Oberpfalz
27.10.2019 - 15:53 Uhr

Neues Label für Fellbekleidung: Der "Öko"-Pelz aus Regensburg

Vermutlich war er der Pelz das erste Kleidungsstück des frühen Menschen. Wenn es nach Egon Samabo geht, wird die haarige Tierhaut auch in Zukunft eine Rolle spielen. Schon aus ökologischen Gründen.

Pelz aus der Samabor-Kollektion. Kein Tier musste eigens dafür sterben. Bild: Hubert Lankes
Pelz aus der Samabor-Kollektion. Kein Tier musste eigens dafür sterben.

Vom Statussymbol zum Mode-Nogo - und nun wieder zurück? Pelz als Bekleidung ist im Kommen. Gerade ökologisch bewusste Menschen entdecken den Rohstoff wieder, der in den späten 1980er Jahren als Inbegriff der Tierquälerei galt. Egon Samabor sagt, er freue sich doppelt darüber: als Naturfreund und als Kürschner. Pelz sei natürlich, ganz anders als die meisten anderen Rohstoffe für Winterbekleidung: Ein Steppmantel oder eine Synthetikjacke werde letztlich aus Erdöl hergestellt. "Wenn sie so was heute im Wald vergraben, ist es in 1000 Jahren immer noch da", sagt der Regensburger.

Designer, Kürschner, Verbandspräsident: Egon Samabor Bild: Hubert Lankes
Designer, Kürschner, Verbandspräsident: Egon Samabor

"Weprefur" die Antwort

Um auch dem Tierschutz gerecht zu werden, hat Samabor ein Qualitätslabel für Fellbekleidung auf den Weg gebracht. Der 64-jährige Kürschner und Designer betreibt nicht nur in dritter Generation ein Pelzgeschäft in Regensburg. Er ist auch Präsident des Deutschen Zentralverbands des Kürschnerhandwerks. Seit drei Jahren bietet der Verband das Label "Weprefur" (Ein englisches Wortspiel aus We prefer = Wir bevorzugen und fur = Pelz). Samabor vergleicht diese Kennzeichnung mit dem "Grünen Knopf" des Ministeriums für Entwicklungshilfe. Dieser kennzeichnet Kleidung aus Entwicklungsländern, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurde.

Das "Weprefur"-Label garantiert, dass der verarbeitete Pelz nicht aus einer Pelztierfarm stammt. Es werde nur Material aus waidgerechter Jagd innerhalb Europas verarbeitet. "Jeder Kürschner, der das Label nutzen will, muss sich zertifizieren lassen und wird anschließen genau geprüft", sagt Samabor. 33 Händler haben die Zertifizierung deutschlandweit bereits durchlaufen. In der Oberpfalz sind es bisher drei - zwei in Regensburg einer in Rötz (Landkreis Cham).

Dass für die Bekleidung weiterhin Tiere sterben, lässt Samabor nicht als Argument gegen "Weprefur" gelten. Als Beispiel verweist er auf den Fuchs. Der habe in Deutschland keine natürlichen Feinde, könne den Bestand anderer, kleinerer Waldbewohner gefährden. Der Fuchs werde bejagt, um das Gleichgewicht zu wahren, sagt Samabor. "Vergangenes Jahr wurden in Deutschland rund 470 000 Füchse geschossen", rechnet Samabor vor. Von 460 000 sei das Fell einfach weggeworfen worden. Für den Kürschner "eine irre Ressourcenverschwendung". Was für den Fuchs gilt, gelte auch für die anderen Tiere, die das "Weprefur"-Label zulässt: Bestimmte Marderarten, Waschbären, Wildhasen und Kaninchen.

Das "Weprefur"-Logo Bild: exb
Das "Weprefur"-Logo

Gegen Widerstand

Samabor sagt, dass es durchaus Widerstand gegen das Label gab und gibt. Allerdings kommt dieser Widerstand weniger von Tierschützern, eher von Kürschnern, die an den alten Strukturen hängen. "Ganze Innungen sind aus dem Verband ausgetreten." Der Regensburger ist dennoch überzeugt, dass er und seine Mitstreiter den richtigen Weg gehen. Die Nachfrage sei da, die Umsätze der Pelzbranche steigen seit Jahren wieder an. Samabor freut das nur bedingt, denn bisher werde diese Nachfrage vor allem mit Pelzen aus Asien, vor allem aus China bedient. "Dort gibt es keinen Tierschutz." "Weprefur" soll nun beides Verbinden: ressourcenschonendes Wirtschaften und humanen Umgang mit Tieren.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.