Entschlossenheit über diese zehn Songs nachgeht, die sich nicht so recht zwischen Art-Pop, Electro- und Synthi-Pop oder auch Akustik-Pop entscheiden können. Im Mittelteil befinden sich mit „Rodeo“ und „Feed Me“ die dazugehörigen Muster-Songs. Ihre außergewöhnliche Stimme genießt man indes am besten bei der minimalistischen Klavier-Etüde, „Oakwood 21“.
Oi Va Voi - The Water’s Edge (Parallel Skies Records)
„Oh mein Gott“ lautet die Übersetzung des Bandnamens der Briten mit jüdischen Wurzel. Und diesen Ausruf kann man ja leider heutzutage täglich mehrere Male bemühen. Und so setzt sich die Kapelle mit wechselnden Besetzungen auch für die Überwindung von Grenzen, gegen die Spaltungsversuche in der Welt und für ein friedliches Miteinander ein, all den Trumps, Netanjahus und Putins zum Trotz. Musikalisch wird ebenfalls grenzüberschreitend im Pop-Duktus gedacht, da fließt die jüdische Folklore mit Geige und Klarinette ebenfalls mit ein, wie eher orientalisch angehauchte Klänge um sich zu einer Art internationaler World-Pop-Music zu verbinden. Sollte noch jemand die kurzlebige Combo Esperanto aus den 70ern kennen, kann man diese z.B. mit The Verve mischen und kommt damit diesen euphorischen Liedern schon etwas näher.
Hannah Cohen - Earthstar Mountain (Bella Union)
Hannah Cohen residiert seit geraumer Zeit zusammen mit Ihrem Lebenspartner und Muliintrumentalisten Sam Owens (er nennt sich hier Evans) in den Catskill Mountains, Upper New York. Dort hat man sich in ländlicher Umgebung ein Scheunen-Studio eingerichtet wo schon befreundete Kollegen wie Big Thief, Cass McCombs oder Blonde Redhead gejammt haben. Alles also recht relaxt, bodenständig und naturverbunden. Und diese Umgebung prägt auch die neuen Songs von Hannah Cohen, die von sich und ihrer Umgebung handeln und nicht selten Naturmetaphern enthalten. Los geht es aber mit „Dusty“ einer wunderschönen Hommage mit Streichern, Flöte und Nylongitarre an eine ihrer Heldinnen, Dusty Springfield. Das folgende Material ist geprägt vom Westcoast Pop und Folk, vom Laurel Canyon und den späten 70ern. Im zweiten Teil der Platte mischt sich dann noch ein wenig Funk ein, so dass die Sasche sogar noch zum Groove um den Pool taugt. Fleetwood Mac fallen einem nicht nur wegen des Songs „Mountain“ ein, auch Weyes Blood sind nicht weit, um auch mal eine aktuelle Kapelle zu zitieren. Als Gäste wirken Sufjan Stevens und Clairo mit. Ein Album wie eine Entspannungskur.
Lucius – Lucius (Fantasy Records)
Hier geht es weder um den berühmten römischen Feldherren noch um das nicht ganz so ruhmreiche Hotel auf Norderney. Holly Laessig und Jess Wolfe sind beste Freundinnen. Sie lernten sich als Teenager am Berklee College of Music vor fast 20 Jahren und kennen, sangen dann mal bei Roger Waters im Background, spielten mit John Legend, Harry Styles, Sheryl Crow, Ozzy Osborne, Nathaniel Rateliff, The Killers, etc um schließlich als Lucius eine Karriere zu starten. Die Kapelle wird vervollständigt durch Dan Molad. Der ist nicht nur der Schlagzeuger und Pete Lalish nicht nur der Joker an der Gitarre; beide spielen Synthesizer, Gitarren und Bass und sorgen für einfallsreiche Arrangements Wenn sie sich dann zum Schreiben trafen, ging es oft um Beziehungen, Trauer und das Privatleben. Pete verlor seine Mutter an Parkinson, Holly und Jess hatten beide Fehlgeburten. Hinzu kam die Scheidung von Jess und Dan nach sieben Jahren Ehe. Weitere Kinder wurden geboren; für Pete und Jess war es jeweils das erste. Die Wurzeln dieses Albums sind also häusliche, persönliche Erfahrungen. Musikalisch schöpft die Band aus den letzten 50 Jahren Rock- und Pop-Geschichte, vom Westcoast-Sound der Fleetwood Mac, über Fingerpicking-Folk einer Joni Mitchell bis hin zum Gitarren-Indie Sound von My Morning Jacket, wobei der zweistimmige Gesang der Ladies markantes Merkmal ist.
Coheed and Cambria - Vaxis III: The Father of Make Believe (Virgin)
Claudio Sanchez setzt die Geschichte des The Amory Wars / Vaxis-Universums fort. Dabei überrascht er zunächst mit den für seine Verhältnisse fast schon fragilen wie zärtlichem Opener „Yesterday`s Lost“, bevor er in „Goodbye Sunshine“ all die Riffs und Hooks nachzuholen scheint. Ein knüppeldickes Feuerwerk eines Rock-Songs. Die Geschwindigkeit und Wucht wird danach zwar etwas gedrosselt, eine Schmuse-Album wird deswegen noch nicht daraus- Sanchez destilliert aus Heavy Rock, Punk, Progressive und Classic Rock eine Melasse die perfekt zu seinen Si-Fi-Geschichten passt.
"Vaxis Act III: The Father of Make Believe“ erscheint übrigens auch. als streng limitiertes Box-Set, das neben der CD und einem digitalen Download verschiedene exklusive Artikel, darunter Blind Side Sonnys voll tragbarer und funktionsfähiger Helm mitsamt neurodynamischer Displaybrille, dem illustrierten Hardcover-Novellen-Bildband "Vaxis Act III: The Father of Make Believe", einer neurodynamischen Displaybrillen-App zur Anpassung des Displays, 11.5„ x 35“ "Vaxis III: The Father of Make Believe“-Schlafzimmerposter, sowie eine signierte Sterbe-Urkunde von Siv Trafinder.
Miel De Montagne – Quin Quin (Recherche & Développement)
Mal wieder ein typisches Pop-Album aus Frankreich. Unser junger Künstler verbindet in lockerer Manier gekonnt Indie- mit Electro-Pop, singt über die Widrigkeiten im Leben und betont dabei die positive Seiten. Und auch wenn es mal ein wenig melancholisch wird, führen diese Lieder doch unweigerlich auf den Dancefloor. Air, Roosevelt und Phoenix lassen grüßen.
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