Es gibt ein paar Dinge, die mich so richtig glücklich machen. Eines davon ist Wandern. Einige denken vielleicht, dass das eine Sportart für ältere Menschen und Senioren ist. Das ist aber überholt. Einmal hörte ich den Satz: "Bist du dafür nicht zu jung?" Es klang, als wäre ich 15 und hätte Interesse an hochprozentigem Schnaps und edlen Zigarren gefunden. Das Wandern dagegen ist harmlos und sogar gesund. Es baut Muskeln auf, stärkt die Knochen und schont die Gelenke. Natürlich könnte ich dafür auch ins Fitnessstudio oder zu Hause vor dem Fernseher ein Home-Workout machen. Aber wieso sollte ich mich in vier Wände verkriechen, wenn draußen das echte Leben stattfindet? Und ich als positiven Nebeneffekt noch ein bisschen Vitamin D abkriege.
Statt auf einen Bildschirm zu starren und meinen Kalorienverbrauch, meine Schrittzahl und meinen Puls zu messen, kann ich neue Gegenden entdecken. Ohne Stress – außer ich will an einem Sonntagnachmittag noch den letzten Bus erreichen. Beim Wandern gibt es – bei mir zumindest – keinen Leistungsdruck. Ich denke, alle Menschen wären entspannter, würden sie mehr Zeit im Freien verbringen.
Doch ich hatte nicht schon immer Freude am Wandern. Als Kind langweilte ich mich schnell beim Spazieren. Meine Standardausrede waren "Hausaufgaben", um nicht auf den sonntäglichen Pflichtspaziergang mitzumüssen. Im Urlaub fand ich die Tage am Strand immer besser als die "Lauftage". Schon fünf Kilometer erschienen mir endlos.
Als dann die Pandemie kam, wollte ich, wie die meisten, so viel Zeit wie möglich draußen sein. Ich versuchte es auch mit Inline-Skates, doch die liegen jetzt nur noch zu Hause im Schrank. Also ging ich Wandern. Als man sich dann wieder mit anderen Menschen treffen konnte, fand ich Leute, die genauso gern draußen sind wie ich.
Statt abends die neueste Serie im Fernsehen zu schauen, plane ich, was ich mit meinen Freunden am Wochenende neues zu Fuß entdecken kann. Statt eines Netflix-Abos habe ich ein Komoot-Premium-Konto. Und manchmal stehe ich an einem Samstag schon um sechs Uhr auf, um einen Zug in Richtung Süden in die Berge zu nehmen. Und Überraschung: Die Leute, mit denen ich regelmäßig unterwegs bin, sind in meinem Alter und nicht Ü60. Das wäre natürlich kein Problem, aber vielleicht ist es ein Zeichen, dass Wandern nicht nur ein Hobby für Senioren ist.
Wir sind junge Mitarbeiter von Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne "OTon" schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.
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