Wenn ich eins gelernt habe, dann, wie wichtig es ist, sich mehr als zwei Wochen Urlaub zu nehmen. Zumindest, wenn man vorhat, ans andere Ende der Welt zu fliegen. Dass das nämlich ganz schön lange dauert, habe ich irgendwie unterschätzt. Ich habe im September meine Mama auf Aitutaki besucht. Aitutaki – von manchen Freunden liebevoll Taka-Tuka genannt – liegt mitten im Pazifik.
Die winzige Insel ist 18,3 Quadratkilometer groß und einen einstündigen Flug von Rarotonga, der nächsten Zivilisation, entfernt. Raro ist die Hauptinsel der Cook-Inseln, zu denen auch Aitutaki gehört. Nach Neuseeland sind es dann schon rund 3000 und nach Deutschland entspannte 16.000 Kilometer. Man könnte es Wahnsinn nennen, sich einen Urlaubsort auszusuchen, zu dem man länger fliegt als man dann dort am Strand liegt. Ich nenne es Abenteuer.
Als mich meine Mama endlich am Flughafen mit einer Blumenkrone, einem Ei (wie ey!, nicht das Hühnerprodukt), empfangen hat, war ich 62 Stunden unterwegs. Aber so stolz auf mich, dass ich ganz alleine vier Flüge und eine Übernachtung in einem fragwürdigen Hostel gemeistert hatte. Weil mein Rhythmus eh schon so durcheinander war, habe ich den Jetlag quasi übersprungen. Aitutaki ist alle Zeitzonen weit weg, also zwölf Stunden hinterher. Kontakt nach Deutschland zu halten war deshalb nicht ganz so einfach, weil immer einer geschlafen hat. Aber weil es nur sehr begrenzt Internet gab, war das eh egal.
Mehr Zeit, mit einem Roller über die eine Straße zu heizen, die sich um die ganze Insel legt. Dauert mit Tempo 30 eine Dreiviertelstunde, einmal rundherum. Ohne Helm natürlich, die Polizei ist nur freitags auf der Insel. Dort habe ich mir übrigens einen echten Cook-Islands-Führerschein geholt, für 2,50 Cook-Islands-Dollars. Das Geld sieht ganz spannend aus und ist wasserfest. Auf der Drei-Dollar-Note reitet eine Frau auf einem Hai, ohne Oberteil. Naja.
Wenn die Islander eines haben, dann Humor. In der Woche, in der ich auf der Insel war, kam das Versorgungsschiff nicht. Deshalb ging das Mehl aus, und das Klopapier. Das hat Erinnerungen wachgerufen. Mareiti, eine Freundin meiner Mutter, meinte aber, keine Angst. Es könne alles ausgehen. Nur Bier, daran habe es noch nie gemangelt.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter von Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.
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