Oberpfalz
17.05.2024 - 11:54 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Dieses Mal: Frauen-Power pur. Aus allen Himmelsrichtungen erklingt grandiose Musik aller Genres.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Brimheim – Ratking (Rough Trade)

Brimheim – Ratking (Rough Trade) Bild: Rough Trade
Brimheim – Ratking (Rough Trade)

Das letzte Album der dänisch/färöischen Musikerin Helena Heinesen Rebensdorff hieß „I Can't Hate Myself In A Different Shape“ –und klang auch so. Dagegen nimmt sich der Rattenkönig geradezu versöhnlich aus, obgleich sie ihre eigenen menschlichen Schwächen mit kaltblütiger Präzision seziert. Das Ergebnis ist eine kompromisslose Erforschung von Begehren, Selbstbetrug und Niederlage. Klingt jetzt doch irgendwie nach Depri-Sounds und ja diese melancholischen Moll-Verliebtheiten in Dark-Wave hat es auch, aber die Musikerin gefällt sich auch als Interpretin von wuchtig-epischen Indie-Rock-Sounds („Keep Bleeding Diamonds“), New Wave, Dreampop, Folk Noir bis hin zu Club- und Glam-Rock-Manierismen. Manchmal denkt man dabei an Annabell Lamb (wenn Bläser dazu stoßen) und Florence & Ihre Maschinen, nur waren die viel mehr dem Pop verhaftet.

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Ella Ronen – The Girl With No Skin (BB Island)

Ella Ronen – The Girl With No Skin (BB Island) Bild: BB Island
Ella Ronen – The Girl With No Skin (BB Island)

Die persisch/israelische Singer/Songwriterin mit Sitz in der Schweiz hat sich auf ihrem dritten Album mit dem amerikanischen Kollegen und Produzenten Sam Cohen zusammengetan, dem mit Norah Jones und vor allem Kevin Morby schon erstaunliches geglückt ist. Und auch hier setzt er die intimen Songs seiner Partnerin – im verträumten „I Just Want To See You“ sogar im Duett – immer ins rechte Licht. Mal verziert er diese mit Bläsern, setzt mit einer kurz angerissenen E-Gitarre oder ein paar Klavier-Akkorden Akzente, mal lässt er sie in ihrer puren, schlichten Schönheit erstrahlen und setzt ganz auf die Wirkung dieser unverstellten, voluminösen, glasklaren, leicht traurigen Stimme. Das klingt nach stringentem Schönklang, bis diesem in „Fuck Cute“ elektronische Rhythmus-Pattern zu Leibe rücken. Es bleibt spannend auf diesem herausragenden Album.

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Puder – Aha. Ok. Let’s Surf The Planet. (Pussy Empire Recordings)

Puder – Aha. Ok. Let’s Surf The Planet. (Pussy Empire Recordings) Bild: Pussy Empire Rec
Puder – Aha. Ok. Let’s Surf The Planet. (Pussy Empire Recordings)

Alles auf dem Album der Hamburger Künstlerin Catharina Boutari aka Puder dreht sich um das Future-Echoes-Festival in Schweden. Dort hatte sie ihre Kollaborateure, die holländische Sängerin Eliën, den portugiesischen Jazz-Kontrabassisten Jorge da Rocha und den elektronischen Musiker und Beatmaker St.James Park kennen und schätzen gelernt. Und auf dem Festival wurde auch die Musik das Albums live mitgeschnitten, obgleich man von der Live-Atmosphäre lediglich im Opener etwas mitbekommt. Höhepunkt des Albums ist der Track „Particles“, eine elegische, schon fast pastorale Pop-Hymne mit dreistimmigem Gesang und dem schönen Refrain, “And my worries they drift away into particles into space”. Bemerkenswert auch, wie sich Élénie Wagner aka Eliën in „On My Sofa“ in opernhafte Höhen schraubt oder einem das schlichte „Howl“, ebenso mehrstimmig dargeboten, in Bann zieht.

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La Yegros – Haz (X Ray Production)

La Yegros – Haz (X Ray Production) Bild: X Ray Productions
La Yegros – Haz (X Ray Production)

"Feminine, joyous and tropical. It's a revolution you can dance to", jubelte das Londoner Stadtmagazin "Time Out". Gemeint ist die Mischung aus kolumbianischer Cumbia mit argentinischer Folklore, Elektronik und Pop, gesungen natürlich auf Spanisch – und das Markenzeichen von Marianna Alejandra Yegros. Ohne sexistisch sein zu wollen, darf man sagen, dass die Künstlerin auch noch verdammt attraktiv (und wahrscheinlich auch noch nett) ist. Als Produzent fungiert einmal mehr Gaby Kerpel, der noch Essenzen aus Funk, Soul, House und gar Orientalisches („Rehen“) beisteuert und so eine Andenflöte verdammt sexy oder ein Akkordeon psychedelisch klingen lässt.

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Lainey Wilson – Bell Bottom Country (BMG)

Lainey Wilson – Bell Bottom Country (BMG) Bild: bmg
Lainey Wilson – Bell Bottom Country (BMG)

Anlässlich der Grammy-Verleihung für das beste Country-Album erscheint „Bell Bottom Country“ nun erstmals als Vinyl. Die auch ansonsten mannigfach ausgezeichnete Musikerin würzt ihren bodenständigen Country-Rock & -Pop mit Cajun, Folk, Funk, Soul oder sogar mal einem kurzen Ausflug in den Reggae. Die Songs klingen vielleicht manchmal ein wenig zu rustikal und hemdsärmelig, dafür aber immer ehrlich und den Menschen verbunden.

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Sarasara – Elixir (Bertus)

Sarasara – Elixir (Bertus) Bild: Bertus
Sarasara – Elixir (Bertus)

Das Album der französischen Musikerin Sarah Fileur aka Sarasara ist ein Braukessel, in dem verschiedene Themen und Genres zu einem "Elixir" zusammengemischt werden. Dunkle Synthesizer, Punk und Trip-Hop werden hier mit Themen und Gefühlen wie Feminismus, Anarchie, Wut und Kapitalismus zu einem dunklen Gesöff vermengt, das dem Hörer und der Gesellschaft einen Spiegel vorhält, der nichts beschönt.

Mit rohen und harten Emotionen, die sich in schonungslos ehrlichen Texten niederschlagen und düsteren Instrumentals, die gemeinsam mit den Texten ein düsteres Bild der Zukunft malen. Sarasara nennt "Elixir" ihr "Anarcha-Feminist Album" auf dem sie gegen alles austeilt, wegen dem sie sich wütend, traurig oder machtlos fühlt. Ganz anders als auf den Vorgängeralben regiert auf "Elixir" nicht die große Übersicht mit Referenzen, sondern die puren Emotionen.

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