Oberpfalz
23.05.2024 - 09:48 Uhr

Oh, du schöne Spargelzeit

Er ist deutsches Nationalgut und Bote des Frühlings: Der Spargel. Redakteurin Kira Lorenz kann gar nicht genug davon bekommen. Aber nur, wenn er auch in Saison ist. Das Wichtigste an der Spargelzeit ist nämlich, dass sie endet.

Sie ist kurz, aber sie ist toll: Die Spargelzeit. Bild: Petra Hartl
Sie ist kurz, aber sie ist toll: Die Spargelzeit.

Alles, was ich über Vergänglichkeit gelernt habe, habe ich gegen meinen Willen gelernt. Zeiten ändern sich, Menschen gehen, ich hatte mal Locken und jetzt nicht mehr. Und das Vergänglichste aller Dinge: die Spargelzeit. Wenn der Gemüse-König seinen Kopf aus dem Erdhaufen steckt und darauf wartet, von unterbezahlten Saisonarbeitern herausgerissen zu werden. Kurz: die beste Zeit im Jahr. Nur ist die leider immer so schnell vorbei.

Es ist die Zeit, wenn die Sonne Lust auf Sommer bekommt und erst untergeht, wenn im Tatort schon der erste Verdächtige verhört wurde. Wenn die Luft nach Grillrauch und Holunder riecht und nach Leuten und Böhmischem Traum klingt. Wenn man an einem Freitagabend nach der Arbeit ins Freibad geht, das gerade aufgemacht hat, dann mit nassen Haaren und leichter Chlor-Fahne barfuß in Schlappen in den Supermarkt watschelt und ein Monatsgehalt für ein Kilo Spargel und einen Korb voll der schönsten Erdbeeren ausgibt, die man je gesehen hat. Und Bärlauch, für selbstgemachte Bärlauchbutter, in der man den Spargel dann badet. Den kaufe ich übrigens auch im Geschäft, ich habe Angst, mich mit selbst gesammelten versehentlich zu vergiften.

Spargelzeit ist nicht nur Spargelzeit. Sie ist ein Lebensgefühl. Sie anhalten oder konservieren zu wollen, ist möglich, aber sinnlos. Klar könnte man im November die dürren Spargelstangen essen, die es im Glas zu kaufen gibt. Oder eingefrorene Bärlauchbutter auftauen oder Erdbeeren aus Südafrika importieren. Aber das ist nicht das gleiche. Spargel isst man auf dem Balkon mit Blick auf die jugendlichen Geranien. Erdbeeren isst man mit einer Schüssel Schlagsahne und Gras zwischen den Zehen. Nach Bärlauch riecht man auf dem Frühlingsfest. Dafür hat jede Jahreszeit ihre eigenen Spezialitäten - ich hätte gerade auch keine Lust auf Kürbissuppe oder Butterplätzchen.

Die Vergänglichkeit der Spargelzeit ist das, was sie so besonders macht. Und der Geruch auf der Toilette. Deshalb: Ran an den Spargel! Ein Tipp von mir: Feinen grünen Spargel in gabelzinkenlange Stücke schneiden, in etwas Bärlauchbutter scharf anbraten, bis er durch, aber noch knackig ist. Erdbeeren in kleine Stücke würfeln, in etwas Olivenöl, Balsamico-Creme, Salz, Pfeffer und einem Löffel Honig marinieren. Die Erdbeeren auf dem Spargel servieren und mit einer Burrata krönen.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.