Minoh - Where It Bleeds (Dackelton Records)
Das Dackelton-Label steht für innovative wie kompromisslose deutsche Punk-Musik und Indie Hardcore. Das neueste Signing hört auf den Namen Minoh, es ist ein deutsch-koreanisches Musikprojekt von Jamin und Guido, die zusammen aber schon auf einige Jährchen an Musikerfahrung zurückgreifen können. Dass Jamin mal eine klassische Ausbildung genoss hört man hier nicht mehr, treffen doch die unbändige Energie von Gossip auf die nervöse Dringlichkeit von Bloc Party und die wuchtige Dramatik von Muse. Minoh verbinden Elemente aus Post-Punk, New Wave, Electro-Pop und Indie-Rock mit verzerrten Baritongitarren, fuzzgetränkten Bässen, flirrenden Synthis und gnadenlosen Lo-Fi-Beats zu tanzbarem, melodiegetränktem Lärm.
Gleb Kolyadin – Mobula (KScope)
Eigentlich sollte der russische Tastenvirtuose und Putin-Kritiker ja an Russland ausgeliefert werden, denn aus irgendeinem Grund saß er in einem thailändischen Knast fest. Zum Glück kam es anders, der britische Pass sorgte dann doch für eine Rückkehr in die Wahlheimat. Hier hat er diese Suite in 14 Teilen aufgenommen, ein reines Instrumentalalbum, das aber mit einer ganzen Palette exotischer Instrumente wie etwa einer Bansuri, einer Bombarde, dem Taishogoto, der Zither und Bambusflöte oder einem Glockenspiel aufwartet. Und schon spitzt der geneigte Hörer die Ohren und erinnert sich an Mike Oldfields Mammutwerk „Tubular Bells“. Nicht so repetitiv, nicht so bombastisch fällt diese atmosphärisch dichte Platte aus und wenn auch das eine oder andere Teil dieser Suite vielleicht ein wenig belanglos dahinplätschert ist es doch das Gesamtkunstwerk das zählt und beeindruckt.
Craig Finn - Always Been (Thirty Tigers)
Nein, dieser Finn gehört nicht zu den Finn-Brüdern aus Neuseeland und somit zu Crowded House, Craig Finn stammt aus New York und singt vor allem bei der famosen Indie-Rock-Kapelle von The Hold Steady. Dies hier ist bereits sein fünftes Solo-Album und erzählt die fiktive Geschichte eines Mannes der trotz mangelnden Glaubens eine Karriere als Geistlicher anstrebt. Die Platte erzählt die Geschichte seines Aufstiegs, seines Falls und seiner Erlösung, während sie auch die Details seiner Reisen und der Welt, in der er lebt, ausfüllt. Diese narrative Erzählung mag etwas erratisch daherkommen, Finn ist aber ein Mann der bodenständigen Ehrlichkeit und so könnte „Always Been“ auch einem gewissen Bruce Springsteen aus den Fingern gekrochen sein. Fügt man noch eine gute Brise Tom Petty, Bruce Hornsby, The War On Drugs -deren Adam Granduciel hat die furiose Scheibe auch produziert- und natürlich den Sound der Mutter-Band hinzu hält man ein euphorisches Stück Rockmusik in Händen.
Maya Fadeeva – Edge Of Eden (Glamjazz Records)
Die in Köln lebende Künstlerin hat in Holland ihren Bachelor of Music in Jazzgesang gemacht. Sicherlich mit Auszeichnung, denn sie kann auch mühelos Soul- oder Funk-, ja auch Reggae-Songs stilsicher interpretieren. Das Freiheitliche des Jazz trifft bei ihr auf die Geschmeidigkeit des Soul. Bläser, Perkussion und Vibraphon sorgen für Akzente im ansonsten poppig fließenden Groove. Ella Fitzgerald, die Amy Winehouse möchte man hier zitieren, wobei Maya Fadeevas Stimme fröhlicher, unbeschwerter und leichter klingt, von Wachstum und Resilienz erzählt, von Mut und Hingabe, von Zuversicht und unbändiger Lebensfreude.
Palila - Children Will Be Furious (Devil Duck)
Ob man noch Indie-Rock-Kapellen aus deutschen Landen braucht, die wie anno dazumal in den frühen 90ern klingen muss jeder für sich selbst beantworten. Sollte dabei ein „Warum nicht!“ herauskommen, kann bei diesem Trio, bestehend aus Matthias Schwettmann (Gitarre & Gesang), Christoph Kirchner (Bass) und Sascha Krüger (Drums) ein Ohr riskieren. Der besinnliche Opener, „The Beginning Of The Beginning“ mit seinem Folk-Banjo sollte dabei nicht in die Irre führen, denn kurz danach brettert der „Songs For Bears“ so richtig los und gibt die Richtung vor. „Pure“ klingt dann schon fast nach Stoner Rock, während sich „To The Sun“ wieder etwas zurück nimmt -und sich Matthias Schwettmann als begnadeter wie charmanter Nicht-Sänger präsentiert. Die Kapelle selbst nennt Built To Spill, Guided By Voices, Dinosaur Jr., Nada Surf, Pixies oder die frühen Smashing Pumpkins als Einflüsse. Geht in Ordnung.
Himalayas – Bad Star (Nettwerk)
Wer sich solch einen Namen gibt will sicherlich hoch hinaus. Die Walliser Schulhoffreunde haben das in der Heimat schon ganz gut hinbekommen und auch Streaming-technisch läuft es ganz rund. Das zweite Album soll es nun auch international richten. Die Rocklegende und AC/DC-Sänger Brian Johnson war jedenfalls von den Jungs so begeistert, dass sie gemeinsam den Song „V.O.V.“ aufgenommen haben (der übrigens nicht auf diesem Album zu finden ist). Was man hier findet ist treibender, ja wuchtiger (Sic Bandname!) Indie-Rock mit sägenden Gitarren, üppig rumpelnder, druckvoller Rhythmusgruppe und empathischen Gesangseinlagen. Bands wie Queens Of The Stone Age, Radiohead, Royal Blood, My Chemical Romance und den Foo Fighters lassen grüßen.
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