Auf einem Feuerwehrfest vor einigen Jahren habe ich sie gesehen. Ein Mädchen, hellblond, vielleicht 16 Jahre alt, winzig klein. Sie hat eine Tuba vor sich hergetragen, fast so golden wie ihre Haare, fast so groß wie sie selbst. Wir alle waren gerade gute vier Kilometer durch die Julihitze gelaufen und hatten Musik gemacht. Selbst uns Holzbläsern hingen die Arme nach unten. Sie aber hat gelacht. Als ob das Blechungetüm nichts wiegen würde. Wow, dachte ich mir, Respekt.
Das ist das Gefühl, mit dem man Tubisten begegnen sollte. Zu viele unterschätzen dieses Instrument. Ja, in der traditionellen Blasmusik wird oft nicht viel von der Tuba gefordert. "Nach der dritten Stunde kannst du Geld verlangen", habe ich erst gehört. Weil es jetzt nicht die anspruchsvollste Aufgabe ist, zwei Töne abzuwechseln. Wobei der Spruch aber eher darauf anspielt, dass Tubisten so dringend gebraucht werden. Schon mal Musik ohne Bass gehört? Da können die anderen Musiker noch so gut sein, ohne Tuba klingt es einfach ... schlecht.
Nicht umsonst geht der Witz "Oh Herr, der Tubist im Himmel". Ja, die Tuba kommt etwas groß und ungeschickt daher. Wer aber schon mal einen richtig guten Tubisten wie zum Beispiel den Daniel von den Fexern spielen gehört hat, weiß, wie filigran und elegant die Tuba sein kann. Und was für hohe Töne eine Bassstimme spielen kann, wenn sie sich Mühe gibt. Eine Hörempfehlung: Das Tuba-Concerto von Philip Sparke.
Nur an ihrem Image könnte die Tuba noch arbeiten. Ja, sie glänzt schön golden. Aber zu oft ist sie die Pointe von gemeinen Schmutzkampagnen. In der Sendung "Schwiegertochter gesucht" etwa wird sie als Requisite missbraucht, um den Junggesellen Jan – der, der Enten mit dem Ruf Biele, Biele, Biele anlocken soll – als komischen Kauz zu zeichnen. Na klar, ein Mittvierziger, der bei seinen Eltern in der Platte wohnt und mit Modelleisenbahnen spielt, hat natürlich auch eine Tuba herumstehen.
Deshalb haben 13 deutsche Musikräte die Tuba zum Instrument des Jahres 2024 gekürt. Sie löst ihre Vorgängerin, die Mandoline ab, ein fast genauso spannendes, aber hier irrelevantes Instrument. Übrigens: Auch ich selbst habe mich schon an der Königin der Instrumente versucht. Ich mag es nur nicht, wenn meine Hände nach Kupfergeld riechen. Deswegen hat sich meine Tuba-Karriere auf zwei Unterrichtsstunden beschränkt.
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