Spektakuläres barockes Kolorit

Oberviechtach
02.06.2019 - 15:02 Uhr

Das Volksstück ist eine Hommage an Johann Andreas Eisenbarth. Zugleich erleben die Zuschauer aber auch aberwitzige Ausprägungen seiner Epoche.

Ein Prestigegerangel bestimmt den Streit der Bürgersfrauen, wem zuerst Eisenbarths Hilfe zuteil wird.

„Eisenbarth erleben“ lautet das Motto der Wanderinszenierung des Doktor-Eisenbarth-Festspiels, das am Wochenende im 18. Jahr auf die Bühne gebracht wurde. Keine Inszenierung gleicht der anderen, seit Oberviechtach im Jahr 2002 Festspielstadt geworden ist. Das Volksstück über das Leben von Oberviechtachs berühmtem Sohn vollzieht sich inzwischen an sechs Schauplätzen rund um die Taufkirche des Wanderarztes aus der Barockzeit, dessen Wirken an über 100 Orten in Deutschland und dem angrenzenden Ausland nachgewiesen ist.

Drei hochangesehene Taufpaten hatte Johann Andreas Eisenbarth 1663 in Oberviechtach.

Die aktuelle Inszenierung, die der im Frühjahr überraschend verstorbene Regisseur Michael Eckl konzipiert hat, vollzieht einen Spagat zwischen einer authentischen Darstellung Eisenbarths, der am 27. März 1663 in Oberviechtach geboren wurde, und der Umsetzung eines spektakulären barocken Kolorits. Dieses entfaltet sich vor allem in der zweiten der insgesamt sechs Szenen.

Streit der Ärzte vor dem Landgrafen von Hessen-Kassel im Hintergrund.

Der Metzger Casco (Tobias Heindl) entfernt brutal einen Blasenstein, wobei der vor Schmerzen kreischende Patient stirbt. Der vergeistigte Alchemist Abramo (Florian Waldherr) scheitert kläglich, als er dem Landgrafen von Hessen-Kassel (Michael Trapp) Pfauenkot zur Potenzförderung verabreicht. Meister Olearius (Michael Brunner) schließlich verordnet selbst beim Grauen Star den Aderlass, „damit die dunklen Säfte aus dem Körper entfernt werden“.

Das angebliche Pestopfer protestiert heftig die Verdächtigung.

Als Kontrast zu diesen abstrusen Heilungsversuchen tritt Johann Andreas Eisenbarth (Andreas Fleischer) auf, der medizinisch korrekt den Grauen Star des Ratsherrn Rothenbach (Stefan Eiser) behandelt und ebenso souverän einen chirurgischen Eingriff beim Feldhauptmann des hessischen Landgrafen vornimmt. Unter der Regie von Florian Waldherr werden diese Szenen sehr schlüssig, aber auch unterhaltsam umgesetzt.

Die drei Scharlatane Abramo, Casco und Olearius (links) werben um die Gunst des erblindeten Ratsherrn Rothenbach in Begleitung seiner Tochter.

Große Anerkennung gebührt auch der Kostümausstattung von Johanna Brandl sowie der Requisite von Anna Waldherr, der Maske von Daniela Uschold, dem Bühnenbau von Andreas Süß und Niko Thein sowie der Technik (Licht und Ton) von Tobias Frauendorfer. Alle erbringen mit ihren jeweiligen Teams nicht zuletzt wegen der wechselnden Spielplätze ein Höchstmaß an Präzision und Dynamik.

Eisenbarths Geist (Reiner Reisinger) erscheint in der Anfangs- und Schlussszene in kommentierender Funktion.

Bei der aktuellen Inszenierung wurden die erste und die letzte Szene noch von Michael Eckl sehr schlüssig erweitert. So begleitet ein Reigen von Waisenkindern mit den Schwestern Hildegardis (Bianca Reil) und Adelgundis (Theresa Reis) die Taufszene und in der Schlussszene erscheint die Gauklertruppe mit ihren Feuerspuckern, Jongleuren und atemberaubenden Pyramiden in einem neuen Licht. Es zeigt sich, dass bei einem Ensemble von über 100 Mitwirkenden einem funktionierenden Teamwork oberste Priorität zukommt.

Weitere Termine:

Weitere Spieltermine sind der 8. Juni, 15 Uhr und 20 Uhr, sowie der 9. Juni, 15 Uhr und 20 Uhr. Informationen und Karten gibt es im Rathaus Oberviechtach (Telefon 09671/307-16) oder online unter www.doktor-eisenbarth.de.

 
 

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