Oberpfalz
03.06.2024 - 15:28 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Buddhistische Erleuchtung kann verdammt geil und rockig klingen, steckt ein gewisser Eric Earley dahinter. Ganz ohne Erleuchtung, dafür noch viel rockiger klingen The Lunar Effect.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Sarah Shook & The Disarmers – Revelations (Thirty Tigers)

Sarah Shook & The Disarmers – Revelations (Thirty Tigers) Bild: Thirty Tigers
Sarah Shook & The Disarmers – Revelations (Thirty Tigers)

Sarah Shook hat zuletzt so einiges hinter sich gebracht. Sie ist vom Alkohol losgekommen, hat eine neue Beziehung und wurde inzwischen zur non-binären Person, die sich River Shooks nennt. All dies fließt (natürlich) auch in die wie immer recht autobiographischen Texte ein, wo neben der Liebe und ihren Leiden auch männliche Gewalt, Depressionen und das Schwulsein verhandelt werden. Für ein Country-Outfit eher ungewöhnliche Themen, aber trotz intensiver Pedal-Steel-Arbeit entwickelt sich die Kapelle sowieso stark Richtung Indie- und Americana-Rock der Wilco-Schule. Rock-Songs wie „Nightingale“ gefallen so auch mehr als traditionelles wie etwa „Backsliders“.

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mui zyu - nothing or something to die for (Cargo)

mui zyu - nothing or something to die for (Cargo) Bild: Cargo
mui zyu - nothing or something to die for (Cargo)

Es war das erste Mal, dass Liu und Co-Produzent Luciano Rossi außerhalb ihres Heimstudios arbeiteten. Stattdessen begaben sie sich für eine Woche in die Middle Farm Studios in Devon. Der Tapetenwechsel ermöglichte mehr Experimente, da das Studio über Instrumente und Geräte verfügte, mit denen Liu noch nie zuvor gearbeitet hatte. So wie man im Leben überall hingehen kann, hatte Liu das Gefühl, dass sie auch klanglich überall hingehen kann. Stimmmanipulationen wie hartes Tuning werden absichtlich eingesetzt, um Bilder von übermäßig plastischen Leben zu beschwören, während das Durchlaufenlassen von Instrumenten durch Bandmaschinen und Pedale ein Gefühl von Entropie und Unsicherheit hervorruft. Es entstand ein surreales, experimentelles, leicht unterkühltes Electro- und Art-Pop-Werk zwischen Ryuichi Sakamoto, Miharu Koshi und den unheimlichen Wanderungen von Angelo Bandalamenti.

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Blitzen Trapper - 100's of 1000's, Millions of Billions (Yep Rec)

Blitzen Trapper - 100's of 1000's, Millions of Billions (Yep Rec) Bild: Yep Rec
Blitzen Trapper - 100's of 1000's, Millions of Billions (Yep Rec)

Inspiriert von der Faszination des Sängers/Songwriters Eric Earley für buddhistische Texte und Meditation (der Titel stammt von einem Satz, der in den Mahayana-Sutras immer wieder auftaucht), bietet das Album eine fesselnde Sicht auf Wiedergeburt und Transzendenz und die Kreisförmigkeit der Existenz, die sich ihren Weg durch den Raum jenseits von Traum und Realität, jenseits von Göttern und Sterblichen, jenseits von Leben und Tod bahnt. Die Songs hier sind ebenso aufrichtig wie surreal, wurzeln in reichhaltigen Charakterstudien und tiefem Nachdenken und entfalten sich wie eine rätselhafte Reise, die viele Fragen stellt und keine Antworten bietet. Die Produktion ist ebenso berauschend und vermischt Lo-Fi-Intimität und trippige Psychedelik zu einem hypnotisierenden Strudel aus analogen und elektronischen Klängen. Alles zusammen ergibt eine wunderschöne ausufernde Sammlung, die in üppige Synthesizer-Schichten und verwaschene E-Gitarren gehüllt ist – eine ergreifende, weitreichende Erkundung von Wahrnehmung und Zielsetzung, die es schafft, gleichzeitig nach vorne und nach hinten zu schauen. Psychedelische Americana in den Stilen von Fleet Foxes, Wilco und den Dawes und gespielt in der Melodik der Beatles.

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Dehd – Poetry (Fat Possum)

Dehd – Poetry (Fat Possum) Bild: Fat Possum
Dehd – Poetry (Fat Possum)

Jason Balla, Emily Kempf und Eric McGrady aus Chicago haben die Songs ihres neuen Albums auch in Mexiko und Montana geschrieben, klingen tut aber alles nach Portland. Slacker-Indie-Rock, ein wenig Soul, ein wenig Americana, locker hingerotzt mit viel Low-Fi- & DIY-Attitüde. Es geht um verchromte Motorräder ("Mood Ring"), um gefälschte Gucci-Sonnenbrillen ("Dog Days"), das Patriachat („Knife“), um das Händeschütteln vor einem schwankenden Liebhaber ("Hard to Love") – und natürlich die Liebe, die gleichgeschlechtliche als auch die heterosexuelle. Sowohl Balla als auch Kempf greifen zum Mikro, das sorgt für Abwechslung im ansonsten ein wenig zu homogenen Sound-Design.

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The Lunar Effect - Sounds of Green and Blue (Svart Rec)

The Lunar Effect - Sounds of Green and Blue (Svart Rec) Bild: Svart Rec
The Lunar Effect - Sounds of Green and Blue (Svart Rec)

Die Jungs aus London sehen aus wie aus der Zeit gefallene Engel: bärtig und mit üppigem Haupthaar versehen. So sahen Rockbands Anfang der 70er aus, und genau diesen harten Rock (manche nennen es „Stoner-Rock“) zelebriert der Vierer auch mit großer Innbrunst. Ozzy Osborne, Ian Gillan oder Robert Plant fallen einem sofort dazu ein, die dazugehörigen Bands (und noch eine Handvoll mehr) natürlich auch. Das ist Epigonentum auf höchstem Niveau, naturbelassener als Greta Van Fleet, denn auch die leisen Töne werden beherrscht und in “Fear Before The Fall” hat es sogar ein Klavier.

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Asha Jefferies - Ego Ride (Nettwerk)

Asha Jefferies - Ego Ride (Nettwerk) Bild: Nettwerk
Asha Jefferies - Ego Ride (Nettwerk)

„Keep My Shit Together“ oder "Brand New Bitch" sind schon mal Songtitel, die Lust machen, in das Debüt des Jungspunds aus Australien reinzuhören. Auf den zehn Tracks des Albums reflektiert Asha zwei Jahre voller Höhen und Tiefen, von Momenten des Triumphs bis hin zu echten Herausforderungen. Der Titeltrack, „Stranger“, scheint zunächst den Ausbruch aus einer gescheiterten Beziehung zu beschreiben, doch tatsächlich befreit sich Jefferies von ihrem eigenen Ich.

Mit dem Abschluss von "Ego Ride", wo sanfte Streicher in das Knistern und Knacken von Störgeräuschen übergehen, hat die Singer/Songwriterin die Grenzen eines vergangenen Lebens überschritten. Ihre Welt dreht sich weiter, und sie bleibt weiterhin offen für jegliche Situation, egal wo es sie hin verschlägt. Zwischen süßem Girlie-Pop und knackigem Indie-Rock bewegt sie sich musikalisch, und hier herrscht dann ein wenig zu viel an Gefälligkeit. Kommt lyrisch schon mal die Galle hoch, hätten hier ein paar Kanten gutgetan. Ob das die nächste Sheryl Crow wird?

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