Lucia Cadotsch – AKI (Heartcore REc)
2012 wurde die Sängerin und Komponistin mit dem „Deutschen Jazzpreis“ geehrt. Dabei ist ihre Stimme eher lakonisch denn feurig, klingt Sie so beiläufig wie etwa Karen Mantler. So kann man auch den Folk oder Pop singen, wären da nicht ihre famosen Mitstreiter an Klavier, Bass und Schlagwerk und manchmal auch, mit Kurt Rosenwinkel, an der elektrischen Gitarre. Der Albumtitel ist übrigens einfach ein Name. Er steht in Finnland für Jungen, in Japan für Mädchen und diese Doppeldeutigkeit spiegelt sich auch in den Selbstreflektionsfähigkeit geprägten Texten nieder.
GINA ÉTÉ & Tillmann Ostendarp - Le Bouquet (Phantom Island)
Die Schweizer Singer/Songwriterin und Violinistin kenn man schon von diversen Solo-Alben als auch ihren Kollaborationen mit Patrick Watson, Hunger, To Anthena oder Faber. Bei letzterer Kapelle spielt Herr Ostendarp das Schlagzeug und ist ansonsten u.a. als DJ Real Madrid unterwegs. Wie zu erwarten haben die beiden verwandten im Geiste hier eine recht minimalistische, recht elektronische, recht dunkle und mystische EP eingespielt, die wegen des Gefrickels ein klein wenig an die Werke einer Laurie Anderson erinnern (ohne jedoch in deren qualitativen Sphären vorzustoßen).
Ruston Kelly - The Weakness (Universal)
Für sein drittes Album zog es dann Mann aus Nashville hinaus aufs Dorf, zunächst wollte mal eine nicht ganz so schöne Scheidung verdaut und aufgearbeitet werden. Kränklich oder schwächlich ist sein Album entgegen des Titels aber keineswegs geworden. Gleich der gleichnamige Opener tönt schon verdammt kraftvoll und laut und auch wenn „Hellfire“ zunächst eine Spur zurückschaltet, „St. Jupiter“ die Wanderklampfe auspackt und der „Mending Song“ Ukulele und Banjo, ist „The Weakness“ ein verdammt direktes und starkes (Americana-)Statement geworden, das einen Sänger mit einer verletzlichen, berührenden aber auch zupackenden Stimme zeigt.
Grandbrothers - Late Reflections (City Slang)
Raten Sie mal, was Deutschlands meistbesuchte Sehenswürdigkeit ist? Der Kölner Dom ist es und in dieser über 700 Jahre alten Kultstädte hat das deutsch-schweizerische Klangkollektiv von Erol Slap und Lukas Vogel seinen neuen Tonträger aufgenommen. Drum-Computer, Synthies, Flügel, diverse weitere Keyboards und der natürliche Hall des Objekts verleihen den mäandernden aber auch rhythmisch pulsierenden Klangflächen ihren besonderen Reiz. Ein wahres Hörvergnügen nicht nur für Ambient-Fans, denn dafür ist es viel zu vielschichtig und spannend geraten. Einschlafen wird hier niemand!
Overcoats – Winner (Membran)
Singer/Songwriter Hana Elion und JJ Mitchell feiern Ihre Stadt: New York City. Dazu gehen Sie nicht in den Hyde Park, sondernd ziehen um die Cafés und Clubs in Brooklyn und Manhattan. Kein Folk-Album also, sondernd eines, dass das Nachtleben und den Kater danach feiert. (Indie-)Rock, Pop, ein wenig Elektronik und natürlich sonnige Harmonien, die auch an der Westküste entstanden sein könnten.
Lucy Kruger & The Lost Boys – Heaving (Unique Rec)
Der Kruger-Nationalpark ist nicht nach Ihr benannt, als Namensgeberin würde die Südafrikanerin auch eher für einen Armageddon-Disco gut sein. Das dunkle Sound-Amalgam, das hier zusammengerührt wird ist recht einzigartig. Spurenelemente von den Immortal Souls über die Einstürzenden Neubauten bis hin zu Sonic Youth, Portishead oder PJ Harvey sind auszumachen, in der individuellen Zusammensetzung ergeben sie aber etwas ganz Einzigartiges. Kruger selbst hält alles mit ihrer wandlungsfähigen Stimme zusammen, die vom Schnurren bis zum Fauchen und Schreien die Palette der menschlichen Ausdruckskraft zur Gänze ausschöpft. Manchmal schwer erträglich, immer interessant.



















Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.