Oberviechtach
31.07.2018 - 18:42 Uhr

"Erste Hilfe" für Krankenhäuser

Das "Pflegepersonal-Stärkungsgesetz" wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung, finden die Verantwortlichen der Krankenhäuser in der Oberpfalz. Sie sehen aber auch Verbesserungsbedarf.

Es tut sich was in der Krankenpflege – wenn das „Pflegepersonal-Stärkungsgesetz“ kommt. Einige Punkte bereiten Oberpfälzer Kliniken allerdings Bauchschmerzen. Symbolbild: Angelika Warmuth/dpa
Es tut sich was in der Krankenpflege – wenn das „Pflegepersonal-Stärkungsgesetz“ kommt. Einige Punkte bereiten Oberpfälzer Kliniken allerdings Bauchschmerzen.

(olr) Grundsätzlich findet Josef Götz, Vorstand der Kliniken Nordoberpfalz, den Gesetzesentwurf begrüßenswert: "Die Politik hat erkannt, dass sich in der Pflege etwas ändern muss. Viele der Neuerungen sehe ich sehr positiv." Hervorzuheben seien vor allem eine gesetzlich geregelte bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Pflege oder eine Verbesserung der Ausbildungsfinanzierung. Er möchte nicht den Miesmacher geben, erneut betont er: "Viele positive Dinge, in die wenige Wermutstropfen fallen."

Zum Beispiel gäbe es da das Problem mit den Berechnungsgrundlagen für die Personal-Untergrenze - denn die fehlten schlichtweg. "Natürlich wollen wir Leute einstellen. Schließlich möchten wir unsere Krankenpfleger entlasten", sagt Götz. Die Frage ist nur: Wie viele? "Die Personalgrenze sollte an einer Bedarfsrechnung festgemacht sein", bemängelt er. "Eine solche ist nötig, um mit Weitblick und Nachhaltigkeit dort Pflegekräfte zu entlasten, wo es Bedarf gibt." Bedarf an Pflegekräften gäbe es im Weidener Klinikum stets, so Götz. "Wir suchen immer Personal. Bei insgesamt 750 Arbeitsplätzen sind wir aktuell zwei oder drei Stellen im Minus." Kein schwerwiegender Pfleger-Mangel, aber von Vollbesetzung kann nicht die Rede sein. Pflegekräfte seien rar gesät.

Zwei-Klassen-Krankenhaus

Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass ein Krankenhaus Pflegekräfte, die "am Bett arbeiten", finanziert bekommt. Anderes Pflegepersonal, das zum Beispiel im OP, in der Notaufnahme oder in der Endoskopie arbeitet, soll nur zum Teil vom Staat gegenfinanziert werden. "Eine solche Zwei-Klassen-Politik führt schnell zu Unzufriedenheit innerhalb eines Krankenhauses", sagt Josef Götz. "Das zu verhindern, wäre eine meiner großen Bitten an die Politik."

Ein weiteres Problem sieht Götz bei den Kriterien für die finanzierten Stellen: Nicht nur müssen die Pfleger am Bett arbeiten, sie müssen auch eine dreijährige Ausbildung abgeschlossen haben. "Dadurch bildet sich ein Flaschenhals", meint Josef Götz. Noch weniger Menschen kämen für die Stellen in Frage. "Aber wir werden sehen, welche Möglichkeiten wir in zwei Jahren haben." Er gibt sich zuversichtlich.

Zu wenig Krankenpfleger

Ähnlich sieht die Situation in den Asklepios-Kliniken in Oberviechtach und Burglengenfeld aus. "Gerade im ländlichen Raum sind Stellen oft schwer zu besetzen", heißt es in einer Stellungnahme. Aktuell seien an beiden Standorten Pflegestellen unbesetzt, weil die Kliniken nicht genügend qualifizierte Bewerbungen erhalten hatten.

Geht es um den Gesetzesentwurf, hält sich Asklepios zurück. Der Einführung von Vorgaben zur Personalzahl steht Asklepios allerdings deutlich kritisch gegenüber: "Weder ist bisher die Finanzierung von mehr Pflegepersonal gesichert, noch ist das gewünschte Personal so am Markt verfügbar." Grundsätzlich aber sehen auch die Asklepios-Kliniken die Gegenfinanzierung als "positiven und notwendigen Ansatz". Nur durch eine Aufwertung des Pflegeberufs und mehr finanzierte Stellen könnten die offenen Stellen langfristig besetzt werden. "Wir sind gespannt auf die endgültige Gesetzesfassung."

"Die Politik hat erkannt, dass sich in der Pflege etwas ändern muss. Viele der Neuerungen sehe ich sehr positiv."

Josef Götz, Vorstand Kliniken Nordoberpfalz AG

 
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