Clarissa Connelly - World of Work (Warp)
Der in Schottland geborenen und in Kopenhagen lebenden Produzentin, Komponistin, Sängerin und Multiinstrumentalistin Clarissa Connelly ist mit ihrem Debüt ein solitäres Album geglückt – mit all seinen Schattenseiten, ist es doch schön und sperrig zugleich. Laurie Andersons avantgardistischer Art-Pop stolperte einst ähnlich mit großen Augen in die Welt (und in deren Band wirkte Clarissa Connelly kürzlich auch als Sängerin mit). So ist „World of Work“ eine traumhafte Synthese aus nordischem Volkslied, keltischem Mythos, mittelalterlichen Grimoires, moderner Popmusik sowie experimenteller Komposition und Studiopraxis. Es erforscht das Heilige und das Profane in Anlehnung an den französischen Philosophen Georges Bataille aus dem 20. Jahrhundert.
Sam Evian – Plunge (Thirty Tiger)
In den Catskill Mountains lässt es sich gemütlich musizieren, vor allem wenn man dort sein eigenes Studio eingerichtet hat, in dem übrigens Big Thiefs Meisterwerk „Certainty“ aufgenommen wurde. Und deren Sängerin Adrianne Lenker brachte nicht nur einen Krug Ahornsirup aus Vermont mit, sondernd steuerte wie auch Sufjan Stevens einiges zu den Aufnahmen bei. Man saß also mit Freunden in der Studio-Scheune und jamte ohne großen Druck und Hast drauflos, so dass in 10 Tagen diese lockere Rockplatte, „Live-im-Studio“ mit starken Bezügen zu den frühen 70ern entstand. Einzuordnen ist das heimliche Meisterwerk zwischen Tom Petty, George Harrison, den Traveling Willburys und John Cougar Mellencamp.
Being Anne - Thank You For Ruining My Summer (What We Call Records)
Oh, oh, da scheint bei der Hamburger Singer/Songwriterin im letzten Sommer beziehungstechnisch doch einiges den Bach runter gegangen zu sein. Ein Titel wie „Cold Bitch“ sagt da doch schon alles. Meist reicht die Akustikgitarre, mal ein Streicher, mal ein Klavier-Akkord, mehr braucht es nicht, um diese mal raue, mal brüchige, mal sanfte Stimme zu begleiten. Being Anne macht nicht viel Aufhebens, singt sich ohne Brimborium ihre Schmerzen und Gefühle von der Seele.
Francis Of Delirium – Lighthouse (Dalliance Recordings)
Hinter der Francis des Deliriums steckt die luxemburgische Singer/Songwriterin und Gitarristin Jana Bahrich. Für eine erst 22-jährige weiß sie schon verdammt viel über die Liebe zu berichten, die hier in all ihren Facetten ausgebreitet wird – natürlich auch der unerwiderten. Der musikalische Ansatz ist eher ungewöhnlich, treffen hier doch Post-Punk und vor allem Grunge-Elemente auf klassischen Rock und Pop. Es sind aber eher Nadelstiche, die diese betulichen Shoegaze- & Dream-Pop-Balladen noch attackieren, lediglich das Schlagzeug macht stetig einen druckvollen Job.
Chanel Beads - Your Day Will Come (Cargo)
Das Projekt von Songwriter Shane Lavers, Sängerin Maya McGrory und Geiger und Cellist Zachary Paul klingt nach herrlich frickelnder und verschrobener DIY-Mucke. Es wird experimentiert, geschrammelt, Konventionen werden über den Haufen geworfen und daher klingt dieses Werk auch so frisch und unverkrampft. Man hört, hier wurde gewagt -und gewonnen, wenn sich das Resultat auch mal als eher unfertig entpuppt. Schwamm drüber, der Wille zählt und so kann man das Ergebnis als Kreuzung zwischen Anthony More und den Molly Pitchers einordnen, als frei fliegender Fixstern im Pop-Universum.
Lo Moon - I Wish You Way More Than Luck (Thirty Tigers)
Matt Lowell wird es verkraften können, wenn man ihm eine gewisse stimmliche Nähe zu Peter Gabriel oder Guy Garvey nachsagt. Die ganze Kapelle wird es verwinden, wenn man Vergleiche von Genesis über Elbow bis zu Snow Patrol, Talk Talk und Coldplay heranzieht, schließlich riecht das zwar nach (schnödem) Mainstream, geht daher aber auch verdammt gut ins Ohr. Obgleich hier Sound-Schicht um Sound-Schicht aufgetragen wird, bleiben diese Songs doch luzide und transparent. Sicherlich auch ein Verdienst von Mischer Alan Moulder (Depeche Mode, U2, Ride, The Cure, My Bloody Valentine, The Smashing Pumpkins) und Produzent Mike Davis (Ratboys, Pool Kids, Great Grandpa). Ein zweites Lullaby wie „Honest“ hätte der Platte vielleicht gut getan, bewegt man sich ansonsten doch immer im gleichen Tempi, das ergreifende „Mary In The Woods“ mit zarter Bläserunterstützung mal außer Acht gelassen.
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